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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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langsam weiter. »Eine halbe Stunde früher, nur eine halbe Stunde, und wir hätten es vielleicht geschafft. Aber so …«
    »Dich trifft keine Schuld«, tröstete Annie ihn. »Das nächste Mal sind wir früher dran, und dann machen wir unsere Fotos. Noch mal entkommen sie uns nicht.«
    Der Himmel war bereits dunkel, als sie die Flats erreichten. Wie ein ausgetrockneter, mit Sand, Steinen und Gestrüpp aufgefüllter See erstreckte sich die Ebene vor ihnen.
    Charlie schaltete den Motor aus und sie kletterten aus dem Wagen. Ungläubig näherten sie sich zwei Mustangs, die schnaubend und mit zuckenden Beinen im Sand lagen. Ihre Augen waren vor Schmerz geweitet und sie bluteten aus mehreren Wunden. »Schusswunden«, wie Charlie leise bemerkte.
    »Warum tun diese Männer so etwas?«, fragte Peggy fassungslos. Ihre Augen waren feucht, als sie neben einem der Mustangs niederkniete und mit der flachen Hand über sein zitterndes Fell strich. »Warum lassen sie die Tiere so verenden?«
    »Der Truck war voll«, antwortete Annie mit erstickter Stimme, »sie hatten keinen Platz mehr. Und zwei weitere Kugeln waren ihnen für die Mustangs zu schade.«
    »Diese Schweine!«, schimpfte Peggy. »Diese verdammten Schweine!«
    »Wir kriegen sie«, sagte Annie, »eines Tages kriegen wir sie.«
    Charlie holte den Revolver aus dem Handschuhfach und bat Annie und Peggy mit einer Kopfbewegung beiseitezutreten. »Es geht nicht anders«, sagte er.
    Peggy klammerte sich an Annie, als sie ein paar Schritte zur Seite gegangen waren. Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten, aber auch dann hätte sie das ohrenbetäubende Krachen der beiden Schüsse gehört. »Es ist vorbei«, hörte sie Charlie traurig sagen. »Mehr können wir für die armen Tiere nicht tun.«
    Sie starrten auf die toten Mustangs und schlossen für einen Moment die Augen. Das leise Rauschen des Abendwinds war das einzige Geräusch in der andächtigen Stille, die über den Flats und den toten Tieren lag. Über den fernen Bergen verschwand der letzte helle Streifen, und tiefe Dunkelheit legte sich über das Land.

7
    Nur weil die Reklametafel neben der Tankstelle hell erleuchtet war und wenigstens drei der fünf Neonbuchstaben über dem Eingang zum Lokal brannten, sah Peggy den Lastwagen. Er stand so dicht am Straßenrand, als hätten es die Mustangjäger darauf angelegt, ihre Widersacher auf sich aufmerksam zu machen.
    »Die Mustangs! Da drüben!«, rief Peggy aufgeregt.
    Charlie trat auf die Bremse und bog nach links ab. Viel zu schnell und zur Verwunderung des Tankwarts, der auf einem Schaukelstuhl vor der Tankstelle saß, fuhr er auf den Parkplatz. Er bremste nur wenigeSchritte neben dem Lastwagen mit den Pferden und öffnete schon die Tür, bevor der Pick-up hielt.
    Peggy und Annie folgten ihm zu dem Truck und blieben fassungslos vor der offenen Ladefläche stehen. Die Mustangs standen dicht gedrängt, nur durch die seitlichen Wände und die erhöhte Heckklappe gehalten. Im trüben Licht des Scheinwerfers erkannten sie zwölf Tiere, die aus mehreren Wunden bluteten und vor Schmerz zitterten. Ein hochbeiniger Hengst war zweimal in den Hals geschossen worden und lag mehr tot als lebendig auf dem Boden, behinderte die anderen Pferde, die kaum Platz zum Stehen hatten. Als ihm eine Stute auf die Beine trat, verlor sie den Halt und keilte wild aus, hämmerte in ihrer Panik mit den Hinterhufen gegen die Planken. Ihre Augen blitzten weiß im Halbdunkel.
    »Ho, ganz ruhig, meine Liebe!«, beruhigte Annie sie. »Die Männer, die dir das angetan haben, werden dafür bezahlen, das verspreche ich dir! Ganz ruhig!«
    Ihre sanfte Stimme zeigte Wirkung und nahm der Stute die Angst. Immer noch zitternd, aber wesentlich ruhiger und gefasster ergab sie sich in ihr Schicksal. Annie berührte ihre zuckende Flanke und streichelte sie, redete ständig auf sie ein. Ihre Tränen glitzerten im gelben Scheinwerferlicht. »Diese Unmenschen«, seufzte sie. »Warum lässt Gott sie gewähren? Warum erlaubt er ihnen, den Tieren solchen Schmerz zuzufügen?«
    Charlie hatte den Fotoapparat geholt und schalteteden Blitz ein. Der grelle Lichtblitz erschreckte die Pferde und ließ die Stute erneut auf den Hengst treten und nach hinten auskeilen. Erst jetzt erkannten sie, dass beide Hinterbeine des angeschossenen Tiers seitlich abstanden. Anscheinend waren sie gebrochen.
    »Hör auf, Charlie!«, rief Annie. »Das erschreckt sie nur.«
    Peggy spürte, wie ihre Trauer in wilde Wut umschlug. »Diese

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