Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Hals. »Elijah kam herein. Elijah lebend zu haben war Armando wichtiger, als mich tot zu sehen. Armando hatte keine Familie, niemanden, der sein Imperium übernehmen und sein Werk weiterführen konnte. Bei kleineren Geschäften hatte er Elijah gelegentlich schon mitgenommen, um ihm zu zeigen, was für ein toller Hecht er war. In diesem Zimmer, mitten im Blut meiner Eltern, hielt Armando mir das Messer an die Kehle und forderte Elijah auf, sich zu entscheiden. Entweder er schwor Armando die
Treue und sollte wie sein Sohn behandelt werden, oder ich würde auf der Stelle sterben.«
»Und Elijah hat sich dafür entschieden, dich zu retten.«
Sie konnte ihn nicht ansehen. »Unser Leben war die Hölle, ganz besonders Elijahs Leben. Armando hat Elijah so tief in den Dreck gezogen, hat ihn so oft gezwungen, sich die Hände schmutzig zu machen, dass keiner von uns jemals zur Polizei gehen konnte.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich wusste, dass Elijah es für mich tat, um mein Leben zu schützen, aber es war nicht richtig. Es war von Anfang an falsch. Er hätte mich gehen lassen sollen. Ich hätte den Mut haben sollen, ihn zu befreien.«
»Wie denn? Indem du dich umbringst?« Rio drehte ihren Arm, um mit der Daumenkuppe über die Narben an ihren Handgelenken zu streichen, nach denen er sie nie gefragt hatte. »Das durfte er nicht zulassen. Deshalb hat er dem Mann geholfen, der eure Eltern ermordet hat.«
»Und von ihm gelernt. Jeden Tag ist er stärker und mächtiger geworden - und eiskalt. Ich kam nicht mehr an ihn ran.«
Rio spürte Tränen auf seiner Haut. Sie zitterte. »Wir zwei haben immer gegen alle anderen zusammengehalten, doch plötzlich begannen wir, uns fürchterlich zu streiten. Elijah wurde sehr verschlossen. Wollte mich nicht mehr vom Grundstück lassen. Ich musste immer einen Leibwächter bei mir haben, und wenn ich doch mal Freunde hatte, hat er sie vergrault.«
»Er hat sich von deinem Onkel gelöst und einen Krieg angefangen.«
»Ich hatte einen Bekannten, Tony, den Bruder einer Freundin. Ich war ihm erst kürzlich begegnet, im Haus seiner Schwester. Er war gerade wieder in die Stadt gezogen.
Davor war ich schon ein paar Mal mit Männern verabredet, aber das hat immer mit einer Katastrophe geendet. Einer war ein verdeckter Ermittler, und bei dem anderen stellte sich heraus, dass er von Elijah dafür bezahlt wurde, mich auszuführen.« Vor Scham konnte sie kaum weitersprechen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass je irgendjemand Interesse an mir als Frau gehabt hat. Die Polizei wollte Informationen, um Elijah anklagen zu können, und wahrscheinlich haben sie gedacht, einem Romeo würde ich alles verraten. Und Armando wollte einen Weg finden, wieder näher an Elijah heranzukommen, um ihn umzubringen. Er war wütend, stinkwütend auf Elijah. Er hat alles Mögliche versucht, um ihn zu töten.«
»Erzähl mir mehr von diesem Tony.« Sie versuchte abzulenken. Rio kannte sie mittlerweile, kannte jede kleine Geste, mit der sie ihre Nervosität oder ihren Kummer verriet. Zitternd schmiegte sie sich enger an ihn, ihr Atem kam in kurzen, verzweifelten Stößen.
»Ich habe Elijah nichts von Tony erzählt, weil ich wusste, dass er mir nie erlauben würde, allein mit ihm auszugehen. Ich durfte nirgendwo ohne Leibwächter hin. Tony schien ein netter Mann zu sein. Seine Schwester Marcia war eine gute Freundin von mir. Er ist bei ihr eingezogen, und deshalb begegnete ich ihm, wenn ich sie besuchen kam. Am Anfang haben wir nur geredet, Scrabble gespielt und solche Sachen. Ich wollte bloß ein paar normale Stunden verleben, an irgendeinem Ort, wo ich nicht Elijah Lospostos’ Schwester war. Wo die Menschen keine Waffen trugen und nicht darauf aus waren, sich gegenseitig umzubringen.«
Rachael fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Ich war nicht verliebt in Tony. Ich habe weder mit ihm geschlafen und noch waren wir irgendwie besonders vertraut.
Ich würde Elijah nie verraten. Und ich werde ihn auch nie aufgeben. Ich habe ihn gesehen in all den Jahren, in denen er gezwungen war, schreckliche Dinge zu tun. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft Armando mich bedroht hat. Wie oft er mir eine Pistole in den Mund gesteckt und Elijah angeschrien hat, wie oft ich mir gewünscht habe, dass er endlich den Abzug zieht, nur damit ich den Zorn und die Wut auf Elijahs Gesicht nicht mehr sehen musste. Es war die Hölle auf Erden, bis Elijah stark genug war, um sich ihm entgegenzustellen. Aber Armando hat sich in
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