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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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er ein falsches Spiel trieb. „Er ist ein Bundesrichter."
    R. S. lächelte freundlich und stellte sich kurz in die Steigbügel, um seine Beine zu strecken. „In diesen Minuten", prahlte er, „dürfte Richter Fellows davon erfahren, dass die Berufung zugelassen wurde. Ich glaube, das wird ihm nicht gefallen." Zum ersten Mal erwiderte Holt das Lächeln. „Das glaube ich auch. Wann soll das Verfahren beginnen?"
    „Sobald Hawkins in San Antonio eingetroffen ist - vielleicht in den nächsten sieben bis zehn Tagen." R. S. räusperte sich. „Was meine zweieinhalbtausend Dollar angeht ..."
    Holt gab ihm das Telegramm zurück. „Kennen Sie Heddy Flett?"
    „Wir sind uns mal begegnet."
    „Zeigen Sie ihr dieses Telegramm, und sie wird Ihnen geben, was Ihnen zusteht", erklärte Holt, während sein Appaloosa tänzelte und wieherte, als wolle er zum Rest der Gruppe zurückkehren. „Ich rate Ihnen, wenn ich in San Antonio eintreffe, dann will ich sehen, dass Sie sich in den Fall reingekniet haben." R. S. nahm seinen Hut ab, steckte das Telegramm unter den mit Schweißrändern überzogenen Innenrand seines Huts und verbeugte sich abermals. „Ich werde das Vertrauen, das Sie - mit Vorbehalten - in mich setzen, nicht enttäuschen. Wir sehen uns in San Antonio."
    „Ja, das werden wir", entgegnete Holt, dann nickte er dem Anwalt zu, ließ sein Pferd kehrtmachen und ritt zurück an die Spitze. Rafe trieb seinen Wallach an, um mit ihm mitzuhalten.
    „Vertraust du ihm?", fragte Rafe.
    „Im Augenblick bleibt mir gar nichts anderes übrig."
    Lorelei, die zu wenig Schlaf bekommen hatte und sich wie betrunken fühlte, rechnete damit, dass hinter der ersten Biegung auf ihrem Weg das gesamte Volk der Komantschen auf sie wartete. Als von ihnen aber weit und breit nichts zu entdecken war, begann sie zu überlegen, warum Rafe und Holt zurückgeritten waren. Die Neugier machte sie so abrupt wach, als hätte ihr jemand kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt.
    Nur Minuten waren vergangen, als sie zurückkehrten. Holt passierte mit nur geringem Abstand ihren Maulesel Seesaw, doch er warf nicht mal einen kurzen Blick in ihre Richtung.
    Sie sagte sich, sie sollte froh sein, von ihm nicht angesprochen zu werden, denn sie war sich sicher, er hatte mitbekommen, wie sie am Morgen den Ballen Gingan unter dem Wagensitz verstaut hatte, kurz bevor sie Laredo verließen. So rigoros, wie er gegen jede überflüssige Ladung eingestellt war, musste er ihr das früher oder später noch vorhalten. Und doch kam sie sich übergangen vor, dass er es nicht tat - fast so wie bei ihrem Rauswurf aus dem Wohltätigkeitsverein der Damen von San Antonio. „Sie sehen heute Morgen ein bisschen niedergeschlagen aus", hörte sie plötzlich Rafe zu ihr sagen. Durch ihre Überlegungen rund um Holt war ihr gar nicht aufgefallen, dass er an ihrer Seite aufgetaucht war.
    Jetzt blieb nur zu hoffen, dass sich im Schatten, den die Hutkrempe warf, ihr Gesichtsausdruck nicht zu erkennen war. „Mir geht es gut, Rafe", antwortete sie freundlich.
    Er rückte seinen Hut gerade. „Sie sind keine gute Lügnerin", sagte er und grinste sie freundlich an. „Muss einer der Gründe sein, warum ich Sie so gut leiden kann."
    „Danke für das Kompliment", erwiderte sie mit einem ehrlichen, aber schwachen Lächeln. „Falls es wirklich ein Kompliment war."
    Lachend bändigte Rafe mit einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung seinen Wallach, der unruhig geworden war und vorauseilen wollte. „Ich glaube, ich hätte Sie von der Pokerpartie mit meinem Bruder abhalten sollen. Er ist ein erfahrener Spieler."
    „Ich war an der Reihe, eine Lektion zu lernen", gab sie zurück. „Und die habe ich gelernt."
    „Ich dachte, Sie wollten vielleicht die Gelegenheit bekommen, Ihr Geld zurückzugewinnen."
    Lorelei schüttelte den Kopf. „Ich mag ja leichtgläubig sein, aber so dumm bin ich nun auch wieder nicht."
    „Dann wollen Sie also Ihre Verluste abhaken und die Flucht nach vorn antreten?", fragte Rafe.
    „Meine Verluste abhaken? Ja", antwortete sie. „Die Flucht antreten? Niemals." Rafe lächelte. „Das mit der Flucht wäre auch etwas, was ich mir bei Ihnen nicht vorstellen könnte."
    Eine Weile ritten sie einvernehmlich schweigend nebeneinander her, und Lorelei fragte sich, wieso sie mit Rafe so gut zurechtkam, während es mit Holt so schwierig war. Bestimmt würde Melina ihr sagen, das habe damit zu tun, dass bei Holt Liebe im Spiel war. Lorelei hatte aber nicht die Absicht, Melina zu befragen.

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