Wilde Rosen auf Mallorca
anderen Gründen.
Liam schaute sie kalt an. “Nicht dieses Geschöpf, als das du dich erwiesen hast!” rief er. “Ich dachte, mein Vater sei auf eine etwas … üppigere Frau abgefahren!” fügte er beleidigend hinzu.
Juliet keuchte und sah Janet besorgt an. Sie war sich jetzt sicher, obwohl sie es zu Williams Lebzeiten nie bemerkt hatte, dass die Haushälterin ihn sehr gemocht hatte. Liam war derjenige, der ihr dies als Erster klargemacht hatte, was seine Kränkung doppelt schmerzlich machte.
Janet war erstarrt und schaute Liam tadelnd an. “Das ist genug, Liam”, sagte sie entschlossen. “William war ein guter Mann, und ich werde nicht tatenlos dastehen und zuhören, wie Sie ihn verunglimpfen, Liam.”
Er fuhr sich erregt mit einer Hand durch sein blondes, dichtes Haar. “Ich weiß, was Sie für meinen Vater empfunden haben, Janet.” Seine Stimme war weich geworden. “Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er Simon immer in Schutz genommen und auch Entschuldigungen für sein Verhalten gefunden hat, wenn dieser für seine Taten zur Verantwortung hätte gezogen werden müssen.”
“William wusste das”, sagte Janet müde. Sie sah plötzlich alt aus. Ihre Schultern waren gesenkt, ihr Gesicht vor Kummer gefurcht. “Am Ende wusste er das nur zu gut, Liam.” Sie richtete sich ein wenig auf. “Und er hat einen hohen Preis dafür gezahlt, dass er Simon zu sehr liebte und blind für sein Verhalten war. Wie alle anderen. Juliet mit eingeschlossen”, fügte sie mit einem bedauernden Blick in ihre Richtung hinzu.
Juliet erblasste. Ihre Augen wurden dunkel. Sie schaute Janet bittend an.
Liam verzog den Mund. “Wie ich sehe, wurde Juliet sehr gut … dafür belohnt, dass sie blind für Simons Verhalten war”, sagte er kränkend.
Janet schüttelte den Kopf. “Liam, Sie wissen ja gar nicht, wovon Sie reden”, erwiderte sie. “Aber vielleicht ist es an der Zeit”, fügte sie hinzu.
Juliets Augen wirkten in der Blässe ihres Gesichts riesig. “Bitte, Janet, nicht!” flehte sie, wobei ihr Tränen in die Augen traten.
“Juliet, ich habe immer verstanden, wie Sie das empfunden haben.” Die ältere Frau berührte sanft ihren Arm. “Wir zwei haben nie darüber gesprochen. Ich hatte William gesagt, dass Sie mit einer anderen Frau darüber sprechen müssten, statt alles hinunterzuschlucken, aber er glaubte, dass Sie das nicht begrüßen würden.” Janet seufzte. “Im Nachhinein glaube ich, dass er sich geirrt hat.”
“Das ist jetzt alles Vergangenheit, Janet.” Ihre Stimme klang gequält.
Die ältere Frau schüttelte den Kopf. “Es wirkt sich aber auf die Gegenwart aus.” Sie warf Liam einen viel sagenden Blick zu. “Und wenn ich mich nicht irre, ist es die Ursache für ein Problem zwischen Ihnen beiden.”
Juliet gab ein bitteres Lachen von sich. “Es gibt kein Problem zwischen Liam und mir, Janet. Wir mögen uns ganz einfach nicht!” Sie wusste, dass das eine Lüge war. Doch wollte sie zumindest die Fassung bewahren.
“Sie sehen, Janet”, kommentierte er bissig, “es gibt kein Problem. Juliet und ich wissen beide, wo wir stehen.”
“Absoluter Unsinn.” Die Haushälterin winkte ungeduldig ab. “Ich habe Sie beide beobachtet. Sie mögen sich sehr wohl – es ist mehr als nur das, nach dem, was ich gesehen habe!” fügte sie wissend hinzu, worauf Juliet vor Verlegenheit errötete. “Es ist Zeit für die Wahrheit, Juliet”, sagte sie sanft zu ihr. “Höchste Zeit, würde ich sagen.”
“Wozu soll das gut sein?” wollte Juliet wissen. Sie wollte nicht, dass Liam etwas von der Vergangenheit erfuhr! Das war vorbei, für immer vorbei. Darüber zu sprechen würde nichts ändern.
Janet schüttelte den Kopf. “Vielleicht zu nichts”, räumte sie ein. “Aber es ist an der Zeit, dass die Geister in diesem Haus endlich zur Ruhe kommen.”
Juliet schaute sie an, bemerkte den Schmerz in Janets Gesicht und spürte, dass diese Frau mit ihren Problemen auch noch nicht ins Reine gekommen war. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, dass die Wahrheit ans Licht kam. Dann konnte alles seinen Lauf nehmen. Liam würde in seine Welt zurückkehren und Juliet ihre eigene suchen. Vielleicht würde die Wahrheit sie und Liam noch weiter auseinanderbringen …
“Wenn wir uns noch länger unterhalten wollen, schlage ich vor, dass wir uns alle ins Wohnzimmer begeben”, sagte Liam kurz. “Wir können es uns dort zumindest bequem machen.”
Juliet glaubte nicht, dass Bequemlichkeit die
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