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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ballerina fest an sich drückte.
    Â»Nichts.« Jo richtete sich hastig auf. »Ich muss gehen.« Sie brachte es nicht über sich, die Puppe zurück in die Truhe zu legen. »Darf ich die behalten?«, fragte sie unsicher. Sie wollte ihre Gefühle nicht vor ihm zur Schau stellen. Einen spöttischen Kommentar würde sie jetzt nicht ertragen oder, noch schlimmer, einen amüsierten.
    Langsam kam Keane auf sie zu und hob sanft ihr Kinn an. »Sie scheint Ihnen doch bereits zu gehören.«
    Â»Ja, es war meine Puppe. Ich wusste nicht, dass Frank sie aufgehoben hat.« Ihre Finger umklammerten die Spielzeugballerina. »Bitte«, flüsterte sie. Der Gefühlstumult in ihr nahm gefährliche Ausmaße an. Der ganze Abend war eine Achterbahnfahrt der Emotionen gewesen, der Höhepunkt war mit dem Finden des wertvollsten Schatzes ihrer Kindheit erreicht. Wenn sie sich nicht sofort zurückziehen konnte, würde sie Zuflucht in Keanes Armen suchen. Die eigene Schwäche entsetzte sie und machte ihr Angst. »Bitte lassen Sie mich vorbei.«
    Zuerst schien es, als wollte er sich weigern, doch dann trat er beiseite. »Ich bringe Sie noch zu Ihrem Wohnwagen zurück.«
    Â»Nein!« Das kam viel zu schnell, viel zu heftig. »Nein danke«, wiederholte sie beherrschter. »Das ist nicht nötig.«
    Hastig ging sie zurück zur Garderobe und schlüpfte in ihre Schuhe. Sie war zu aufgewühlt, um daran zu denken, dass sie noch immer seine Socken trug. »Wir müssen ja nicht beide wieder nass werden. Außerdem will ich noch nach meinen Löwen sehen, und …«
    Â»Und Sie wollen nicht allein mit mir in einem Wohnwagen sein. Weil Sie Angst vor Ihren eigenen Gefühlen haben, oder?«
    Zuerst wollte sie es bestreiten, doch ein Blick in seine Augen zeigte ihr, wie unsinnig das wäre. »Ja, das auch«, gab sie zu.
    Keane strich ihr behutsam das Haar zurück. Dann nahm er ihren Hut vom Haken und stülpte ihn ihr auf, und er hielt ihr die Jacke hin, damit sie hineinschlüpfen konnte. Bevor sie sich bedanken konnte, zog er ihr den Reißverschluss zu. Einen Augenblick lang schaute er ihr in die Augen, dann zog er ihr den Hut tief in die Stirn. Es waren unschuldige, harmlose Handgriffe, und doch berührten sie Jo bis tief in ihre Seele. Sie waren von einer Intimität, die sie bisher nie erfahren hatte.
    Â»Wir sehen uns morgen«, sagte er leise.
    Jo nickte nur. Die Puppe fest an sich gedrückt, öffnete sie die Tür. Der Regen trommelte auf das Wohnwagendach. »Gute Nacht«, murmelte sie und verschwand in der Dunkelheit.

5. K APITEL
    Der Morgen roch frisch, die Luft war kühl. In den Pfützen auf dem neuen Lagerplatz spiegelte sich ein Regenbogen. Endlich war der Himmel wieder blau, kleine weiße Wolken verteilten sich darüber und zogen gemächlich ihre Bahn. Fröhlicher Lärm drang aus dem Küchenzelt, das Frühstück wurde serviert.
    Doch Jo hatte keinen Appetit. Eine innere Unruhe hatte Besitz von ihr ergriffen. Ganz gleich wie sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht, Keane Prescott aus ihren Gedanken zu verbannen. Immer wieder dachte sie an die Geschehnisse des gemeinsam verbrachten Abends. Jede einzelne Szene stand ihr klar vor Augen, der leidenschaftliche Kuss, ihr Gespräch, seine Stimme, als er sich von ihr verabschiedet hatte. Seltsam, wenn sie mit ihm zusammen war, vergaß sie jedes Mal, dass er der Besitzer des Circus Colossus, dass er Franks Sohn war. Immer wieder musste sie sich daran erinnern, in welchem Verhältnis sie zueinander standen.
    Tief in Gedanken versunken, schlüpfte Jo in ihr Trikot. Ja, es stimmte. Sie hatte es nicht geschafft, die Beziehung zu Keane rein geschäftlich und auf den Zirkus beschränkt zu halten. Der Wunsch, einfach mit ihm zu reden und zu lachen, wurde immer drängender. Sie wollte ihm den Weg zeigen, wollte ihn hinführen zu der Magie und dem Zauber, der jedem Zirkus innewohnte. Wenn Keane das erst einmal erkannte, dann würde er auch den Rest verstehen.
    Jo selbst verstand in letzter Zeit allerdings herzlich wenig. Ganz besonders, wenn es um das Verhältnis zwischen ihr und Keane ging. Auch wenn sie sich inzwischen eingestehen konnte, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, so fand sie doch keinen schlüssigen Grund für sein Interesse an ihr.
    Warum ausgerechnet ich? fragte sie sich. Sie öffnete die Schranktür und betrachtete sich

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