Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
eine grausam zerfetzte, blutige Angelegenheit.
Der Wind klopfte Rio auf die Schulter und trug ihm die Witterung der Verfolger zu. Eine ganze Horde hatte sich blutrünstig an Joshuas Fersen geheftet. Sie würden fuchsteufelswild werden, wenn sie ihre Toten im Gebüsch entdeckten.
»Josh, ich muss dich in die Bäume schaffen. Ich habe keine andere Wahl. Morphium kann ich dir nicht geben, du stehst schon unter Schock.«
»Tu, was du tun musst«, murmelte Joshua. Seine Lider flatterten, und er hatte nicht mehr genug Kraft, die Augen offenzuhalten. »Wenn du mich zurücklassen musst, Rio, gib mir eine Pistole. Ich möchte Tomas nicht in die Hände fallen.«
»Ach, halt den Mund«, erwiderte Rio barsch. Er holte sein Messer zurück und wischte die Klinge an einigen Blättern ab, ehe er es wieder ins Halfter steckte. »Lass uns gehen, die Bluthunde kommen näher.«
Joshua gab keinen Laut von sich, als Rio ihn wie einen nassen Sack über die Schulter warf. Rio hoffte, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Er würde seine stählernen Muskeln und die ganze Kraft brauchen, über die seinesgleichen verfügte. Er kletterte in den Baum, höher hinauf, als ihm lieb war, doch oben gab es mehr Tarnung. Mit Joshua
über der Schulter konnte er nicht schnell genug über die Äste laufen, daher musste er Vorsicht walten lassen und in Deckung bleiben.
Der unablässige Regen machte alles noch schwieriger, denn die Äste wurden glitschig. Mehrmals schreckte er Vögel und Flattermakis auf. Eichhörnchen beschimpften ihn und eine dicke Schlange entrollte sich, als er sich unabsichtlich an ihr festhielt, während er mit Joshua über den Hochweg lief.
Er war bereits nah am Fluss, als ohne Vorwarnung die Vögel aufstoben. Joshua regte sich, doch auf Rios leisen Befehl hin verhielt er sich still. Rio legte ihn in der Gabelung eines dicken Astes ab, fast so wie ein Leopard sein Mittagessen versteckt. Es war der einzige Baum, der genug Laub trug, um ihn zu verbergen. Rio hatte gehofft, das andere Ufer zu erreichen, ehe die Banditen zu ihm aufschlossen. Sein Seilzug mit dem Korb war bestens verstaut und konnte gute Dienste leisten, doch um ihn in Betrieb zu nehmen, musste er Joshua allein lassen. Er vergewisserte sich, dass sein Freund nicht blutete und so womöglich sein Versteck verriet. Das Rauschen des Flusses übertönte die meisten Geräusche, doch es gab genug andere Anzeichen für das Näherkommen der Banditen. »Tomas und seine Leute sind dicht hinter uns, Joshua. Du musst hierbleiben, ganz ruhig, keine Bewegung.«
Joshua nickte folgsam. »Ich denke, eine Pistole könnte ich halten.«
Rio schüttelte den Kopf. »Nicht nötig.« Er hockte sich neben Joshua und kontrollierte seinen Puls. Der Mann musste umgehend ärztlich versorgt werden. Die Kleider klebten ihnen vom Regen durchweicht am Körper und in den Stiefeln hatten die Füße Blasen bekommen. Miserable
Bedingungen also, doch Rio hatte schon Schlimmeres erlebt. »Wir werden nach Hause kommen«, versicherte er Joshua.
Er verschwendete keine Zeit mehr, ließ das Gewehr zurück und rannte so schnell wie möglich durch die Bäume, um den Banditen zuvorzukommen. Von einem niedrigen Ast sprang er auf den offenen Uferstreifen und stürzte sich ins Wasser. Mit kräftigen, sauberen Zügen schwamm er durch den Fluss, nicht ohne von der Strömung ein wenig abgetrieben zu werden. Auf der anderen Seite zog er sich die Uferböschung hoch, rollte sich unter das Wurzelgeflecht eines Baumes und zog den Rucksack hervor, den er in einem Loch im Stamm versteckt hatte.
Am gegenüberliegenden Ufer stürmten die Banditen aus dem Wald, verteilten sich und suchten den Boden nach Spuren ab. Einer war zu nah an dem Baum, in dem er Joshua versteckt hatte. Josh war kaum bei Bewusstsein und eine einzige falsche Bewegung hätte ihn seinem Verfolger verraten. Langsam und bedächtig zog Rio ein Gewehr aus einem Versteck im Stamm und schob den Lauf über eine der Brettwurzeln, um leichter zielen zu können. Er lag im Morast, und wenn er nicht bald wegkam, würden sich die Blutegel auf ihn stürzen.
In schneller Folge gab er drei Schüsse ab, die seine Zielpersonen eher verwunden als töten sollten. So war Tomas gezwungen, seine Männer in Sicherheit zu bringen, anstatt die Jagd fortzusetzen. Rio schlängelte sich rückwärts in die Büsche, die bessere Deckung boten, und versuchte, sich hinter größeren Bäumen zu verbergen.
Die Banditen erwiderten das Feuer, kurze Kugelhagel sprengten Borke von den
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