Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
anfangs richtig – als letzte Möglichkeit, uns zu wehren. Ihr Umweltschützer habt unsere Art zu denken und zu leben bedroht. Ihr seid eines Tages einfach aufgetaucht und habt uns gesagt, alles, was wir seit vielen Jahren getan haben, sei falsch, und alle, die im Westen leben, seien dumme, unwissende Verbrecher.
    Ihr erwartet, dass alle hier sofort die einzige Arbeit aufgeben, die sie je hatten – ob im Bergwerk, auf den Feldern oder …« – er warf Britney einen bösen Blick zu – » … im Wald. Irgendwie sollen wir alle Arbeit finden, die man zu Hause am PC und mit Telefon und Modem erledigen kann. Eine andere Alternative habt ihr nicht geboten. Als ob Holzfäller und Cowboys einfach auf Softwareprogrammierer umsatteln könnten.«
    Coble redete immer lauter, und sein Gesicht erhitzte sich. » Keiner von euch weiß oder versteht, wie hart und karg es in dieser Gegend gewesen ist. Vor hundertvierzig Jahren war das noch Wildnis. Die Indianer hatten hier das Sagen. Selbst vor gut dreißig Jahren, als ich anfing, für den Staat Montana als Herdenbuchprüfer zu arbeiten, war es hier rau und hart. Das Wetter war schlecht, der Boden karg, und es gab kein Wasser. Kaum blickte man zurück, schien es, als schliche die Gegend sich heimtückisch an und warte nur darauf, einen auszulöschen. Kein Mensch ist hier je auf die Idee gekommen, er ruiniere die Welt. Im Gegenteil: Wir hatten das Gefühl, die Welt ruiniere uns!«
    Coble wies auf Stewie. » Ihr wollt, dass wir mit allem aufhören, was wir können. Und zwar, damit ihr – sollte es euch in den Sinn kommen, in euren neuen Autos von der Ostküste anzureisen – einen Wolf durchs Fenster sehen könnt. Ihr wollt aus unserer Heimat einen lebensechten Themenpark für abgedrehte Umweltschützer machen. Euch ist es völlig gleichgültig, wie viele Leute ihre Arbeit verlieren oder von hier vertrieben werden – nur damit ihr einen verdammten Wolf seht, obwohl hier über hundert Jahre lang keine Wölfe mehr gelebt haben.«
    Coble riss sich zusammen. Er merkte, dass er einen Monolog hielt, den er im Pick-up aus vielen Einzelteilen zusammengebaut und im Stillen eingeübt hatte, während er mit Tibbs kreuz und quer durchs Land gefahren war. Obwohl er von dem überzeugt war, was er sagte, hatte er keine Zeit dafür. Er stand auf und sah Stewie Woods an. Der blickte zurück. Er war zu einer grotesken Gestalt geworden.
    » Doch als Charlie und ich mit dem begannen, womit man uns beauftragt hatte, erschien es mir nicht mehr so edel. Im Gegenteil, ich habe mich allmählich wie der schlimmste Verbrecher gefühlt.«
    Coble hielt inne und schüttelte den Kopf.
    » Charlie allerdings nicht«, sagte er und verzog das Gesicht. » Er fand stets mehr Gefallen daran, begeisterte sich immer stärker dafür, wurde viel zu selbstgerecht. Und wir wurden allmählich schlampig, schon bei Ihrem Freund Hayden Powell, diesem Schriftsteller. Es gab keine Planung, keine Strategie, nichts – Charlie und ich wurden einfach zu Tieren, die Menschen auf möglichst schnelle und scheußliche Weise umbrachten. Und wir hatten keine Ahnung, dass unser erstes Projekt gescheitert war«, sagte er und sah dabei Stewie – sein erstes Projekt – an.
    » Charlie Tibbs ist davon überzeugt, die Arbeit eines Gerechten zu tun, wissen Sie«, fuhr Coble mit Bedacht fort. » Bei dem hat unterwegs was im Hirn ausgesetzt. Etwas arbeitet da nicht mehr richtig. Sein moralischer Kompass ist futsch, und das ist – bei Charlies Talenten und Fähigkeiten – sehr erschreckend. Er ist der beste Jäger und Spurenleser, der mir je begegnet ist, und mir sind viele begegnet. Charlie glaubt, diese Arbeit nicht bloß für den Viehzüchtertrust zu erledigen, sondern für die Vereinigten Staaten.«
    Britney Earthshare war entsetzt über das, was sie gehört hatte, und schlug sich eine Hand vor den Mund.
    » Sie beide sind dafür bezahlt worden«, sagte Stewie. » Sie haben das nicht nur aus Überzeugung getan.«
    Coble nickte unbehaglich. Er sprach nicht gern übers Geld. » Ich sollte eine Dreiviertelmillion Dollar bekommen«, sagte er nüchtern. » Zweihundertfünfzigtausend habe ich vorab gekriegt – der Rest wartet auf einem Treuhandkonto, sobald die Liste abgearbeitet ist. Charlie bekommt vermutlich mindestens das Doppelte. Wir haben nie darüber gesprochen, wer welche Summen einstreicht.«
    Stewie stieß einen Pfiff aus.
    » Sie müssen eins verstehen«, sagte Coble. » Als ich für Montana arbeitete, war bei

Weitere Kostenlose Bücher