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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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Tillie", erklärte Lorelei und lief über den unebenen Untergrund in die Richtung, aus der das Bellen zu hören war. „Sie ist weg." Holt machte große Schritte, um auf gleicher Höhe mit ihr zu bleiben.
    Das Gebell wurde intensiver, und es nahm einen aufgeregten Unterton an, der Lorelei und Holt dazu veranlasste, schneller zu laufen. Sie hatte keine Hoffnung, mit ihm mithalten zu können, da Wurzeln und Erdlöcher ihr Vorankommen immer wieder behinderten. Trotzdem lief sie, so schnell sie konnte. Plötzlich sah sie, wie der Lauf von Holts Pistole das Mondlicht reflektierte. Im gleichen Moment lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken.
    Als sie das Flussufer erreichten, war Lorelei vor Anstrengung und Angst völlig außer Atem. Sie hatten Tillie gefunden, die dort kniete und die Hände vors Gesicht geschlagen hatte. Einer der Cowboys stand vorn, die Hände zu einer beschwichtigenden Geste ausgestreckt, während Sorrowful um die beiden herumlief und weiter bellte.
    Holt steckte seine Pistole weg, packte den Mann am Kragen und versetzte ihm einen Stoß, damit er auf Abstand zu Tillie ging. „Was ist hier los?", wollte er wissen.
    Tillie hob den Kopf, im Mondschein glitzerten die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen. „Er hat Pearl kaputtgemacht", jammerte sie. „Er hat sie kaputtgemacht. Jetzt ist sie tot."
    Wutentbrannt wirbelte Holt zu dem Cowboy herum.
    „Ich hab gar nichts gemacht, Boss", verteidigte sich der junge Mann und wich ein paar Schritte zurück.
    Lorelei war wieder zu Atem gekommen und eilte zu Tillie, kniete sich neben sie und zog sie an sich. Mit beiden Armen klammerte sich Tillie an sie und ließ schluchzend den Kopf auf ihre Schulter sinken. Sorrowful hörte auf zu bellen und legte sich in ihrer Nähe auf den Boden, wobei er ein mitfühlendes Winseln von sich gab. „Tillie", flüsterte Lorelei und hielt sie fest, während sie Holt und den Cowboy beobachtete. „Tillie, hat er dir wehgetan?"
    „Ich wollte doch bloß einen kleinen Kuss", rechtfertigte sich der Mann. „Was soll ich nur ohne Pearl machen?", jammerte Tillie.
    Überraschend holte Holt aus und verpasste dem Cowboy erst einen Fausthieb ins Gesicht, dann in die Magengrube. Der Cowboy sank ins Gras und musste sich übergeben. „Ich glaub, Sie haben mir einen Zahn ausgeschlagen!", stöhnte er, als er aufgehört hatte zu würgen.
    Holt packte ihn am Hemdkragen und zog ihn auf die Beine. Gebannt hielt Lorelei den Atem an.
    „Pack deine Sachen", fuhr Holt ihn an, „und verschwinde von hier. Wenn ich dir irgendwo noch mal über den Weg laufe, dann bist du ein toter Mann." Lorelei zweifelte keinen Moment daran, dass Holt seine Drohung wahr machen würde, und der Cowboy musste zum gleichen Schluss gekommen sein. Er hob seinen Hut auf und taumelte zurück zum Camp, wobei er eine Hand an die Wange drückte. Sekundenlang schaute Holt ihm nach, dann kam er zu den beiden Frauen und hockte sich hin. „Tillie", sagte er mit sanfter Stimme, die so völlig anders war als der zornige Ton, dass es Lorelei so vorkam, als hätte sie nicht ein und denselben Mann vor sich. „Es ist alles in Ordnung."
    Tillie löste sich von Lorelei und begann, im Gras zu suchen. Dann endlich hatte sie die Puppe wiedergefunden und hielt sie wie ein Beweisstück hoch. Der hübsche Porzellankopf war zerschlagen und hing nur noch an ein paar Fäden und ein wenig Stoff. Das winzige Kleid, das Tillie am Lagerfeuer noch voller Stolz präsentiert hatte, war zerrissen und schmutzig.
    Verzweifelt und abgehackt rief sie: „Es ist nichts in Ordnung, Holt! Sieh sie dir an, sie ist tot!"
    „Ich werde dir eine andere kaufen", versprach Holt ihr.
    „Eine andere wird nicht Pearl sein", erwiderte Tillie so unendlich traurig, dass sogar Lorelei die Tränen kamen. „Wir müssen sie beerdigen, Holt. Ich muss wissen, dass sie richtig beerdigt wurde."
    „Das machen wir", versicherte er ihr und sah zu Lorelei.
    Die nickte stumm und stand auf, während Holt Tillie aufhalf und sie an den Schultern fasste.
    „Sie war mein Baby", redete sie unter Tränen weiter.
    Holt legte die Arme um die junge Frau und ließ sein Kinn auf ihrem Kopf ruhen. „Ich weiß, meine Kleine", flüsterte er. „Ich weiß." Dann hob er Tillie hoch und trug sie wie ein kleines Kind zurück zum Lager. Sorrowful und Lorelei folgten ihnen.
    Inzwischen waren John Cavanagh und Rafe aufgewacht. Der gefeuerte Cowboy hatte sein Pferd gesattelt und ritt im Galopp davon.
    John verzog das Gesicht, als er sah, dass Tillie

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