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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Adern an seinen Schläfen pulsierten, obwohl seine Augen und seine Miene ernst und gefasst blieben.
    » Die Besprechung ist beendet«, erklärte er. » Stellen Sie sich darauf ein, dass ich Ihren direkten Vorgesetzten und den Gouverneur, den Sie damals festgenommen haben, über Ihren Auftritt in Kenntnis setzen werde.«
    Joe zuckte ergeben die Achseln. Er hatte gewusst, dass so etwas wahrscheinlich passieren würde, wenn er das Wapiti erwähnte, doch er hatte sich nicht beherrschen können.
    » Oder«, fuhr Finotta fort, als wäre diese Art des Verhandelns für ihn so natürlich wie das Atemholen, » Sie sind bereit, Schadensersatz für mein Vieh zu beantragen.«
    Joe bekam noch eine Chance. Er wusste, dass der Gouverneur dafür bekannt war, seine Behörden bis ins Detail zu kontrollieren, und er kannte zudem Staatsangestellte, die regelrecht aus dem Amt geprügelt worden waren. Marybeth und er waren noch immer im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Monatsgehalt von der Armut entfernt, und das Haus, in dem sie wohnten, gehörte dem Staat. Seit seinem Konflikt mit Les Etbauer, dem Stellvertretenden Leiter der Jagd- und Fischereibehörde, mit dem er im Zuge seiner Untersuchung des Mordes an drei Ausrüstern aus der Gegend heftig aneinandergeraten war, hatte Joe sich im Bezirk Twelve Sleep einiges Ansehen erworben – aber längst nicht genug, um sich einigermaßen sicher fühlen zu können. Natürlich gab es Beschwerdeinstanzen, doch die staatliche Bürokratie hatte so ihre Methoden, betroffenen Mitarbeitern die Arbeit derart zu verleiden, dass selbst Jagdaufseher schließlich von sich aus den Dienst quittierten. Manchmal wurden Aufseher, die in Ungnade gefallen waren, in Gegenden versetzt, wo niemand hinwollte, nach Baggs oder Lusk zum Beispiel. Diese Orte waren in Wyoming das Pendant zu dem furchtbaren Provinzkaff, in das einst FBI-Agenten gesandt worden waren: Butte, Montana.
    » Ich komme in dieser Sache wieder auf Sie zu«, hörte Joe sich sagen und verließ das Zimmer.
    Ginger saß noch immer an ihrem alten Platz. Joe verabschiedete sich von ihr. Sie wiederholte, dass sie ihn hätte beißen können, wenn sie eine Schlange wäre.
    Er verließ die Ranch über das Baugelände und raste wütend durch breite, leere Straßen. Einmal quietschten die Reifen, als er versehentlich in eine Sackgasse bog. Er warf den neu gegossenen Fundamenten und den großen, frisch ausgehobenen Erdhaufen im Vorbeifahren bittere Blicke zu und hätte fast einen Hydranten umgefahren. Er fragte sich, welche Menschen sich entscheiden mochten, hier ein Grundstück von gut einem Hektar zu erwerben, um in den Elkhorn Ranches zu leben.
    Und er überlegte, was er Jim Finotta beim nächsten Besuch sagen würde.
    Joe bog von der Landstraße in hügeliges Gelände ab, das dem Landverwaltungsamt gehörte und mit frischem Frühlingsgras bewachsen war. Er entdeckte einen vertrauten Hügel, hielt auf seiner Kuppe und beobachtete für eine Stunde drei und vier Monate alte Pronghorn-Antilopen mit ihrer Herde, überzeugt, dass ihn dies beruhigen und ihm hoffentlich helfen würde, die Dinge wieder im richtigen Verhältnis zu sehen. Die Pronghorns – trotz ihres Namens nicht mit Antilopen, sondern mit Ziegen verwandt – waren einzigartig entwickelt, um in den trockenen Rocky Mountains zu überleben und zu gedeihen. Einjährige Pronghorns – oft als Zwillinge zur Welt gekommen – waren erstaunlich wilde Tiere und entwickelten sich immer mehr zu Joes Lieblingen. Junge Pronghorns hatten nicht die weichen Züge, die großen Augen und das unbeholfen Knuffige der meisten Jungtiere. Binnen Wochen nach der Geburt wurden sie Miniaturausgaben ihrer Eltern – mit herrlich proportionierten, aber zwergenhaften langen Beinen, braunweißer Tarnfärbung und der Fähigkeit, von null auf hundert zu beschleunigen, wenn sie Gefahr witterten, und nur eine hahnenschwanzartige Staubwolke zu hinterlassen.
    Er beobachtete die Antilopen und ging dabei immer wieder in Gedanken sein Gespräch mit Jim Finotta durch. Die Unterredung und die ganze Situation waren rasch außer Kontrolle geraten und hatten sich in eine Richtung bewegt, die Joe nicht vorausgesehen hatte. Und er hatte nicht gut reagiert.
    Dabei dachte er nicht so sehr an das, was Finotta gesagt oder angedeutet hatte. Ihn beunruhigte vor allem, was der Anwalt nicht gefragt hatte.
    Joe hatte keine Erfahrung darin, einem Rancher mitzuteilen, seine Rinder seien explodiert – so lächerlich das auch klang, als er nun darüber

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