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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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Den Hut hatte sie so tief ins Gesicht gezogen, dass sie eben noch unter der Krempe hindurch beobachten konnte, wie Mary von einem Reiter zum nächsten ging und ein Tablett hochhielt, damit jeder von ihnen ein Zimtweckchen zu essen bekam. Zweifellos stellte dies für Mary ein großes persönliches Opfer dar. Zucker, Mehl, Hefe und Gewürze waren nur schwer zu beschaffen, ganz besonders auf einer Ranch mitten im Nirgendwo. Lorelei musste schwer schlucken, da sich ihr die Frage aufdrängte, wann sie in ihrem Leben je ein echtes Opfer gebracht hatte. Ihr wollte nichts einfallen, und diese Tatsache bewirkte, dass sie sich zutiefst schämte.
    „Sie sind so nachdenklich", meinte Rafe, der sein Pferd neben ihren Maulesel dirigiert hatte. Seine Lederschuhe trug er im Augenblick nicht, da er eines von Marys Weckchen angenommen hatte, von dem er eben den letzten Rest verspeiste. Wieder musste sie schlucken. „Ich habe überlegt, wie hart das Leben hier draußen doch ist, weit weg von anderen Menschen", sagte sie. „So einsam und so gefährlich." Das war natürlich nicht alles, was ihr durch den Kopf gegangen war, und womöglich ahnte Rafe das sogar. Aber alles Übrige war zu persönlich, als dass sie es mit ihm hätte teilen wollen.
    Rafe rückte seinen Hut zurecht und legte einen Arm aufs Sattelhorn. „Leute wie die Davis' oder die Jacksons sind ein ganz besonderer Schlag. Denen genügt es nicht, sich in einer sicheren Stadt niederzulassen. Etwas lässt sie die Zähne zusammenbeißen und in die Wildnis vorrücken, nur um zu sehen, was sich hinter dem Horizont befindet."
    „So etwas bewundere ich", erklärte Lorelei. Holt gab das gewohnte Signal, indem er einen Arm hob und dann vorausritt, während der Rest ihm langsam folgte.
    „Oh ja, ich auch", stimmte Rafe ihr zu. „Ich möchte sogar behaupten, dass Sie diesen Leuten sehr ähnlich sind, Miss Lorelei. Sehr mutig und sehr starrköpfig. Sie kennen die Wahrheit: Alles ist besser als sein Leben nur halb zu leben, selbst der Tod ist besser."
    Lorelei achtete darauf, dass ihr Maulesel auf gleicher Höhe mit Rafes prachtvollem schwarzem Wallach blieb. Zu gern hätte sie einen Blick zurückgeworfen, aber sie wusste, es würde nichts anderes bewirken, als sie noch trauriger zu machen. „Haben Sie keine Angst davor? Vor dem Tod?"
    „Ich möchte mich nicht früher verabschieden müssen als unbedingt nötig", entgegnete er seufzend. „Aber eins der ersten Dinge, die unser Pa uns beibrachte, war, dass ein Mann selbst entscheidet, ob er Angst haben wird oder nicht. Und daraus ergibt sich, was er dann macht. Natürlich gilt das auch für eine Frau." Da sie ziemlich sicher war, dass sich ihre Augen im Schatten der Hutkrempe befanden, ließ sie ihren Blick zu Holt wandern, der ein Stück weiter vor ihnen ritt. Er saß gerade auf seinem Pferd, und sie wusste, dass alle seine Sinne in diesem Moment auf das Äußerste geschärft waren. Sie fragte sich, wie es wohl sein musste, so selbstsicher zu sein und auf eine anscheinend angeborene Fähigkeit vertrauen zu können, mit allem fertig zu werden, womit man konfrontiert wurde, ob es nun erwartet oder unerwartet kam. „Darum ist Ihr Bruder also so, wie er ist", bemerkte sie. Rafe rutschte auf seinem Sattel hin und her. Sie hatten jetzt die Viehtriebroute erreicht, und die ganze Gruppe bewegte sich schneller voran. Chief trabte inzwischen, und Seesaw hielt ohne Weiteres mit. „Holt ist nicht mit dem Rest der Familie aufgewachsen", erzählte er. „Pa ließ ihn bei den Verwandten seiner ersten Frau hier in Texas zurück, nachdem sie gestorben war. Ich weiß, Pa hielt es damals für die beste Lösung, da Holt gerade mal so alt wie der kleine Pearl war. Er brauchte eine Mutter und ein Dach über dem Kopf. Ich weiß allerdings nicht, ob Holt das auch so sieht. Er hat eine schwere Zeit durchgemacht, bis Mr. Cavanagh ihn bei sich aufnahm. Er und Pa hatten ihre Meinungsverschiedenheiten in der Sache, das ist sicher."
    Seine Schilderungen waren faszinierend, und da ein langer, zermürbender und gefährlicher Ritt vor ihnen lag, würde eine Unterhaltung eine willkommene Abwechslung darstellen. Außerdem würde sie so einiges erfahren, was sie bislang nur hatte vermuten können. „Kommen Sie aus einer großen Familie?", fragte sie bewusst beiläufig. Ihr fehlte William noch immer, und sie wünschte, sie wäre zusammen mit anderen Brüdern und Schwestern aufgewachsen. „Wir haben zwei jüngere Brüder, Kade und Jeb. Wir drei sind auf der Triple

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