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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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gestatten Sie, dass ich mich vorstelle«, keuchte er. » Ich bin John Coble und habe die letzten zwei Monate damit verbracht, Menschen Ihresgleichen umzubringen.«
    Stewie Woods saß reglos da, den Suppenlöffel halb zum Mund geführt. Sein Gesicht war schlecht zu sehen, da Cobles Augen sich noch nicht an die Dunkelheit der Hütte gewöhnt hatten.
    Coble hielt inne, holte mehrmals tief Luft und fuhr dann fort: » Was ich zu sagen habe, ist einfach. Hauen Sie schnellstmöglich von hier ab und blicken Sie nicht zurück. Und stellen Sie keine Fragen, denn wir haben keine Zeit. Ein Killer namens Charlie Tibbs kann hier jeden Moment auftauchen. Machen Sie keine Rast, ehe Sie nicht die USA verlassen haben. Setzen Sie sich nach Kanada oder Mexiko oder anderswohin ab – Hauptsache schnell. Nehmen Sie ein Flugzeug und wechseln Sie den Kontinent, wenn Sie können. Nehmen Sie zu niemandem Kontakt auf. Hauen Sie einfach nur ab!«
    Stewie legte den Löffel in die Schale. Seine Stimme krächzte und pfiff, als wäre sein Kehlkopf ein schlecht eingestellter Vergaser.
    » Ich schätze, ich habe mit Ihnen gerechnet. Mir war allerdings nicht klar, dass Sie so alt sind«, krächzte er. » Irgendwie macht das die Sache schlimmer.«
    Eine Frau kam von nebenan und rieb sich den Schlaf aus den Augen. » Stewie, ich …«, begann sie, ehe sie Coble bemerkte und überrascht nach Luft schnappte.
    » Britney, das ist John Coble«, sagte Stewie, blickte sich steif nach ihr um und fuhr dabei vor Schmerz zusammen. » Er ist einer der Männer, von denen ich dir erzählt habe.« Stewie Woods ist schlecht beieinander, dachte Coble.
    Britney wurde bleich, während sie Coble anstarrte.
    Stewie wandte sich wieder zu ihm um. » Das ist Britney Earthshare. Sie hat auf einem Baum gelebt, um gegen die Rodung eines jahrhundertealten Waldes zu protestieren. Sie ist berühmt.«
    Coble musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. » Ja, ich erinnere mich. Ich weiß noch, dass ich das für dumm hielt.«
    Stewie lachte über diese Bemerkung. » Britney steht mir bei, während ich gesunde. Sie ist ein Engel.«
    Coble ächzte.
    » Setzen Sie sich doch, und unterhalten Sie sich ein wenig mit mir«, bat Stewie höflich. » Sie haben vermutlich eine ziemlich interessante Geschichte zu erzählen.«
    Cobles Augen hatten sich noch immer nicht ganz an die dunkle Hütte gewöhnt. Als er Woods’ Züge zu erkennen begann, glaubte er, eine Horrormaske aus Hollywoods Trickkiste vor sich zu haben, die immer furchtbarer wurde, je genauer er hinschaute. Stewie war furchtbar entstellt. Sein Gesicht sah abscheulich aus. Seine charakteristischen Gesichtszüge waren einst ein prägnanter Kiefer, ausgeprägte Wangenknochen und leicht gelangweilt wirkende blaugrüne Augen gewesen, doch davon waren nur verstümmelte Reste geblieben. Ein Auge war vollends geschlossen, und das Lid bedeckte eine leere Höhle, aus der Flüssigkeit sickerte. Stewies Nase war auf einer Seite platt und surrte und flatterte dort beim Ausatmen wie ein Kolibriflügel. Coble schauderte zurück und sah weg. Britney stellte sich hinter Stewie und legte ihm die pummeligen Hände auf die Schultern. Sie hatte noch immer geweitete Augen.
    » Ich mache Ihnen keinen Vorwurf«, sagte Stewie. » Ich erschrecke mich noch immer manchmal selbst, zumal morgens, wenn ich in den Spiegel schaue und dem alten Stewie zu begegnen erwarte. Ich habe früher nämlich ziemlich gut ausgesehen.«
    Coble wandte ihm den Kopf wieder zu, blickte aber auf einen Punkt etwas links oberhalb seines Kopfs, um Stewie nicht noch mal ansehen zu müssen.
    » Ich habe keine Zeit, mich zum Plaudern hinzusetzen.«
    » Sie tun gerade eine gute Tat, nicht?«, fragte Stewie. » Beeindruckend.«
    » Ich bin nicht gekommen, um Sie zu retten oder zu schützen. Ich will auch nicht Ihr Freund sein. Ich halte Sie und Ihresgleichen noch immer für Mistkerle.« Er schüttelte den Kopf. » Und ich staune, dass Sie noch am Leben sind.«
    » Ich auch«, sagte Stewie. » Aber warum tun Sie’s dann?«
    Coble hatte einen seltsamen Gedanken. Er hielt seine Waffe noch in der gesenkten Hand. Es wäre ganz leicht, sie zu heben, Stewie und die Baumliebhaberin zu erschießen und zu Charlie Tibbs zurückzukehren. Er konnte ihm sagen, er habe den Auftrag allein erledigen wollen. Tibbs mochte ihm glauben oder nicht. Das Böse bietet Bequemlichkeit, dachte Coble – es ist einfacher.
    » Ich tue es für mich, nicht für Sie«, stieß er hervor. » Unser Auftrag erschien mir

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