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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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lieber hinter ihnen?", gab sie zurück. „Wo uns die Komantschen einkassieren können und niemand etwas davon mitbekommen würde?" Daran hatte Lorelei gar nicht gedacht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, Holt McKettrick zu hassen, weil er sie benutzt und dann wie einen alten Stiefel abgelegt hatte. Sie schüttelte den Kopf und zwang sich, ihr Frühstück aufzuessen, auch wenn das bald unter dem Staub verschwand. So ungenießbar diese Kombination auch war, musste sie doch etwas in den Magen bekommen. Eine halbe Stunde später fühlte sie sich in der Lage, erneut eine Unterhaltung zu beginnen. „Warum hast du mich heute Morgen nicht aufgeweckt?", fragte sie Melina. Womöglich hatte John sie gehört, er ließ es sich aber nicht anmerken. Er sah nur stur geradeaus und achtete darauf, dass sein Gespann nicht langsamer wurde, dessen Zügel er lässig in der Hand hielt. Der Hund dagegen, der auf der Ladefläche einen Platz gefunden hatte, spitzte die Ohren, als interessiere ihn dieses Thema. „Ich dachte, das hätte Holt gemacht", antwortete sie nach einer langen Pause. Innerlich zuckte Lorelei zusammen. Dann wusste also jeder, dass sie in der letzten Nacht ihre Unschuld an Holt verschwendet hatte. Vielleicht hatten sie sogar ihre lustvollen Schreie gehört, als Holt ihr mit viel Geschick großes Vergnügen bereitete. Im Moment konnte sie die Blicke der anderen vermeiden, aber wenn sie irgendwann eine Rast einlegten, würde sie zumindest mit einigen Cowboys konfrontiert werden, in deren Augen sie nun eine gefallene Frau war.
    Sie wünschte, sie könnte sich von ihrem Maulesel fallen und von der Herde zu Tode trampeln lassen, doch dafür war sie entweder zu mutig oder zu feige - was genau es nun war, wusste sie nicht. Also ritt sie weiter, betrübt, beschämt und wütend zugleich.
    Nach einer Weile nahm sie den Hut ab, ließ ihr Haar bis zur Taille fallen und griff hinter sich, um in Ruhe einen Zopf zu flechten. Melina reichte ihr ein kleines Stück Lederband, damit sie den Zopf festknoten konnte, sprach aber kein Wort.
    Zum Teil hatte Melina mit ihrer Einschätzung recht gehabt, was sich zwischen Holt und Lorelei abspielen würde, doch wenigstens rieb sie ihr das nicht unter die Nase. Im Augenblick musste Lorelei auch für solche kleinen Gesten dankbar sein. Die Sonne brannte brutal auf sie nieder, und obwohl der Hutrand ihr Gesicht beschattete, spürte Lorelei, wie Nase und Wangen brannten. Ihre milchigweiße Haut war immer ihr heimlicher Stolz gewesen, und nun war auch die noch in Gefahr. „Die Pferde werden schlappmachen, wenn wir nicht bald eine Pause machen", rief John Rafe zu.
    „Vor uns gibt es einen Fluss", erwiderte der. „Vielleicht zwei Meilen von hier entfernt. Holt sagt, wir haben dann eine Stunde Zeit, bevor es weitergeht. Bis zum Anbruch der Dunkelheit will er danach keine Rast mehr machen." John nickte und rückte seinen verschwitzten Hut zurecht.
    Melina rutschte unbehaglich auf ihrem Platz hin und her, und sogar Sorrowful lief unruhig zwischen den Kisten, Gewehren und Bohnensäcken auf der Ladefläche umher.
    Einerseits sehnte sich Lorelei nach einem Stopp, damit sie wieder festen Boden unter den Füßen spüren und so viel Wasser trinken konnte, wie in ihren Magen passte. Andererseits aber fürchtete sie sich vor einer Rast.
    Die von Rafe genannten zwei Meilen kamen ihr wie zwanzig vor, doch dann endlich entdeckte sie den Strom, der sich kühl und klar durch das Land zog, auf dem nur vereinzelt trockene Grasbüschel wuchsen. Lorelei ritt weiter, bis John die Zügel nach hinten zog und dem Gespann ein lautes „Hooo!" zurief.
    Kaum hatte er den Bremshebel festgestellt, half John Melina vom Bock und ging hinten um den Wagen herum. Seine Bewegungen waren so auffällig, dass Lorelei unwillkürlich besorgt reagierte. Was, wenn Melinas Kind hier zur Welt kam? Vielleicht war der Zeitpunkt gekommen - Lorelei wusste es nicht -, vielleicht war es auch noch zu früh.
    Sie saß ab und ging zu ihrer Freundin, die eben beide Hände ins Kreuz drückte. „Melina", flüsterte sie. „Hast du ... ist etwas ...?"
    Lachend tätschelte Melina ihren Arm. „Nein, Lorelei, ich fühle mich nur gerädert. Durch das Federbett bei Heddy und in Reynosa bin ich schon verwöhnt."
    Das Wort Federbett ließ Lorelei ungewollt an die letzte Nacht denken, und sie fühlte, wie ihre Wangen glühten, was nicht nur mit der Sonne zu tun hatte.
    Melina betrachtete sie aufmerksam und nahm sie am Arm, um sie von den anderen

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