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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zornesblick hätte Eis zum Schmelzen bringen können.
    » Außerdem«, fuhr er fort, » warum ist das so wichtig?«
    Marybeth stieß unvermittelt einen kleinen Wutschrei aus, warf die Zeitung auf einen Stuhl, stürmte die Treppe hinauf und ins Schlafzimmer, warf die Tür hinter sich zu und schloss vernehmlich ab.
    Joe und die Mädchen stierten stumm auf den Ort, an dem Marybeth gerade noch gestanden hatte.
    » Was hat Mom denn?«, fragte Sheridan.
    » Sie ist bloß aufgeregt«, antwortete Joe. » Ansonsten ist alles in Ordnung.«
    » Wer ist Stewie Woods?«, wollte Lucy von Sheridan wissen.
    Sheridan zuckte die Achseln, wandte sich wieder dem Frühstück zu und warf Lucy einen » Sei bloß still«-Blick zu.
    » Mädchen, esst auf und zieht euch für die Schule an«, sagte Joe schroff.
    Er brachte die Kinder zu Fuß zum Bus, gab ihnen einen Abschiedskuss, sagte dem Fahrer Hallo und Guten Morgen und ging ins Haus zurück, um weiter Zeitung zu lesen. Joe wusste aus Erfahrung, dass Marybeth Zeit brauchte, wenn sie verärgert war, und er würde ihr diese Zeit lassen.
    Der Bericht auf der ersten Seite war detaillierter als üblich, und Sheriff Barnum wurde ausführlich zitiert. Während die Frau, die am Ort der Explosion getötet worden war, noch offiziell identifiziert werden musste – obwohl Joe wusste, dass man ihren Führerschein aus Rhode Island in einer Bauchtasche am Tatort gefunden, bisher aber keinen Kontakt mit Verwandten hatte aufnehmen können –, war der Mann vorläufig als der Umweltaktivist Stewie Woods identifiziert worden. Eine Brieftasche mit Führerschein, Kreditkarten und Eine Welt -Ausweis – mit Mitgliedsnummer 1 – war in einem am Ausgangspunkt des Wanderwegs geparkten Subaru gefunden worden. Seine Schuhe, sein Rucksack und das berühmte rote Kopftuch hatten am Ort des Verbrechens gelegen. Ein Zimmermannsbeutel voller Nägel und ein kleiner Vorschlaghammer mit Fingerabdrücken wurden gefunden. Beamte der Nationalforstverwaltung bestätigten, dass in Tatortnähe Nägel in Bäume geschlagen worden waren und eine erkennbare Spur solcher Bäume von der Straße zum Explosionskrater führte. Die kriminaltechnischen Untersuchungsergebnisse aus Cheyenne lagen noch nicht vor, doch alle Indizien am Ort der Explosion deuteten darauf hin, dass der Tote, der sich in Luft aufgelöst zu haben schien, Woods war.
    Joe hatte am Vortag mit Sheriff Barnum gesprochen, als sie sich auf einer schmalen Schotterstraße begegnet waren. Beide waren aufs Bankett ausgewichen, hatten nebeneinander angehalten, die Scheiben runtergelassen und mitten in der Salbeistrauchprärie eine Cowboykonferenz abgehalten. Barnum gab die Theorie zum Besten, Woods habe Sprengstoff an ein Rind schnallen wollen, um auf diese spektakuläre Weise Aufmerksamkeit zu gewinnen. Stewie Woods und Eine Welt seien immerhin für solche Aktionen bekannt. Wer Nägel in Bäume schlage, Maschinen und schweres Gerät, mit dem man Waldwirtschaftswege anlege, unbrauchbar mache oder andere » direkte Aktionen« durchführe, derer Eine Welt sich rühme, für den sei es schließlich nur noch ein kleiner Schritt, Rinder in die Luft zu sprengen, die auf öffentlichem Grund weideten, und so den Ökoterrorismus weiter eskalieren zu lassen.
    Der Sheriff bezweifelte, dass Woods und seine Kumpane die nötige Übung und Erfahrung hatten, um auf sichere Weise mit Plastiksprengstoff zu hantieren. Barnum vermutete, er sei explodiert, als Woods und seine Gefährtin dabei gewesen seien, ihn an eines der Tiere zu schnallen.
    Danach war Joe dem Sheriff in dessen Büro gefolgt. » Bei meinen Ermittlungen ist es wie bei meinen Frauen – ich mag es, wenn die Sache rasch erledigt ist«, sagte Barnum.
    Joe hatte ihn diesen Spruch seit zwei Jahren mehrfach sagen hören und fand ihn noch immer lächerlich.
    Der Sheriff zeigte ihm das Bündel Faxe, das in den letzten beiden Tagen in seinem Büro aufgelaufen war. Meist handelte es sich um Zeitungsausschnitte, die über frühere radikale Umweltaktivitäten von Stewie Woods und Eine Welt berichteten. Joe las einige davon. Woods und seine Kollegen hatten erst vor ein paar Jahren viel Aufmerksamkeit damit erregt, ein großes Leinentuch vom Steg eines Staudamms in Colorado abzurollen und so den Eindruck zu erwecken, durch das für 800 Millionen Dollar errichtete Bauwerk laufe ein gewaltiger Riss. Sie hatten dies im Rücken des Innenministers getan, der gerade eine Rede über Energiegewinnung aus Wasserkraft hielt. Dieses Kunststück war auf

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