Wilde Flammen
Wohnwagen angekommen, schob er sie ohne groÃe Umstände hinein. Sobald er das Licht einschaltete, musste sie gegen die Helligkeit blinzeln.
»Ziehen Sie die Jacke aus.« Schon zog er an dem ReiÃverschluss, noch bevor sie selbst dazu kam. Als sie unwillkürlich einen Schritt zurückwich, zog er nur spöttisch eine Augenbraue in die Höhe, dann schüttelte er sich die nasse Jacke von den Schultern und ging zu der Kochnische, um frischen Kaffee aufzubrühen.
Jo nahm den tropfenden Hut ab und schüttelte ihr Haar aus. Mechanisch hängte sie Hut und Jacke auf die Garderobenhaken, während sie sich unauffällig umsah.
Es war jetzt sechs Monate her, seit sie zum letzten Mal in diesem Wohnwagen gewesen war. In Franks Wohnwagen. Und wie jemand, der nach langer Zeit einen alten Freund besucht, forschte sie mit klopfendem Herzen, ob irgendwelche Veränderungen zu entdecken waren.
Da stand noch immer die gleiche Tischlampe mit dem verblichenen Lampenschirm, die Frank zum Lesen benutzt hatte. Ganz offensichtlich war der kaputte Schalter aber inzwischen repariert worden. Das Kissen, ein Weihnachtsgeschenk von Lillie, der Garderobenfrau, verdeckte noch immer das kleine Brandloch in der Ecke der Sitzbank. Jo bezweifelte, dass Keane das Loch überhaupt schon bemerkt hatte. Franks Pfeife stand nach wie vor in ihrem Halter auf der Anrichte unter dem Fenster. Jo konnte nicht widerstehen und fuhr mit den Fingern leicht über den rauchgeschwärzten Pfeifenkopf.
»Er hat es nie geschafft, sie richtig zu stopfen«, murmelte sie gedankenverloren. Plötzlich waren alle ihre Sinne in Alarmbereitschaft. Rasch drehte sie sich um. Keane studierte sie mit undurchdringlichem Blick. Sofort lieà sie die Hand sinken. Es geschah nur selten, doch dieses Mal wurde sie rot.
»Wie trinken Sie Ihren Kaffee, Jo?«
Sie schluckte. »Schwarz.« Sie wusste zu schätzen, dass er sie mit ihren Gedanken allein lieà und keine Bemerkung machte. »Nur schwarz. Danke.«
Keane stellte zwei dampfende Becher auf den schmalen Tisch. »Setzen Sie sich doch. Und ziehen Sie endlich die Schuhe aus. Die sind ja völlig durchnässt.«
Das Wasser in ihren Schuhen verursachte schmatzende Geräusche, als sie zu der Bank ging und sich setzte. Mit klammen Fingern löste sie die nassen Schnürsenkel. Keane schob ihr einen Becher hin und verschwand im hinteren Teil des Wohnwagens. Als er zurückkam, nippte Jo bereits an dem heiÃen Getränk.
»Hier.« Er reichte ihr ein Paar trockene Socken.
Erstaunt schüttelte Jo den Kopf. »Nein danke, das ist nicht nötig â¦Â«
Ihre Stimme erstarb, als er sich vor ihr hinkniete und ihre FüÃe in die Hände nahm. »Die sind eiskalt.« Kräftig rieb er ihre Zehen, eine Geste, die Jo auf seltsame Weise wehrlos machte.
Die Wärme breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Ihr Herz begann schneller und schneller zu schlagen. »Da ich Sie im Regen festgehalten habe, bin ich wohl auch verantwortlich dafür, dass Sie morgen nicht niesend und hustend Ihre Vorstellung geben. So winzige FüÃe.« Mit dem Daumen strich er über ihren Knöchel, während Jo wortlos auf seinen dunklen Schopf starrte.
Regentropfen funkelten in seinem Haar. Wie gern hätte sie jetzt mit den Händen durch sein Haar gestrichen, hätte die nassen Strähnen an ihren Fingern gespürt. Sie war sich seiner Nähe ungeheuer bewusst. Insgeheim fragte sie sich, ob das wohl immer so sein würde, wenn sie sich in seiner Gegenwart befand. Keane zog ihr jetzt den zweiten Socken an. Seine Hand umfasste fest ihren Knöchel und glitt dann langsam höher. Er hob den Kopf, ihre Blicke trafen sich. In Jos Augen war Verwirrung zu lesen. Ihr Körper, den sie immer perfekt unter Kontrolle gehabt hatte, übernahm plötzlich die Vorherrschaft und entführte sie in Gefilde, die ihr Verstand noch nie erforscht hatte.
»Immer noch kalt?«, fragte Keane leise.
Jo fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt nicht mehr.«
Er lächelte voll männlicher Selbstsicherheit. Offensichtlich wusste er genau, welche Wirkung er auf sie hatte, und mit seinem Blick lieà er sie wissen, dass er es genoss. Ohne sein Lächeln zu erwidern, verfolgte Jo mit den Augen, wie er aufstand.
»Das heiÃt nicht automatisch, dass Sie gewinnen werden«, sagte sie laut als
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