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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ranch viele kleine Ranches – die Elkhorn Ranches – zu bauen, hatte er daher keine Schwierigkeiten, dieses Vorhaben zu finanzieren und vom Bezirk genehmigt zu bekommen. Die Ranchs – auf hundert Grundstücken von je eins Komma zwei Hektar nahe der Landstraße gelegen – waren ständiges Thema, ob morgens am Kaffee- oder abends am Biertisch. Die Straßen, Bordsteine, Gossen und Sackgassen waren bereits vermessen und in Beton gegossen. Die Grundstücke wurden international angeboten. 350 000-Dollar-Häuser wurden auf den besten Grundstücken errichtet, also gewöhnlich auf jedem Hügel. Bisher waren allerdings erst einige Häuser fertiggestellt und verkauft.
    Die Bäume teilten sich, und das gewaltige steinerne Giebelhaus tauchte auf – und ein Rancharbeiter, der Joe auf einem allradgetriebenen Quad entgegengerast kam, als wollte er partout mit dem Pick-up zusammenstoßen.
    Joe brachte seinen Wagen quietschend zum Stehen. Der Arbeiter umrundete den Kühler des Pick-up und bremste so, dass er neben der Fahrertür hielt. Eine Staubwolke senkte sich auf die beiden Männer.
    Der Rancharbeiter war drahtig und dunkelhaarig, und sein pockennarbiges Gesicht war sonnengebräunt. Er trug ein T-Shirt und eine Baseballkappe, auf deren nach hinten gedrehtem Schirm das Logo einer Futtermittelhandlung prangte. Die Staubwolke und die helle Morgensonne ließen ihn blinzeln, und er erhob sich von seinem Sitz, bis er Joe in die Augen sehen konnte, behielt die Hände aber an den Griffen des Lenkers.
    » Ich bin Buster«, sagte er. » Was suchen Sie hier?« Nun erst bemerkte Joe das Holster und die Faustfeuerwaffe, die in Busters Jeans steckte.
    » Ich bin Joe Pickett und möchte beruflich mit Mr. Finotta reden. Ich bin von der Jagd- und Fischereibehörde von Wyoming.«
    » Das sehe ich an Ihrem Pick-up und Ihrem Hemd«, sagte Buster und erhob sich noch weiter, um in Joes Führerhaus blicken zu können. Maxine, die zu allen Fremden freundlich war, ließ die Zunge heraushängen und hechelte.
    » Weshalb wollen Sie Mr. Finotta sprechen?«
    Joe verbarg seinen Ärger. Es war nicht nötig, sich mit einem Rancharbeiter zu streiten. » Wegen zehn toter Rinder«, antwortete er schlicht.
    Das fiel in Busters Bereich. » Gehörten sie uns?«
    » Ja«, sagte Joe ohne jeden Kommentar.
    Buster dachte kurz verblüfft nach. Dann sagte er Joe, er solle im Wagen warten, während er Mr. Finotta Bescheid gebe.
    Joe zuckte bei dem furchtbaren Krach zusammen, mit dem Buster das Fahrzeug aufheulen ließ, das Heck des Pick-up umrundete und zum Haus raste. Ohne sich um seine Anweisung zu scheren, fuhr Joe ihm nach und parkte zwischen einem Anbindebalken für Pferde und Finottas schwarzem Chevrolet-Geländewagen.
    Das Haus war so beeindruckend wie einschüchternd. Es schien zu einer Zeit errichtet worden zu sein, als Rancher sich als Feudalherrn eines neuen, wilden Landes gesehen und entsprechend gebaut hatten. Drei steil aufragende Giebel durchbrachen das rote Schieferdach, und ganz vorn befand sich ein zweistöckiger Turm aus Stein. Das Gebäude war aus großen, gerundeten Natursteinen errichtet, die wohl zu einer Zeit aus dem Fluss gebaggert worden waren, als dies noch keiner Genehmigung bedurfte. Riesige Sprossenfenster mit Hunderten von winzigen Scheiben sahen über den Hof der Ranch hinweg in die Berge.
    Als Buster die Haustür öffnete, erwartete Joe beinahe, er werde sich verbeugen und etwas sagen wie: » Mr. Finotta wird Sie nun empfangen.« Stattdessen forderte er ihn nur mit einer Kopfbewegung auf, hereinzukommen. Joe gehorchte.
    Die Eingangshalle war eingerichtet, wie man sich Mitte der fünfziger Jahre traditionelles Ranchmobiliar dachte. Sessel und Sofas waren mit rotbunten, stark nachgedunkelten Fellen von Hereford-Rindern bezogen. Der Kronleuchter, der an dicken Kettengliedern von der hohen Decke hing, war ein Wagenrad mit 50-Watt-Birnen auf den Speichen. An der dominierenden Wand prangten glühend in die Holzverschalung gedrückte Brandzeichen der umliegenden Ranches, und unter jedem Zeichen befand sich eine kleine Messingtafel mit dem jeweiligen Namen.
    Joe blieb stehen und staunte, das Zimmer gemustert zu haben, ohne dass ihm die kleine Gestalt aufgefallen war, die im Schatten eines üppigen immergrünen Baums in einer Ecke am Fenster saß.
    » Kann ich Ihnen etwas bringen?« Ihre Stimme war hoch und kratzig. Jetzt konnte Joe sie deutlich erkennen. Es machte ihn verlegen, sie aus Unaufmerksamkeit und wegen ihrer Reglosigkeit beim Eintreten

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