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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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getragen wurde und ihre Wangen nass von Tränen waren. „Gott im Himmel", keuchte er.
    „Es geht ihr gut, Mr. Cavanagh", beruhigte Lorelei ihn rasch.
    „Ich brauche eine Schaufel", erklärte Holt und setzte Tillie ab.
    „Eine Schaufel?", wiederholte Rafe und fuhr sich durchs Haar, dann sah er in die Richtung, in die der Cowboy davongeritten war. „Hat der Drecksack jemanden umgebracht?" Dabei ging er ein paar Schritte zum Pferch, als wolle er die Verfolgung aufnehmen.
    „Er hat Pearl ermordet", mischte sich Tillie ein. „Pearl?" Rafe verstand kein Wort.
    „Jetzt bring mir schon die verdammte Schaufel", herrschte Holt ihn an.
    Rafe lief los und holte eine Schaufel, dann hob Holt an der Mission ein kleines Grab aus. Tillie kniete sich hin und legte mit zitternden Händen ihr Baby hinein, flüsterte ein Gebet. Schließlich blickte sie Holt an und nickte einmal knapp.
    Unwillkürlich legte Lorelei eine Hand auf ihren Mund, als die erste Schaufel voll Erde die Puppe bedeckte. Im Osten erhob sich allmählich die Sonne über den Horizont, während im Westen noch der Mond am Himmel stand.
    Rafe hatte in der Zwischenzeit zwei Holzstäbe zusammengebunden, damit sie ein Kreuz bildeten, das er Tillie übergab. Sie steckte das Kreuz in die Erde, um das Grab zu markieren.
    Ein paar Minuten lang blieb die Gruppe um die Grabstätte versammelt, niemand sprach ein Wort, dann zogen sich die Männer zurück.
    Tillie kniete noch immer und schaute mit einem flehenden Ausdruck in den Augen zu Lorelei.
    „Glaubst du, Puppen kommen in den Himmel?", fragte sie.
    Das Frühstück brachten sie in trüber Stimmung und großer Eile hinter sich. Mit der Hilfe des zurückhaltenden und bedächtigen Mr. Kahill brühte John den Kaffee auf und wärmte die Bohnen vom Vorabend auf. Außerdem warf er ein paar Scheiben gepökeltes Schweinefleisch in die Pfanne, bei dem sich jeder bedienen konnte, der Appetit hatte.
    Lorelei zählte nicht dazu, sondern schüttelte den Kopf, als Holt ihr einen Teller anbot. „Essen Sie", forderte er sie ungeduldig auf. „Uns könnte unterwegs erheblich Schlimmeres als eine tote Puppe erwarten, und mit leerem Magen sind Sie zu nichts zu gebrauchen."
    Letztlich nahm sie den Teller an. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte sie wohl widersprochen, doch im Moment fühlte sie sich so zerschlagen wie Tillies kleine Pearl.
    Holt wollte weitergehen, dann aber blieb er stehen, da ihm etwas in den Sinn gekommen zu sein schien, und er drehte sich zu ihr um. „Danke." Ihre Verwirrung über seine Bemerkung musste ihr anzusehen sein, denn er fügte hinzu: „Dafür, dass Sie auf Tillie aufgepasst haben."
    Sie schluckte und versuchte vergeblich, ihn anzulächeln. Ein befremdlicher Gedanke bahnte sich den Weg durch ihren Kopf. Wenn die Beerdigung einer Puppe sie so sehr mitnahm, was musste dann ihr Vater empfunden haben, als William bestattet wurde?
    „Ich dachte, Sie würden den Cowboy umbringen", sagte sie, ohne zu überlegen. „Wären Sie und Tillie nicht dort gewesen, dann hätte das sehr gut passieren können." Sie glaubte ihm aufs Wort.
    „Jetzt essen Sie Ihr Frühstück", drängte er. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit." Als sie aufgegessen hatten, bauten die Cowboys das Lager ab und tauschten verwunderte Blicke aus. Aber keiner von ihnen wagte zu fragen, was mit dem verschwundenen Mann war.
    Lorelei überlegte noch, wie sie den Sattel an ihrem Maulesel befestigen sollte, als Rafe zu ihr kam und ihr diese Arbeit abnahm.
    „Eigentlich sollte ich das ja selbst machen", erklärte sie ohne allzu große Überzeugung, es auch schaffen zu können.
    „Sehen Sie einfach zu", erwiderte er, „dann lernen Sie, wie es geht."
    Sie beobachtete Rafe ganz genau, doch als er fertig war, kam sie sich so schlau vor wie zuvor.
    „Was ist da draußen passiert ... zwischen Tillie und dem Cowboy?", fragte Rafe, als er Lorelei in den Sattel half.
    Als sie einigermaßen bequem saß, griff sie nach den Zügeln und bemerkte in dem Moment, dass ihre Handflächen wund vom letzten Tag waren, als sie sich an dem Leder festgeklammert hatte. „Nach allem, was ich hören konnte, hatte er wohl versucht, sie zu küssen. Jedenfalls behauptete er das. Sie muss sich gewehrt haben, und dabei ist die Puppe hingefallen und kaputt gegangen." Loreleis Augen brannten beim Gedanken an Tillies Trauer. Auch jetzt war die junge Frau noch zutiefst erschüttert und kniete auf dem Wagen ihres Vaters, ihr Blick war starr auf Pearls Grab gerichtet.
    Rafe beobachtete,

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