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Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Titel: Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Wange.
    »Sieh mich nicht so an, Indy.« Mit zarten Fingern strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. »Die SnowDancer-Wölfe sind ein starkes Rudel. Ich habe schon viele aufgespürt, musste aber bislang nur einen einzigen töten – und ich glaube, nicht einmal er hätte mir daraus einen Vorwurf gemacht.«
    »Er war sehr alt«, sagte Indigo, die Trauer um den alten Gefährten war noch sehr gegenwärtig. »Irgendwie war bei den regelmäßigen Untersuchungen nicht aufgefallen, dass sein Geist verwirrt war.« Doch er hatte ein langes und sehr erfülltes Leben gehabt, hatte noch bei klarem Verstand die Geburt dreier Urenkel erlebt. »Er hätte niemals denen ein Leid zufügen wollen, die er ein ganzes Leben lang beschützt hatte.«
    Drew ergriff wieder ihre Hand. Die Berührung war warm und fest. »Komm weiter.«
    Hand in Hand gingen sie den Weg entlang. Etwas in ihr hatte sich Drew gegenüber gerade entscheidend verändert. Sie hatte einfach nicht verstanden, wie er so geworden war – nun wusste sie es … und auch ihre Wölfin.
    Etwas Helles strich vorbei, Frau und Wölfin staunten.
    »Sieh nach oben«, flüsterte sie Drew zu, »aber sehr, sehr vorsichtig.«
    Er hob den Kopf, und sie wies ihm den Weg. »Ein wenig weiter nach links. Siehst du ihn?«
    Er atmete langsam aus. »Wunderschön.«
    Stolz thronte der blaugraue Vogel auf einem schneebestäubten Ast, seine Krallen verschafften ihm festen Halt. »Ein Hühnerhabicht?«
    Drew brummte zustimmend. »Ein Streifen über den Augen, auch die Schwanzgröße kommt hin – wäre toll, ihn fliegen zu sehen.«
    Der Vogel neigte den Kopf ein wenig, wohl um zu zeigen, dass er sie und Drew zwar wahrgenommen hatte, es aber unter seiner Würde fand, sich weiter mit ihnen zu beschäftigen. Sie lachte leise und bemerkte verwundert, dass Drew ihre Hand an seine Lippen führte und sie küsste.
    Liebevoll und auch besitzergreifend. Das wägte ihre Wölfin nun gegen ihr neues Wissen ab. »Glaub ja nicht, dass ich nicht bemerkt habe, dass du andauernd zeigen musst, dass ich dir gehöre«, sagte sie, neugierig, wie er darauf reagieren würde.
    Schon lag sein Mund auf ihren Lippen, hatte er ihren Kopf mit beiden Händen umfangen. »Wie zum Beispiel so.«
    Ihre Lippen zuckten. So schnell, dass er nichts dagegen tun konnte, fuhr ihre Hand nach oben und eine Kralle ritzte seine Wange. Kupferfarben blitzten die Wolfsaugen auf, dann lächelte der Mensch und berührte mit einem Finger den kleinen Schnitt. »Das ist ja wieder weg, bevor wir in die Höhle zurückkehren«, beschwerte er sich.
    »Nein, sicher nicht.« Sie konnte einfach nicht begreifen, dass sie so etwas getan hatte, dass sie ihm so offen ihr Zeichen aufgedrückt hatte – nun hatten die Rudelgefährten Grund genug zu klatschen. »Falls doch, werden die Kratzspuren auf deinem Rücken vollauf genügen.« Männliche Raubtiergestaltwandler waren die reinsten Exhibitionisten, wenn es darum ging, ihren Besitzanspruch deutlich zu machen.
    Drew war es zufrieden, und sie setzten ihren Weg fort. »Schau nur«, murmelte er eine halbe Stunde später und zeigte auf eine zarte weiße Blüte zwischen zwei Steinen.
    Sie wollte seine Aufmerksamkeit gerade auf eine versteinerte Muschel lenken, als er in Lauerstellung ging. Auch sie erstarrte, das Kinn fragend angehoben.
    Ein Blick aus kupferfarbenen Augen traf sie, lautlos formten seine Lippen ein Wort: »Mediale.«

25
    Indigo ließ ihre Wölfin in den Vordergrund treten, ihre Sinne wurden schärfer. Schon erkannte sie den kaum wahrnehmbaren Geruch, den die kühle Bergluft zu ihnen herübertrieb. Mit einer kleinen Geste brachte sie Drew dazu, sie anzusehen, und zog an den Rucksackgurten.
    Er nickte, und sie halfen sich schweigend gegenseitig, das Gepäck abzusetzen. Unter den knorrigen Wurzeln eines alten Baumes versteckten sie die Sachen und zogen sich dann aus. Ihre Wölfe konnten sich leiser anschleichen, die Tatzen waren geschickter auf den mit Schnee und Laub bedeckten Felsen.
    Ihre Augen verharrten auf Drews muskulösem Rücken, und sie gestattete sich einen Augenblick der Versunkenheit. Er war ihr Liebhaber, das gab ihr das Recht, ihn zu betrachten, dachte sie, während die Krallen schon ausfuhren und die Verwandlung einsetzte. Und falls in diesem Betrachten etwas Besitzergreifendes lag … musste er damit klarkommen, er hatte sie schließlich gewählt.
    Dann waren all ihre Gedanken wie weggeblasen, und sie wurde zur Wölfin.
    Tiefe Lust und heftiger Schmerz erfassten sie, als ihr Körper

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