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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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bleicher Miene zu ihm hoch. Er ließ das andere, zu einer lockeren Schleife gebundene Ende des Seils zu ihnen hinunter.
    » Könnt ihr daran hochklettern, oder muss ich euch ziehen?«, fragte Joe heiser. » Das Seil ist hier oben an einen Baum gebunden.«
    » Ladies first.« Stewie machte eine spöttische Miene, als hätte er gemerkt, was er gesagt hatte, und zöge es zurück. Der Kerl nimmt einfach nichts ernst, dachte Joe.
    » Ich glaube nicht, dass ich da hochklettern kann«, sagte Britney wie abwesend.
    » Dann binden Sie sich das Seil um die Taille und helfen Sie mir, so gut Sie können, wenn ich Sie hochziehe. Arbeiten Sie sich an den Vorsprüngen im Fels aufwärts. Wenn das Seil abrutscht, brauchen Sie keine Angst zu bekommen – es ist an den Baum gebunden.«
    Stewie half ihr, einen Gurt zu binden, und als er gut saß, lächelte er zu Joe hinauf und hob den Daumen.
    » Ich hasse das«, jammerte Britney.
    » Joe hasst es noch mehr«, sagte Stewie kichernd.
    Joe schlang sich das raue Seil um den Unterarm und entfernte sich vom Schluchtrand, bis es spannte.
    » Los geht’s!«, rief er und lehnte sich zurück. Britney war schwer, aber er konnte sie zuerst recht gut hochziehen. Doch nach etwa einem Meter verlor sie offenbar den Halt, und das Seil schnitt ihm in Hemd und Haut. Er ächzte, stemmte sich gegen den Baum und zog Britney knapp einen weiteren Meter aufwärts. Er rechnete jeden Moment damit, ihre Hand über der Kante auftauchen zu sehen. Endlich war es so weit, und unter furchtbaren Schmerzen sah er sie im Gras nach einer Wurzel oder einem Stein tasten, an dem sie sich über die Kante ziehen konnte.
    Dann knallte ein Gewehr, und Britneys Hand verschwand. Ihr Körper hing sofort bleischwer am Seil. Joe wurde zu Boden gerissen, und das Seil sirrte ihm durch die Hände, ehe er es sich endlich doppelt ums Handgelenk schlingen konnte. Ein zweiter Schuss dröhnte durch den Canyon, und Joe spürte einen Ruck am Seil, der dem Zucken ähnelte, mit dem Forellen beim Fliegenfischen anbissen.
    Plötzlich wurde er kräftig Richtung Schluchtkante gezogen. Das Seil brannte in seinen Händen und riss ihm die Handflächen auf, ehe er es sich um den Unterarm schlingen konnte, wo es dann endlich hielt. Britney konnte das nicht gewesen sein. Erst jetzt begriff er, dass Stewie das Seil erkletterte, um aus dem Canyon rauszukommen.
    » Stewie, ich muss loslassen!«, rief er und ließ das Seil durch die Hände sausen, bis es – vom Baum gehalten – wieder anzog.
    Ein weiterer Schuss zerriss die Stille, doch das Seil rührte sich nicht.
    » Stewie – alles in Ordnung?«
    Stewies angsterfülltes Gesicht tauchte mit wirren Haaren über der Schluchtkante auf, und Joe streckte ihm die blutende, vom Seil aufgerissene Hand entgegen, um ihm über den Rand zu helfen.
    Die beiden stolperten von der Kante weg und warfen sich in ein Loch, das die Wurzeln einer umgestürzten Fichte in den Boden gerissen hatten.
    » Britney?«, fragte Joe und rang noch immer nach Atem.
    Stewie schüttelte entschieden den Kopf.
    » Der Mistkerl hat sie fast in zwei Teile zerschossen«, rief er empört. » Und dann hat er sie noch mal getroffen, damit sie sich weiterdreht.« Er griff Joe mit wildem Blick am Arm. » Lassen Sie sie nicht dort hängen und zu Brei geschossen werden!«
    Joe zog sein Messer, griff durch das V zweier knorriger Wurzeln, schnitt das Seil durch und ließ Britneys Leiche in den Abgrund stürzen. Sein Herz klopfte ihm dabei so laut in den Ohren, dass es das Aufschlagen der Toten übertönte.
    » Arme Britney«, sagte Stewie bewegt. » Armes Mädchen.«
    Als eine Kugel in den Stamm schlug und Nadeln und Fichtenzapfen zu Boden schüttelte, begriff Joe, dass er mit dem Losschneiden von Britney verraten hatte, wo sie sich befanden.
    Mit in den Staub gedrücktem Kinn spähte er durch die Wurzeln zur anderen Seite der Schlucht. Donner rollte durch die Berge und hallte im Canyon wider.
    Auf der anderen Seite stand ein Wacholderdickicht, das links und rechts von Fichten umgeben war. Tibbs kann sich nur im Wacholder versteckt haben, dachte Joe. Der Abstand betrug etwa hundertfünfzig Meter – zu viel, als dass er genau hätte zielen können. Dennoch schob er den dicken Lauf seiner .357er Magnum durch die Wurzeln und hielt die Waffe in beiden Händen. Er zielte auf die Spitze des Wacholders, also zu hoch, hoffte aber, so ein paar Kugeln im Bogen über die Schlucht und ins Dickicht befördern zu können.
    Joe feuerte fünf Schüsse in rascher

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