Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
der ersten großflächigen Suche waren nur drei weitere Sender gefunden worden, sie schienen die meisten, wenn nicht sogar alle, entdeckt zu haben, würden aber in ihrer Aufmerksamkeit nicht nachlassen, denn schließlich waren die Medialen mitten in ihr Territorium eingedrungen.
Aber Wölfe waren nun einmal Wölfe.
Andrew tat die Hänseleien mit einem lächelnden Schulterzucken ab, und Indigo schaute finster drein. Keine der Reaktionen beendete den Klatsch – und auch nicht die guten Ratschläge, die alle Frauen im Rudel Andrew ungefragt gaben.
»Lass ihr Raum«, sagte eine der dominanten Frauen, »aber ja nicht zu viel.«
»Behandle sie bloß nicht wie ein kleines Mädchen. Sie ist eine Frau.«
»Andrew, ich mag dich sehr. Ich kenne keinen Wolf, der schlauer oder gerissener ist als du – nutze das.«
Nach ein paar Tagen hielt Andrew eine der Frauen fest. »Ich will nicht undankbar erscheinen«, sagte er. »Aber warum in aller Welt wollt ihr mir helfen?«
Das brachte ihm ein herzhaftes Lachen und einen Kuss ein. »Dummerchen. Sie gehört zu uns, wir lieben sie über alles – und machen uns Sorgen, weil sie sich für das Rudel aufreibt. Du tust ihr gut.«
Das erleichterte ihn sehr.
Er war bereit für den nächsten Schritt, und Indigo lud ihn zu ihrer Familie ein.
»Ein Abendessen bei meinen Eltern«, sagte sie nebenbei, als sei es keine große Sache. »Evie ist noch nicht wieder da, aber meine Tante Adria kommt mit ihrem Freund Martin. Sie leben in der Nähe von Oregon.«
Vage erinnerte er sich daran, dass Tarahs Schwester sehr viel jünger war. »Steht ihr euch nahe?«
»Ja.« Indigo lächelte. »Sie ist nicht viel älter als ich.«
Instinktiv spürte er, dass noch mehr als nur Familienbande hinter dieser Nähe steckten, aber er schwieg. Es würde leichter sein, mit Indigo ins Gespräch zu kommen, wenn er ihre Tante erst kennengelernt hatte und eine Ahnung davon bekam, warum Indigos Wölfin so … zurückschreckte, sobald der Name fiel.
Die Realität überraschte ihn dennoch. Die Ähnlichkeit der drei Frauen war erstaunlich. Wenn sie nebeneinander standen, waren sie fast wie Spiegelbilder in verschiedenen Lebensabschnitten. Doch Tarah war gefügig und Adria dominant. Tarah hatte ihn mit mütterlicher Zuneigung auf die Wange geküsst, Adria beobachtete ihn scharf mit zusammengekniffenen Augen. Und offensichtlich waren Tarah und ihr Mann sehr zufrieden, während zwischen Adria und Martin ein heftiges Hin und Her zu spüren war.
Indigo ähnelte ihrer Tante mehr als ihrer Mutter, das war ihm gleich aufgefallen.
»Soso«, sagte Adria bei der Begrüßung. »Dann bist du also derjenige, welcher.«
Er mochte sie – stand halt auf sture Frauen mit Eis in den Augen. »Das bin ich.«
Falten erschienen auf ihrer Stirn, sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich hatte etwas anderes erwartet.«
Das war nicht als Kompliment gemeint. »Ich überrasche die meisten.«
»Hmm.« Er sah die Wölfin hinter den Augen, die nur eine Schattierung heller als die Indigos waren. »Ich hab dich schon bei uns gesehen, aber wir hatten noch keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Erzähl mir von dir.«
Er kam der brüsken Aufforderung nach, sein Wolf war eher amüsiert über die beschützende Seite Adrias, und ihm fiel noch etwas anderes auf: Martin stand neben Adria, beteiligte sich aber nicht am Gespräch. Das musste noch nichts heißen – Riley stand oft stumm wie eine Sphinx neben Mercy. Dennoch kam nie bei jemandem das Gefühl auf, er sei nicht hundertprozentig mit seiner Aufmerksamkeit sowohl bei den Gesprächen als auch bei seiner Gefährtin.
Aber hier war irgendetwas irritierend anders.
Adria wurde steif, wenn ihr Freund sie berührte, sein Mund wirkte verkniffen, sie sahen sich nie in die Augen – offensichtlich waren sie stinksauer aufeinander. Andrew sah das locker. Wenn man mit einer starken Frau zusammen war, flogen eben manchmal die Fetzen. Eine zurückhaltende Indigo konnte er sich gar nicht vorstellen.
Sein Wolf knurrte zustimmend. Sie redeten weiter, bis Tarah zu ihnen trat, um mit ihrer Schwester zu plaudern. Indigo stand in einer Ecke und aß einen Apfel, er ging zu ihr und zog an ihrem Pferdeschwanz. »Wie konntest du mich mit deiner inquisitorischen Tante allein lassen?«
Sie stieß ihn mit der Hüfte an. »Hat dein Lächeln etwa nicht gezogen?«
»›Armleuchter‹.« Und schon lag seine Hand auf ihrer Hüfte, glitt über ihren Hintern.
»Sieh dich vor!«
»Nein, ich werde hinsehen – und
Weitere Kostenlose Bücher