Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mit grauem Stetson aus dem schwarzen Ford gestiegen war und den dunkelgrünen Geländewagen inspizierte.
    Joe überlegte, ob er ihn anrufen sollte, doch etwas an dem Mann hielt ihn davon ab. Er näherte sich dem Fahrzeug ähnlich wie Joe, sah dabei aber durch das Visier einer halbautomatischen Pistole, die er steif vor sich hielt. Joe beobachtete, wie der Mann den Geländewagen umkreiste und die Zweige beiseiteschob, um hineinsehen zu können. Er war nun auf der Fahrerseite angekommen. Wenn er aufsieht, überlegte Joe, dann bemerkt er mich in den Bäumen. Doch der Mann sah nicht auf, sondern schlug das vordere Fenster auf der Fahrerseite ein.
    Der Stetson drehte und senkte sich, als der Mann zum Armaturenbrett langte. Dann hörte Joe einen leisen Knall und sah die Motorhaube einen Spalt weit aufspringen.
    Der alte Mann trat vor das Auto, hob die Haube, griff in den Motor und machte mit einer Faust voller Kabel einen Schritt zurück. Um den Wagen völlig unbrauchbar zu machen, bückte er sich und entfernte die Ventile der Vorderreifen mit einem Taschenmesser, das er aus einem Etui am Gürtel gezogen hatte.
    Er bewegt sich flüssig und mit Bedacht, überlegte Joe. Er handelt nicht hastig, sondern besonnen und entschlossen. Dieser Mann zögert nicht oder grübelt, was er als Nächstes tun wird. Er hat den Wagen binnen Sekunden kaputtgemacht, ohne sich auch nur mit einem Blick über die Schulter zu vergewissern, ob er unbeobachtet ist. Er weiß, was er tut, dachte Joe. Er verhält sich, als mache er so etwas nicht zum ersten Mal. Schaudernd begriff er, dass er einem Profi zusah.
    Plötzlich wandte der Mann sich – die Kombizange noch in der Hand – vom Wagen ab, und zwei eisblaue Augen schienen durch die Äste hindurch ein Loch in Joe zu bohren. Joe erstarrte und wagte nicht zu atmen. Es war, als habe der Mann ihn denken hören und seine Angst gewittert wie ein Raubtier die Beute. Joe senkte die Hand zum Griff seines Revolvers und spürte seinen Daumen die Lasche lösen, die die Waffe im Holster hielt.
    Erst als die blauen Augen des Mannes sich über die Äste hoben, begriff Joe, dass sein Blick dem Weg jenseits der umgestürzten Bäume in den Fichtenwald folgte. Dann kann ich ja weiteratmen, dachte er und atmete zitternd aus.
    Der Mann blieb noch einen Moment lang stehen und musterte die Bäume oberhalb von Joe, drehte sich dann um und spähte durch eine Schneise auf den Berg gegenüber, den Hang auf der Ostseite mit den Granitvorsprüngen. Er schien Maß zu nehmen und die Hänge miteinander zu vergleichen.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, machte er auf dem Absatz kehrt, und Joe hörte gleich darauf seinen Wagen anspringen. Doch statt die Straße weiterzufahren, wendete der Pick-up, fuhr den anderen Berghang hinauf und entfernte sich von Joe. Eine Staubfontäne schoss unter den Reifen hervor, als der schwarze Ford in den niedrigen Allradgang wechselte.
    Joe band Lizzie los, ging über ihren zornigen Blick hinweg und schwang sich in den Sattel. Jetzt konnte er wieder atmen, doch der blanke Schreck, den er empfunden hatte, als er sich von dem Mann entdeckt geglaubt hatte, wirkte noch nach. Er hörte den Ford bergauf fahren, konnte ihn durch die Bäume aber nicht mehr erkennen. Er war überrascht, dass auf der anderen Seite eine Straße war, denn die hatte er nicht gesehen.
    Dann kam ihm ein Gedanke, der ihn frösteln ließ. Der Mann hatte abgeschätzt, auf welcher Höhe die Hütte liegen mochte. Joe vermutete, dass er den anderen Hang hinauffuhr, um direkt gegenüber der Hütte Stellung zu beziehen.
    Joe musste sich entscheiden, doch seine Alternativen waren keinen Pfifferling wert. » Joe«, konnte er Marybeth fast sagen hören, » diesmal hast du’s wirklich verbockt.«
    » Komm, Lizzie«, raunzte er, wendete sie und stieß sie so heftig in die Flanken, dass sie den Weg, der zur Hütte führen sollte, geradezu hinaufgaloppierte.

25
    Zwanzig Minuten ehe Joe den grünen Geländewagen entdeckte, hatte John Coble seine Waffe gezogen, die Bretterveranda der niedrigen Blockhütte betreten und die Tür mit dem Fuß aufgestoßen. Er war hineingegangen und hatte die Pistole auf einen Mann gerichtet, der am Tisch beim Mittagessen saß. Coble war vom Anstieg außer Atem gewesen und hatte sich darum an den Türrahmen gelehnt. Die Hütte war einfach eingerichtet: Außer einem großen Raum mit Küche, Essecke, Kamin und Schreibtisch gab es nur ein Schlafzimmer.
    » Ich weiß, Sie haben Ihren Anwalt erwartet, Stewie, aber

Weitere Kostenlose Bücher