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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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dreißigtausendfünfhundert Dollar Jahresverdienst Schluss – mehr habe ich dort nie bekommen. Und die Rente, die der Staat mir zahlt, beträgt nur die Hälfte davon. Charlie hat als Viehdetektiv immer viel mehr verdient, aber ich weiß nicht, auf welche Summen sich das belaufen hat.«
    Stewie sagte, dass er das verstehen könne.
    » Es war nicht schwer, uns anzuheuern«, fuhr Coble fort und forderte Stewie mit zornigem Blick und hochgezogenen Brauen heraus. » Doch im Gegensatz zu mir hätte Charlie Tibbs diesen Auftrag gratis übernommen. Ihm geht es nicht ums Geld. Es ist ihm von Anfang an nicht darum gegangen, und das wussten sie, als sie ihn anheuerten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er aufhört – auch dann nicht, wenn er alle auf der Liste erledigt hat.«
    Stewie hatte Coble während dessen Ausführungen mit seinem starr blickenden Auge geradezu durchbohrt. » Es ging also darum«, sagte er nun, » jeden auf Ihrer Liste unter möglichst erniedrigenden Umständen aus dem Weg zu räumen, damit er nicht zum Märtyrer taugen und nur durch die lächerlichen Umstände seines Todes in Erinnerung bleiben würde.«
    Coble starrte zurück.
    » Sie haben das sehr erfolgreich erledigt, John Coble«, sagte Stewie.
    » Stimmt.«
    » Aber was ist der Viehzüchtertrust?«
    Coble wollte schon antworten, hielt aber inne und rieb sich die Augen. Er war völlig erschöpft – fix und fertig.
    » Wer hat dort das Sagen? Wer sind Ihre Auftraggeber?«
    Coble winkte mit der einen Hand matt ab und rieb sich mit der anderen weiter die Augen.
    » Ich bin zu lange geblieben und habe zu viel geredet«, sagte er ächzend und stemmte sich auf die Beine. » Sie beide verschwinden am besten unverzüglich von hier. Ich brauche erst mal frische Luft.«
    Er öffnete die Tür und lehnte sich an den Türrahmen.

26
    Joe ritt in energischem Tempo bergan, blieb dabei möglichst im Wald und umging die grasigen Lichtungen. Lizzie wurde müde, griff nicht mehr so leicht aus, sondern musste sich den Weg hart erarbeiten und warf verärgert den Kopf. Ihre Hufe schleuderten feuchte schwarze Erdbrocken in die Luft.
    Joe versuchte, sich vorzustellen und durchzuspielen, was ihn in der Hütte erwartete. Sollte er sie auffordern, mit erhobenen Händen rauszukommen, oder sollte er ihnen zurufen, sich auf den Boden zu legen? Sollte er ihnen von seinem Verdacht erzählen, den Mann im schwarzen Pick-up betreffend? Der Schweiß rann ihm vom inneren Hutband in den Nacken.
    Weil Joe spürte, dass Lizzie mit ihren Kräften am Ende war, ließ er sie im Schatten eines Baumes halten. Während sie sich mit blähenden Nüstern ausruhte, richtete Joe sein Fernglas übers Tal hinweg auf den Hang gegenüber. Auf der Suche nach dem schwarzen Ford strich er über Lichtungen und Granitvorsprünge. Eine rasche Bewegung auf einer Wiese erschreckte ihn, doch beim Zurückschwenken stellte er fest, dass es sich bloß um eine Elchkuh handelte, die am Waldrand äste.
    Dann sah er Glas blitzen. Er stellte sein Fernglas schärfer und versuchte, das Objekt wieder in den Blick zu bekommen, obwohl Lizzie schwer und keuchend atmete und sein Herz gegen das Brustbein hämmerte. Schließlich fand er es: Das Glitzern kam von der Ladefläche des schwarzen Pick-up.
    Joe streckte sich nach einem Ast und richtete sich in den Steigbügeln auf, um besser sehen zu können. Er atmete vernehmlich ein. Der Mann mit dem Stetson stand auf der Ladefläche seines Wagens und beugte sich über ein langes, auf ein Stativ geschraubtes Gewehr. Das Glitzern kam vom Teleobjektiv. Joe nahm an, das Gewehr ziele auf die Hütte, die sich – der Ausrichtung der Waffe nach zu urteilen – nur ein kurzes Stück oberhalb von ihm befinden musste.
    Er hörte die Kugel vor dem Schuss – ein Geräusch, das sich wie reißender Stoff anhörte und unvermittelt mit einem hohlen, übelkeiterregenden Pock endete.
    Im Türrahmen der Hütte flog John Coble rückwärts durch die Luft und landete wuchtig auf dem Tisch, an dem Stewie Woods saß. Britney schrie auf und wich an die Wand zurück. Ihr T-Shirt und ihr Gesicht waren mit Blut, Knochensplittern und Gewebe bespritzt.
    Stewie stieß seinen Stuhl nach hinten und sprang auf. Cobles obere Kopfhälfte war verschwunden.
    Draußen rollte ein mächtiger Gewehrschuss wie Gewitterdonner durchs Tal.
    Jockeygleich vorgebeugt, preschte Joe auf Lizzie aus den Bäumen und über die Wiese, die sich den Hang hochzog und an der schattigen Vorderseite einer dunklen Hütte endete. Das Echo

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