Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Chicago geblieben wäre …«
    Â»Stopp!« Jamie schüttelte sie leicht bei den Schultern. »Du solltest es besser wissen, als dich zehn Minuten vor deinem Auftritt aufzuregen. Das kannst du dir nicht leisten. Du darfst an nichts anderes denken als an deine Löwen und daran, was du in diesem Käfig tun wirst.«
    Â»Das schaffe ich schon«, murmelte sie.
    Â»Jo.« Es war eine Mahnung, die dennoch Trost und Mitgefühl enthielt.
    Fast unwillig sah Jo in sein Gesicht. Seine Augen blickten so ernst in der grellen Clownsmaske. Mit einem schweren Seufzer legte sie die Stirn an seine Brust. »Jamie, es macht mich so wütend! Er wird alles ruinieren.«
    Â»Darum machen wir uns Sorgen, wenn es so weit ist.« Beruhigend strich er ihr über das lange Haar.
    Â»Aber er versteht uns nicht. Er versteht überhaupt nichts.«
    Â»Na, dann liegt es wohl an uns, es ihm zu erklären, oder?«
    Jo hob den Kopf und krauste die Nase. »Du bist immer so verdammt vernünftig.«
    Â»Selbstverständlich!« Er stellte sich in Clownspose und wackelte mit den buschigen orangeroten Augenbrauen. Jo konnte nicht anders, sie musste lachen. »Wieder in Ordnung?«, fragte er und nahm seinen Konfettieimer auf.
    Â»Ja, alles in Ordnung«, versicherte sie lächelnd.
    Â»Gut, denn ich muss jetzt wieder rein.« Damit verschwand er durch den Vorhang in die Manege.
    Jo lehnte die Wange an den Hals der Stute. »Ich bin sicherlich nicht diejenige, die einem eingebildeten Anwalt aus der Stadt erklären wird, wie unser Zirkus funktioniert«, sagte sie leise.
    Ich wünschte, er wäre nie hier aufgetaucht, fügte sie in Gedanken hinzu, als sie sich auf den Rücken des Pferdes schwang. Ich wünschte, mir wäre nie aufgefallen, dass er die gleichen Augen wie Ari hat. Ich wünschte, er hätte mich nie geküsst.
    Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Lügnerin, schalt eine kleine Stimme in ihrem Kopf sie. Gib’s zu, du hast es genossen. So etwas hast du noch nie gefühlt. Du wolltest ja sogar, dass er dich heute wieder küsst.
    Jo versuchte diese Gedanken abzuschütteln. Sie brauchte unbedingt einen klaren Kopf. Tief Luft holend wartete sie, bis der Conférencier sie ansagte, dann stieß sie der Stute leicht die Fersen in die Flanken und galoppierte in die Manege.
    Es lief überhaupt nicht. Das Publikum applaudierte zwar begeistert wie immer, doch Jo wusste genau, welche Probleme sie heute mit den Löwen hatte. Ihre Unruhe übertrug sich auf die Katzen, die Tiere waren nur schwer unter Kontrolle zu halten. Immer wieder musste Jo ihr Timing ändern, und als die Vorführung zu Ende war, fühlte sie sich völlig erschöpft. Erleichtert übergab sie den knurrenden Merlin an Buck und rieb sich die schmerzenden Schläfen.
    Der hünenhafte Helfer kam zu ihr, sobald er den Käfig gesichert hatte. »Was ist los mit dir?« Buck regte sich nur selten auf, doch dieses Mal war der Ärger deutlich in seiner Stimme zu hören. Er hatte also die Vorstellung mit angesehen. Und im Gegensatz zum Publikum war ihm sofort aufgefallen, was alles falsch gelaufen war. »Wenn du noch mal in dieser Verfassung in den Käfig gehst, wird eine dieser Katzen herausfinden wollen, wie du schmeckst.«
    Â»Mein Timing passte nicht so genau, das ist alles.« Jo versuchte das ungute Gefühl in ihrem Magen zu ignorieren.
    Â»Nicht so genau?« Erbost funkelte Buck sie an, eine beeindruckende Gestalt mit wilder Mähne und buschigem blonden Bart. »Wem willst du hier was vormachen? Du arbeitest mit Löwen, nicht mit Hauskatzen. Ich kannte diese unberechenbaren Viecher schon, da warst du noch gar nicht auf der Welt. Wenn du in diesen Käfig gehst, musst du gefälligst auch konzentriert bei der Sache sein.«
    Natürlich hatte er recht. »Ich weiß, Buck«, gestand sie. Erschöpft fuhr sie sich durchs Haar. »Es wird nicht wieder vorkommen. Wahrscheinlich bin ich nur müde und deshalb etwas unkonzentriert.« Sie lächelte entschuldigend.
    Buck ließ ein Schnauben hören. In den ganzen fünfundvierzig Jahren seines Lebens hatte er niemals dem Lächeln einer Frau widerstehen können. »Na schön«, brummte er. »Aber nach dem Finale legst du dich sofort hin und ruhst dich aus. Bis zum Abendessen will ich dich nicht sehen, verstanden?«
    Â»Ja, verstanden«, stimmte sie

Weitere Kostenlose Bücher