Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
ganz klar, aber das Zusammensein mit einem dominanten Wolf erforderte eine gewisse Selbstaufgabe oder Anpassung.
Anpassung.
Ihre Tante kam ihr in den Sinn, Adria wurde tagtäglich damit konfrontiert. Indigo verspürte eine plötzliche Anspannung. Nein, sagte sie sich. Hawke hatte Recht – sie war nicht Adria. Sie würde Drew sofort zur Raison bringen, wenn er sie so behandeln würde wie Martin Adria.
Obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, dass Drew sich ein passiv-aggressives Verhalten zulegen würde. Er ist zwar ziemlich gewieft, aber solche Gemeinheiten liegen ihm fern , dachte sie voller Zuneigung. Eher würde er sie anbrüllen, und falls das nicht weiterhalf, würde er ihr nun, da sie sich so nahegekommen waren, die Kleider vom Leib reißen und versuchen, sie mit Lust zu überwältigen. Dominante Spielchen dieser Art mochte sie und konnte sie auch verstehen.
Die Erkenntnis heiterte sie auf, und sie küsste ihn. Er bewegte sich, wachte aber nicht auf. Noch einmal küsste sie ihn und rüttelte ihn sanft. Er brummte leise und die Vibrationen ließen ihre Brustwarzen kribbeln, aber er ließ sie nicht los. Sie biss ihm ins Kinn. »Ich muss aufstehen.« Da er sich immer noch nicht rührte, stieß sie heftiger gegen seine Schulter.
Grummelnd lockerte er seinen Griff gerade so weit, dass sie herausschlüpfen konnte. Sofort rutschte er bäuchlings auf ihren Platz, mit zerzausten Haaren, das Gesicht zur Seite gewandt. Sie konnte einfach nicht anders. Musste sich über ihn beugen und seinen Nacken küssen. Erneutes Brummen. »Wohl kein Morgenmensch«, sagte sie und zwickte ihn ins Ohr – was ein verschlafenes Knurren hervorrief. »Das wusste ich ja noch gar nicht.« Ein wenig verwunderte sie das, denn sie hatte geglaubt, alles über ihn zu wissen. Dieser Zug jedoch war ihr neu.
So küsste sie ihn noch einmal und machte sich dann auf die Suche nach einem T-Shirt. Das Hemd, was sie letzte Nacht getragen hatte, fand sich auf einem Ast. Wie es dort oben hingekommen war, war ihr schleierhaft. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte gerade die Hand danach aus, als hinter ihr ein anerkennender Pfiff ertönte.
24
Lächelnd zog sie das Hemd über und wandte sich um. Verschlafene Augen – offensichtlich die eines Wolfes – sahen sie sehr leidenschaftlich an. »Indy.« Eine Einladung.
Und sie war außerordentlich bereit, darauf einzugehen. So sehr, dass ihre Wölfin plötzlich zurückschreckte. »Moment noch.« Sie lief in den Wald zum Fluss hinunter, tauchte das Gesicht ins kühlende Nass; ihre Hände zitterten, als sie das Haar zurückstrich. Die Sache mit Drew passte in keins ihrer Raster. Sie war gewohnt, jeden Aspekt ihres Lebens jederzeit genau zu bestimmen, und das –
»Ich hab ja gewusst, dass du hier bist und genau das tust.« Eine Hand legte sich auf ihren Nacken, Lippen drückten sich auf ihren offenen Mund, dann bückte Drew sich neben sie und kühlte ebenfalls sein Gesicht.
In Khakihosen und mit bloßem Oberkörper sah er zum Anbeißen aus.
»Was tue ich denn?« Sie stand auf und ballte die Fäuste. Die starke sexuelle Anziehung zwischen ihnen beunruhigte sie – was noch ein viel zu schwaches Wort für ihren Zustand war, wie sie zugeben musste. Normalerweise hatte sie ihre Reaktionen in Bezug auf das andere Geschlecht besser im Griff.
Sehr wölfisch schüttelte er den Kopf, umfasste ihre Wade und sah sie von unten mit diesen wunderbar wandelbaren Augen an. »Dich sorgen um alles, was schiefgehen könnte. Genieß doch den Augenblick. Genieß uns – «
»Wenn du glaubst, ich könnte das«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln, und ihre Anspannung löste sich ein wenig, »dann kennst du mich nicht.«
Er kniff ihr ins Bein. »Stimmt, deshalb bin ich ja um diese unchristliche Zeit aufgestanden, um dich zu retten.«
»Die Sonne ist doch schon vor ein paar Stunden aufgegangen.« Im Wald zwitscherten die Vögel, und der warme rosafarbene Schimmer am hellblauen Himmel kündigte einen schönen Tag an.
Drew verzog das Gesicht, sah mürrisch auf das Farbenspiel im Wasser. »Schon ein paar Stunden nach Sonnenaufgang? Das ist doch verrückt. Vernünftige Leute stehen nicht vor Mittag auf.«
Lachend ermunterte sie ihn, ihr das Bein zu streicheln. »Und wie kommst du dann mit Nachtwachen oder Frühschichten zurecht?«
»Ganz gut. Aber wenn es geht, bleibe ich lieber im Bett.«
»Bist du ganz sicher, dass du ein Wolf bist?«, neckte sie ihn. »Das klingt eher nach einer großen, faulen Katze.«
Er
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