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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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dichter Rauch auf, während draußen ohrenbetäubend laut und unerbittlich weiter geschossen wurde. Es hörte sich an, als würden zwei Armeen aufeinandertreffen, und Tillie war mitten in diese Schießerei gerannt. Doch darüber konnte Lorelei ebenso wenig nachdenken wie über den schmerzerfüllten Schrei, den sie Augenblicke später gehört hatte. Sie musste Pearl finden. Das Baby befand sich im letzten Schlafzimmer auf der Etage und saß auf einer auf dem Boden ausgebreiteten Decke. Es schluchzte leise. Lorelei hob den Jungen hoch und lief zurück in den Korridor, in dem ihr beißender Rauch entgegenkam. Hektisch suchte sie nach der Hintertreppe, doch die gab es in diesem Haus nicht. Nach draußen führte nur ein Weg!
    Als sie den oberen Absatz der Treppe erreichte, quoll ihr dichter Rauch entgegen, und überall waren nur lodernde Flammen zu sehen. Sie ging die ersten Stufen hinab und lief in eine Wand aus glühender Hitze. Das Tosen des Feuers war beängstigend, aber dahinter befand sich eine Welt, in die plötzlich völlige Ruhe eingekehrt war. Das Gefecht musste zu Ende sein.
    Doch sie und Pearl würden in diesem brennenden Haus sterben. Allerdings hatte sie die Rechnung ohne Holt McKettrick gemacht. Durch den Rauch hindurch glaubte sie zu sehen, wie er auf seinem Appaloosa durch die Vordertür gestürmt kam und das Tier die breite Treppe bezwingen ließ, bis er nahe genug war, um seinen Arm um Lorelei zu legen. Während sie Pearl fest an sich drückte, merkte sie, wie sie auf Holts Pferd gezogen wurde. Sie kniff die Augen zu, als der Appaloosa kehrtmachte und förmlich die brennende Treppe hinunterschwebte. Wäre dem Tier nicht bereits ein Name gegeben worden, dann hätte Lorelei einen guten Vorschlag gewusst: Pegasus.
    Instinktiv zog sie den Kopf ein, als es durch die Tür nach draußen ging, über die Veranda und zurück an die frische Luft und in den Sonnenschein. Im Gras lagen Tote, doch Frank, der Captain und Gabe Navarro standen offenbar unverletzt da. Doch dann sah sie Tillie, die einen Treffer in die Brust abbekommen hatte. John kniete neben ihr und wiegte sie in seinen Armen, Tränen liefen ihm über die Wangen.
    „Nein", stieß Lorelei heiser hervor. Ihre Kehle war von der Hitze und vor Angst wie ausgedörrt. Sie drückte Pearl noch dichter an sich „Nein!" Holt setzte Lorelei neben seinem Pferd ab, wo sie von Trauer überwältigt leicht schwankend stehen blieb. Dann saß er ab, berührte sie im Vorbeigehen leicht an der Schulter und kniete sich neben Tillie. Dann sah er Mr. Cavanagh an. „Es ist vorbei", flüsterte er ihm zu.
    Die toten Augen der jungen Frau blickten starr zum Himmel.
    Aus Johns Kehle entstieg ein klagender, trauernder Aufschrei, Lorelei legte eine Hand an ihren Mund und versuchte, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Der Captain kam zu ihr und nahm ihr Pearl ab.
    Mr. Cavanagh klammerte sich weiter an Tillie fest.
    „Wir müssen sie nach Hause bringen", sagte Holt.
    Lange Zeit geschah nichts, dann nickte John sehr langsam und ließ es zu, dass Holt Tillies Leichnam hochhob.
    Lorelei konnte sich später kaum an den traurigen, scheinbar endlosen Ritt zur Cavanagh-Ranch erinnern. Sie saß auf Seesaw, während Holt Tillie auf seinem Appaloosa nach Hause brachte, wobei er sie so sanft hielt wie ein schlafendes Kind. Der Captain kümmerte sich um Pearl, und Gabe blieb in Johns Nähe. Weiterreiten, weiteratmen und sich von einem Herzschlag zum nächsten zu hangeln, war das Einzige, was jeder von ihnen tun konnte.

39. Kapitel

     
    Eine Woche später
     
    Holt kauerte neben Tillies Grab, das durch ein schlichtes, von John geschnitztes Holzkreuz markiert wurde. Um das Kreuz hatte Holt Lizzies blaues Band gewickelt. Er hatte alles erledigt, wofür er nach Texas gekommen war - Gabe war frei, Frank Corrales gefunden, der Cavanagh-Ranch drohte nicht länger das Ende. Aber welchen Preis hatte er dafür bezahlen müssen?
    Mit Daumen und Zeigefinger rieb er sich die Augen. „Es tut mir leid, Tillie", brachte er mit Mühe heraus.
    „Es war nicht deine Schuld, Holt", sagte Rafe zu ihm. Holt hatte nicht gehört, dass sein Bruder ans Grab gekommen war.
    Holt nahm seinen Hut vom Boden, setzte ihn auf und erhob sich. Er war noch nicht bereit, sich Rafe zu stellen - weder Rafe noch irgendwem sonst. „Bist du bereit, nach Hause zurückzukehren?", fragte er ihn. John trauerte noch um Tillie, aber er würde sich davon wieder erholen, zumal er nun Heddy an seiner Seite hatte. Gabe und Melina waren

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