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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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Ihnen, so etwas zu tun", beharrte Angelina und stellte ihr einen Teller mit Pfannkuchen und Rührei auf den Tisch. „Die Leute werden sagen, dass Sie loco im Kopf sind."
    Ich fürchte, du bist nicht ganz gesund. Würde er tatsächlich so weit gehen, sie in eine Anstalt einweisen zu lassen? Bestimmt nicht, denn sie hatte sich ihm in der Vergangenheit schon oft widersetzt, und noch nie war sie von ihm weggeschickt worden. Andererseits hatte er diese Drohung auch nie zuvor ausgesprochen, und es gab keinen Zweifel daran, dass er rechtlich die Macht besaß, um das zu tun. Als Frau hatte sie in etwa so viele Rechte wie der alte Hund, der hinter dem Republic Hotellebte und auf Küchenabfälle wartete.
    „Glauben Sie das, Angelina? Dass ich verrückt bin?" Gebannt hielt sie den Atem an. Angelina stieß einen spanischen Fluch aus. „Natürlich nicht", fuhr sie fort, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Aber ich kenne Sie, Conchita. Die anderen kennen Sie nicht, und die werden noch jahrelang darüber reden."
    Lorelei griff nach ihrer Gabel und begann, das schnell abkühlende Rührei in kleine, wenig appetitliche Haufen zu zerlegen. „Ich war nur so ... so wütend."
    „ Si", stimmte Angelina ihr zu und legte eine Hand auf Loreleis Schulter. „Ihr Temperament wird Sie noch in große Schwierigkeiten bringen, wenn Sie nicht lernen, sich zu beherrschen." Sie stieß einen von Herzen kommenden Seufzer aus. „Aber jetzt ist es passiert, rückgängig machen lässt es sich nicht. Wir werden mit den Konsequenzen leben müssen."
    „Vater ist außer sich", erklärte Lorelei bedrückt. „Er hat mir gedroht, mich in ein Irrenhaus zu bringen, und ich bin mir ziemlich sicher, das war nicht als Witz gemeint."
    Daraufhin zwinkerte Angelina, und im gleichen Moment veränderte sich ihre ganze Haltung. „Madre de Dios", murmelte sie und bekreuzigte sich erneut, was sie zur Sicherheit gleich noch zweimal wiederholte. „Das ist ernster, als ich gedacht hatte." Loreleis Mund war wie ausgedörrt. Den größten Teil der Nacht hatte sie mit wilden Spekulationen verbracht, doch sie war davon ausgegangen, dass Angelina ihr diese Ängste nehmen würde, anstatt sie auch noch zu schüren. „Was soll ich nur machen?", flüsterte sie mehr zu sich selbst als zur Haushälterin. „Für den Augenblick sollten Sie sich von Ihrem Vater fernhalten", riet Angelina ihr, dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein", meinte sie schließlich. „Ich glaube, so etwas würde er nicht machen. Der Skandal wäre einfach viel zu groß. Nach gestern wird er versuchen, alles zu vermeiden, was ein ähnliches Aufsehen erregen könnte."
    Hufgetrappel und das Knarren und Poltern einer Kutsche auf der mit gemahlenen Muschelschalen bedeckten Auffahrt ließen sie beide verstummen. „Vaya!" rief sie.
    „Gehen Sie schnell. Es ist der Richter, und Mr. Bannings ist bei ihm!"
    Fast hätte Lorelei in der Eile ihren Stuhl umgeworfen, doch dann gewann ihr Stolz die Oberhand, wie es so oft der Fall war. „Nein", gab sie zurück. „Ich werde nicht davonlaufen wie ein Kaninchen, das man mitten im Möhrenbeet überrascht hat."
    „Lorelei", flüsterte Angelina und warf ihr einen flehenden Blick zu.
    Doch Lorelei blieb unverrückbar stehen. „Nein", wiederholte sie, wenn auch ihr Herz so heftig schlug, dass es ihre Rippen zu zerschmettern drohte. Ihr war übel.
    Man hörte, wie die Türen der Kutsche geschlossen wurden, wie ihr Vater und Creighton sich in ernstem Tonfall unterhielten. Doch eine weitere Stimme übertönte die beiden, eine Stimme, die in Loreleis Kopf ein Echo auslöste.
    Das war die Stimme von Holt McKettrick.
    Sind Sie verrückt?, hörte sie ihn im Geist wieder fragen.
    Holt genoss den überraschten Gesichtsausdruck des Bankers, als der ihn zusammen mit John Cavanagh vor sich stehen sah.
    Der Mann zögerte einen Moment zu lange, ehe er seinen Drehstuhl nach hinten schob und aufstand, um seinem Besuch die Hand zu reichen. Auf dem verschnörkelten Namensschild auf dem Schreibtisch stand G.F. Sexton. Der Mann war vermutlich kaum älter als Jeb, aber bei ihm entwickelten sich schon ein Doppelkinn und ein deutlicher Bauchansatz. So ist das Leben als Banker, dachte Holt. Viel zu sorgenfrei.
    „Mr. Cavanagh!", rief Sexton und konzentrierte sich auf John. „Schön, Sie zu sehen." John musterte einen Moment lang die blasse, sommersprossige Hand des Mannes, dann schüttelte er sie. „Angesichts der Umstände", sagte er, „ist es auch schön, Sie zu sehen."

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