Wilde Rosen auf Mallorca
sich nur zu gut, um sie nicht zu verkennen, hatte sie aber nie gegenüber William verspürt.
“Ich denke, ich gehe wohl besser”, sagte sie schließlich ruhig und erhob sich.
Liam blickte zu ihr auf und blinzelte in die helle Sonne. “Sie haben Ihren Flug noch nicht gebucht”, erklärte er leise.
Jetzt war sie sich nicht mehr sicher, ob sie noch dazu im Stande sein würde und nach Palma fahren konnte. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, da sie den Wein zum Essen nicht gewohnt war. Gott, das Letzte, was sie wollte, war, Liam könnte merken, dass sie sich wirklich nicht gut fühlte.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte klar zu denken. “Das kann ich tun, wenn ich in Palma bin”, parierte sie. Sie wollte nur weg von hier, bevor Liam die Wahrheit bemerkte – dass er es “mit einer betrunkenen Frau” zu tun hatte.
Ich bin nicht direkt betrunken, versicherte sie sich. Ich fühle mich einfach nur nicht so wie sonst. Tatsächlich fühlte sie sich in diesem Augenblick unfähig dazu, irgendetwas zu tun.
Liam erhob sich neben ihr und schaute sie aufmerksam an. “Ist mit Ihnen alles in Ordnung?” Er runzelte die Stirn. “Sie sind sehr blass geworden.”
Sie war sich über ihren Zustand im Klaren. Sie hatte gespürt, dass die Farbe aus ihrem Gesicht wich, als er die Worte sagte. Und die Sonne, die von dem Blau des Swimmingpools reflektiert wurde, sorgte dafür, dass sie sich benommen zu fühlen begann, obwohl sie zugleich von dem glitzernden Licht wie hypnotisiert war und nicht wegschauen konnte.
“Juliet?” wiederholte Liam, diesmal scharf.
Endlich blickte sie zu ihm auf und blinzelte heftig, um ihn zu fixieren. Liams Gesicht war nur noch eine verschwommene Kontur, und je mehr sie blinzelte, desto undeutlicher wurde es.
Liam fasste sie bei den Oberarmen, als sie leicht zu schwanken anfing. “Juliet, was …?”
Mehr hörte Juliet nicht mehr. Sie merkte bloß noch, wie eine tiefe Ohnmacht sie überkam …
4. KAPITEL
“A lso, ich kann ehrlich sagen, dass dies das erste Mal war, dass eine Frau so auf mich gestürzt ist”, sagte eine Stimme, die ihr nur zu vertraut vorkam, langsam.
Juliet öffnete mühsam die Augen – das war alles, was sie in diesem Augenblick vermochte. Ihr ganzer Körper, einschließlich der Lider, fühlte sich schwer wie Blei an. Und die Sonne, die in den Raum strahlte, veranlasste sie sogar, die Augen wieder zu schließen, da die Helligkeit sie schwindlig machte.
“Aufwachen, aufwachen”, ermutigte Liam sie – viel zu ausgelassen für ihren Geschmack. “Kommen Sie, Juliet! Trinken Sie etwas Fruchtsaft! Dann werden Sie sich besser fühlen!”
In diesem Moment glaubte sie nicht, dass sie sich jemals besser fühlen würde. Ihr Kopf hämmerte, ihr Körper schmerzte, und ihr Mund war wie ausgetrocknet. Und es gab tatsächlich Menschen, die in Gesellschaft Alkohol tranken, um sich zu amüsieren. Das müssen Masochisten sein, fand sie.
“Juliet, Zeit aufzuwachen”, ermunterte Liam sie mit dieser fröhlichen, überlauten Stimme.
Warum? wollte sie wissen. Sie wollte einfach nur schlafen, bis sie sich wieder wie ein Mensch fühlte. Falls das möglich war.
“Was war das?” erkundigte sich Liam freundlich, als sie etwas verhalten murmelte.
“Ich sagte …” Sie zuckte beim Klang ihrer eigenen Stimme zusammen. “Ich sagte”, sagte sie wieder, diesmal erheblich ruhiger, “hören Sie bitte auf, so laut zu sprechen. Und außerdem ist es hier in diesem Raum viel zu hell.”
“Ich spreche völlig normal”, informierte er sie gelassen, wenngleich seine Stimme etwas weicher klang. “Und ich werde die Vorhänge zuziehen, falls Sie sich so besser fühlen.”
Vorhänge? Welche Vorhänge? Wo …? Juliet öffnete beide Augen rechtzeitig genug, um zu sehen, wie Liam das Zimmer durchquerte, und spürte plötzlich Panik, als sie merkte, dass sie sich in einem Schlafzimmer befand und in einem Bett lag. Was …?
“So.” Liam hatte sich ihr wieder zugewandt. Er trug jetzt ein dunkelblaues Hemd und helle Jeans. “Wie fühlen Sie sich heute Morgen?”
“Morgen? Was …?”
“Du liebe Güte, Juliet!” brachte Liam nur langsam heraus, während er zu ihr hinüberkam und neben ihr stehen blieb. “Es geht Ihnen ziemlich schlecht, was?” Er schüttelte spöttisch den Kopf, als er sich auf die Bettkante setzte. “Sie haben sechzehn Stunden lang geschlafen und können noch immer nicht klar denken, nicht wahr?”
Sechzehn Stunden! Dann hatte sie richtig gehört. Es war
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