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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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Holt war fordernd, voreingenommen, unvernünftig und unbekümmert. Er schien zu glauben, die ganze Welt sei ein Viehtrieb, der seinem Kommando unterstand. Einen solchen Mann konnte sie unmöglich heiraten. Oder etwa doch?
    Den ganzen Tag lang durchquerten sie ein schwieriges Gelände. Die Hitze war brutal, die Sonne brannte erbarmungslos auf sie nieder. Immer wieder sehnte sich Lorelei nach den Schatten spendenden Bäumen auf ihrer Ranch und den weichen Federbetten und köstlichen Mahlzeiten bei Heddy. Zwischendurch suchte sie den Horizont nach Indianern ab und hielt sich möglichst von Holt fern. Sie wechselten kein Wort, auch wenn sie ihn zeitweise so lange ansah, dass sich sein Bild längst in ihr Gehirn gebrannt haben musste.
    Bei Sonnenuntergang schlugen sie ihr Lager an einer einsamen Quelle auf. Es gab keine Bäume, und Lorelei fühlte sich völlig schutzlos. Sollten die Komantschen kommen, dann gab es keine Möglichkeit, sich irgendwo zu verschanzen. Um sich von solchen Überlegungen abzulenken, half sie John Cavanagh beim Lagerfeuer und setzte den Kochtopf mit den unvermeidbaren Bohnen auf. Wie üblich hatten die den ganzen Tag zum Quellen in Wasser gelegen. Heddy hatte noch eine große Portion Brötchen mitgegeben, und da John und der Captain in Laredo Vorräte besorgt hatten, konnten die Mahlzeiten jetzt um Gemüse und Obst ergänzt werden. Lorelei saß auf einem Felsblock und aß ihre Portion, als sich auf einmal Holt zu ihr hockte. Er gab sich lässig, doch sie nahm eine gewisse Anspannung bei ihm war. Offenbar wollte er eigentlich nicht zu ihr kommen, aus irgendeinem Grund hatte er es dennoch getan.
    „Wie geht es Ihnen, Lorelei?", fragte er leise.
    Gegen ihren Willen sah sie in sein Gesicht und bemerkte auch jetzt wieder dieses Zucken, das ihren Körper durchfuhr. „Mir geht es gut", sagte sie zurückhaltend. Ihr war klar geworden, dass er umgänglicher war, wenn er Befehle geben oder jemanden herausfordern konnte. Wie sie mit seinen Launen umgehen musste, das wusste sie. Ratlos war sie nur immer dann, wenn er sich von seiner freundlichen Seite zeigte - oder zumindest so tat. Sie legte die Gabel auf ihren Blechteller, gegessen hatte sie bislang gut die Hälfte. „Wann werden wir in Mexiko eintreffen?" Er deutete Richtung Süden. „Sehen Sie diese flachen Hügel dahinten? Die werden wir morgen Vormittag überqueren, und wenn es keine Zwischenfälle gibt, erreichen wir nach Mittag Reynosa."
    „Und dann?"
    Nachdenklich drehte er den Hut in seinen Händen. „Wir lassen den Wagen in der Stadt stehen und reiten zu einer Ranch, die ich dort kenne. Da kaufen wir das Vieh." Er hielt inne, atmete tief ein und deutlich hörbar wieder aus. Widerstrebend wanderte sein Blick zu ihrem Gesicht. „Im Gegensatz zur Rückreise wird Ihnen das hier wie ein Kinderspiel erscheinen, Lorelei. Ich halte es für richtig, Ihnen das zu sagen: Wir werden es mit den Komantschen zu tun bekommen." Unwillkürlich schauderte sie, und sie wusste, es war ihm nicht entgangen. „Ich rechne schon die ganze Zeit mit ihnen", gab sie zu.
    „Die behalten uns im Auge", antwortete Holt und sah sie noch immer eindringlich an. „Im Moment haben wir nicht viel zu bieten, außerdem dürften sie sich nach wie vor ein bisschen vor uns fürchten, weil wir die Nacht in dieser Mission verbracht haben. Aber wenn wir erst mal das Vieh haben, sieht das anders aus. Dann wollen sie ihren Anteil daran, und den werden sie sich holen kommen." Bei jedem anderen als Holt McKettrick hätte sie angesichts dieser Worte die Hände vors Gesicht geschlagen und vor Entsetzen und Erschöpfung zu weinen begonnen, doch ihr Stolz verlangte, dass sie den Rücken durchdrückte und das Kinn trotzig vorschob. Ihre Kehle war jedoch wie ausgedörrt, sodass jedes Wort nur als heiseres Krächzen herausgekommen wäre.
    „Wenn Sie Angst haben", sagte Holt so sanft, dass sie es fast nicht ertrug, „dann beweist das nur, dass Sie gesunden Menschenverstand besitzen."
    Lorelei schluckte. „Was ist mit Ihnen?", wisperte sie. „Haben Sie Angst?"
    Er zog einen Mundwinkel hoch, um sie auf die für ihn typische Weise anzugrinsen.
    „Ich bin hier der Boss, ich kann es mir nicht leisten, Angst zu haben."
    „Ich verstehe nicht, wie Sie keine Angst empfinden können", gab sie zu.
    „Das ist nur eine Frage, ob ich meine Gedanken zusammenhalten kann", antwortete er. „Ein paar Gedanken wandern natürlich mal dahin ab, wo sie nichts zu suchen haben, dann muss ich sie zurückdrängen.

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