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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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pfeifend durch die Zähne aus. » Gott sei Dank.«
    » Diesmal wird es dir nichts ausmachen«, sagte Charlie. » Diesmal erwischt es einen Anwalt.«
    Der Alte lächelte, allerdings eher über Charlies rare Anwandlung von Leichtigkeit.
    Tibbs drehte sich zu ihm um und lächelte ihm linkisch zu. » Wir haben gute Arbeit geleistet. Wir haben dreißig Jahre lang verloren. Wir haben einfach nur dagesessen und Prügel eingesteckt, Prügel eingesteckt, Prügel eingesteckt, weil wir dachten, die Politiker oder Richter würden irgendwo und irgendwie aufwachen und die Dinge in Ordnung bringen. Aber wir haben zu lange gewartet und sind zu ruhig gewesen. Wir haben ihnen beinahe alles überlassen, was sie haben wollten. Es ist wirklich höchste Zeit gewesen, zum Angriff überzugehen. Und wir beide stehen in vorderster Linie. Wir sind die wahren Kämpfer«, raunte er.
    » Wir haben ein klaffendes Loch in die Front der Umweltschützer gerissen. Diese Mistkerle mit ihren Sandalen, Nickelbrillen, Prozessen und Treuhandfonds wissen nicht einmal, wer sie getroffen hat. Jetzt ist es Sache unserer Auftraggeber, diese Lücke in der gegnerischen Linie zu nutzen und mit voller Wucht durchzustoßen. Das ist der erste Schritt, unser Land zurückzugewinnen – und unseren Westen.«
    Der Alte war sprachlos. Seit er Charlie vor drei Monaten begegnet war und bei all ihren Übungen und Reisen, hatte Tibbs pro Woche nicht so viel geredet wie eben. Nun aber hatte er sich als wortgewandt und entschlossen erwiesen – und als eine Persönlichkeit voll selbstgerechter Leidenschaften und Rachegefühle. Und er war, wie der Alte fand, der schrecklichste Mensch, dem er je begegnet war.

16
    Am nächsten Morgen sah Robey Hersig, Bezirksstaatsanwalt des Twelve Sleep County, von seinem Schreibtisch auf, erblickte Joe Pickett – den Hut in der Hand – auf der Schwelle und seufzte theatralisch.
    » Joe, kommen Sie rein, und machen Sie die Tür zu«, sagte er und schob seinen Stuhl zurück. » Was ich Ihnen zu sagen habe, wird Ihnen nicht gefallen.«
    Joe trat ein und setzte sich auf den ramponierten Stuhl vor Hersigs Schreibtisch. Das Büro war winzig und weckte klaustrophobische Gefühle. Obwohl er mit den Knien an den Tisch stieß, konnte Joe noch immer die Tür in den Rücken bekommen, falls jemand sie schwungvoll öffnete. An dreien der vier Wände prangten prall mit juristischen Büchern gefüllte Regale. Ein alter, vergilbter Monitor voller Fingerabdrücke stand unangeschaltet auf dem Tisch. Hinter Robey hingen sein gerahmtes Diplom von der juristischen Fakultät der University of Wyoming und ein Foto seines kleinen Sohns mit einer gut dreißig Zentimeter langen Bachforelle. Hersig absolvierte noch seine erste Amtszeit, war aber dennoch im ganzen Bezirk bekannt, weil sein Vater und seine Onkel dort bereits in dritter Generation Rancher waren. Hersig hatte während des Studiums Rodeos geritten, sich dabei in Deadwood aber Becken und Brustbein gebrochen und daraufhin beschlossen, sich ernsthaft der Juristerei zu widmen. Joe kannte ihn privat kaum, kam aber beruflich gut mit ihm aus und war bisher mit zwei Fällen zu ihm gekommen: Das eine Mal hatte Hersig einen einheimischen Piloten, der Wapitis mit dem Hubschrauber auf eine Lichtung getrieben hatte, damit sein dreizehnjähriger Sohn sie erlegen konnte, mit großem Nachdruck verfolgt; im zweiten Fall hatte der Bezirksstaatsanwalt keine Bedenken gehabt, eine hohe Strafe für einen Angler zu fordern, den Joe mit siebenundfünfzig Forellen erwischt hatte, also mit einundfünfzig Forellen mehr als erlaubt.
    Hersig war groß und hatte kurzes, grau meliertes und schütteres Haar und einen penibel gestutzten Vollbart. Im Gericht trug er gern seine großen Rodeoschnallen. Er ging methodisch vor und war wortgewandt; allerdings hieß es, er sei überaus vorsichtig und bestehe darauf, dass der Sheriff nur mit absolut wasserdichten Fällen zu ihm komme.
    » Ich hatte Sie gerade anrufen wollen«, sagte Hersig.
    » Ich war in der Gegend und dachte, ich schau mal, ob Sie da sind«, erklärte Joe. » Ich muss den Sheriff einiges über den Vorfall mit Stewie Woods fragen.« Barnums mit Unterlagen übersätes Arbeitszimmer lag ein Stück weiter den Flur entlang.
    » Ich hoffe sehr, dass kein Rind mehr in meinem Bezirk in die Luft geht«, stöhnte Hersig.
    » Was ist es denn, das mir nicht gefallen wird?«, wollte Joe wissen.
    Hersig lehnte sich zurück, legte die Stiefel auf den Tisch und blickte Joe direkt ins

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