Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
wilder Sehnsucht. Verdammt, darüber war er doch längst hinweg gewesen. Er hatte keine Wünsche oder Bedürfnisse mehr.
»Ich versteh dich nicht.« Seine Stimme wurde dunkler, klang beinahe belegt. »Du bist mir ein Rätsel. Warum hast du keine Angst vor mir?«
Rachael zwinkerte mit den Augen. Sie waren dunkel, fast schwarz, und so groß, dass ein Mann sich in ihnen verlieren konnte. »Ich habe doch Angst vor dir.«
»Lüg mich nicht an.«
»Nein, ehrlich, ich habe Angst vor dir.« Dabei riss sie ihre Augen weit auf und sah ihn ernst und aufrichtig an.
»Warum zum Teufel? Schließlich habe ich mich um dich gekümmert und dir sogar mein Bett überlassen!«
»Du hast mir dein Bett nicht überlassen! Du schläfst immer noch drin«, betonte Rachael.
»Wo soll ich denn sonst schlafen?«, erwiderte Rio.
»Auf dem Boden?«
»Du willst, dass ich auf dem Boden schlafe? Kannst du dir vorstellen, wie ungemütlich das wäre?«
»Hab dich doch nicht so. Ich dachte, du wärst ein richtiges Mannsbild«, feixte Rachael. »Pass bloß auf, dass du dein Verbrecher-Image nicht ruinierst.«
»Und was ist mit den Moskitos und den Schlangen?«
»Schlangen?« Rachael schaute sich misstrauisch um. »Was für Schlangen? Ich hoffe, hier gibt es nur liebe Tiere. So wie deine Miezekätzchen.«
Sein Mund wollte schon nachgeben, doch mit etwas Mühe gelang es Rio, ein Lächeln zu unterdrücken. »Liebe Schlangen gibt es nicht.«
»Auch nicht da, wo du deine Katzen herhast? Warum hast du ihnen eigentlich nicht beigebracht, wie man Gäste anständig begrüßt?«
»Ich habe ihnen beigebracht, die Nachbarn zu verjagen. Ich hasse es, wenn sie unangekündigt vorbeikommen.«
Eine pechschwarze Locke fiel ihm in die Stirn. Ohne nachzudenken, strich Rachael sie zur Seite. »Du brauchst dringend jemanden, der auf dich aufpasst.« Kaum hatte sie das gesagt, war es ihr auch schon peinlich. Wenn sie mit Rio zusammen war, konnte sie ihre Zunge offenbar nicht im Zaum halten. Sie plapperte einfach alles aus, was ihr durch den Sinn ging, egal, wie intim es war.
»Möchtest du das etwa übernehmen?« Seine Stimme klang schon wieder belegt, das Gefühlschaos in ihm schnürte ihm die Luft ab. Da war sie schon wieder, diese seltsam verzerrte Wahrnehmung. Er spürte wie Rachaels Hand in seiner lag und schaute nach unten. Seine Hand schloss sich um ihre, und er streichelte mit den Fingern über ihre glatte Haut. Er kannte jede einzelne Stelle. Selbst die Form ihrer Knochen war ihm vertraut. Er konnte sich sogar erinnern, dass er einmal genauso neben ihr gesessen hatte, während ihre spöttische Stimme ihm wohlige Schauer über den Rücken jagte.
Rachael schloss die Augen, doch Rio glaubte, Tränen darin gesehen zu haben, ehe sie den Kopf abwandte. »Warum sind diese Katzen eigentlich die ganze Zeit hier? Sind das nicht Wildtiere? Nebelparder?«
Rio schaute zu den beiden Katzen hinüber, die sich in einem spielerischen Kampf auf dem Boden wälzten. Jede wog an die fünfzig Pfund, so dass es ziemlich rumste, wenn sie gegen die Möbel stießen.
»Oder hältst du sie als Haustiere?«
»Ich habe keine Haustiere«, entgegnete Rio barsch. »Das sind Findelkinder. Sie hatten ihre Mutter getötet und ihr das Fell abgezogen. Ich war auf ihrer Fährte und habe so die beiden gefunden. Sie waren noch klein und brauchten Milch.«
Rachael wandte sich wieder ihm zu, hob die Augenlider über einem Blick, der ihn fast verschlingen wollte. Das Lächeln, das ihr blasses Gesicht aufleuchten ließ, verschlug ihm fast den Atem. »Du hast sie also mit der Flasche großgezogen, oder?«
Rio zuckte die Achseln, und versuchte sich von der Art, wie sie ihn ansah, nicht beeindrucken zu lassen. Einen
Blick so voll unverhohlener Bewunderung hatte er nicht verdient. Niemand schaute ihn jemals so an, niemand sah ihn so wie sie es tat. Das Ganze war so verwirrend wie aufregend für ihn. Es bereitete ihm einige Mühe, jede körperliche oder gefühlsmäßige Reaktion zu unterdrücken. Rio ließ Rachaels Hand fallen, als hätte er sich an ihr verbrannt, und trat hastig vom Bett zurück.
Sie lachte ihn aus, aber so sanft und verlockend, dass es sich wie ein Streicheln anfühlte. Rio verlor fast die Beherrschung angesichts dieser sinnlichen Frau, die so verführerisch in seinem Bett lag, das seidige Haar um den Kopf aufgefächert wie ein Heiligenschein. Er wünschte, es wäre nur ihr Körper, von dem er sich derart angezogen fühlte. Das hätte er noch verstanden. Er war schon lange
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