Wilde Rosen auf Mallorca
es so war.
So musste es sein.
Ihre Liebe zu Liam war vergebens aus so vielen Gründen. Der Hauptgrund aber war, dass er ihre Liebe nie erwidern würde. Durch die Lösung von der Firma und dem Haus hatte sie absolute Freiheit in jeder Hinsicht gewonnen. Die Welt war groß – eine Welt ohne Liam, das gab sie zu, aber zum ersten Mal freute sie sich auf die Zukunft. Sie wusste noch nicht, was die Zukunft für sie barg, doch die Liebe zu Liam hatte sie irgendwie von den Fesseln der Vergangenheit befreit.
“Du versperrst mir die Aussicht.”
Sie erstarrte. Diese Worte. Diese Stimme. Eine Stimme, die, als Juliet fast genau diese Worte beim letzten Mal vernommen hatte, noch arrogant und selbstsicher gewesen war, jetzt aber sanft und zärtlich klang.
Warum war Liam hier? Wie hatte er gewusst, wo er sie finden konnte?
Sie drehte sich langsam um, hielt die Hände leicht geballt vor sich. Sie wusste nicht, was sie sehen würde.
Er stand nur drei Meter entfernt von ihr im Sand, trug Jeans und ein blaues, kurzärmeliges Hemd. Aber es war sein Gesicht, das sie hypnotisierte. Er wirkte älter. Furchen waren um Nase und Mund eingegraben, und sein Gesichtsausdruck war ernst. Und er hatte abgenommen. Das zeigte sich an diesen Furchen in seinem Gesicht und dem losen Sitz seiner Jeans.
“Liam, was ist passiert?” Besorgt schaute sie ihn an und machte einen Schritt auf ihn zu.
“Das fragst du mich? Simon und mein Vater …”
Juliet hatte beschwichtigend eine Hand gehoben. “Janet hat dir inzwischen wohl die Wahrheit erzählt. Das ist genug.”
Er schüttelte den Kopf. “Nie genug, Juliet. Was Simon zu tun versuchte …” Er brach in unterdrückter Wut ab. “Mein Vater hat den Preis für diese sieben Jahre mit dem Wissen bezahlt, dass, wenn die beiden nicht miteinander gekämpft hätten, Simon nicht die Treppe hinuntergestürzt wäre! Gott, Juliet …”
“Es ist vorbei, Liam.” Sie seufzte. “Und ich denke, es sollte so bleiben.” Sie hatte sich schließlich mit der Tatsache abgefunden, dass Simon während des Kampfes mit seinem Vater die Treppe hinuntergestürzt und umgekommen war. Es war eine Last, die William bis an sein Grab getragen hatte.
Liam erwiderte ihren Blick. Dann nickte er zustimmend. “Du siehst gut aus”, murmelte er heiser.
Ihr war klar, dass die letzten zehn Tage der Ruhe und das gute Essen sich ausgewirkt hatten. Sie sah in ihrem weißen Sommerkleid frisch und gesund aus. Ihr Haar fiel offen auf ihre Schultern, und ihre Augen leuchteten tiefgrau in ihrem glühenden Gesicht.
“Wir haben nicht über mich gesprochen …”
“Doch, haben wir”, widersprach er. “Als wir das letzte Mal sprachen, taten wir genau das. Ich habe bis gestern Abend gebraucht, um herauszufinden, wo du warst, als dein Anwalt sich endlich erweichen ließ und mir erzählte, woher er seine Anweisungen bezüglich der Firma und des Hauses bekommen hatte. Und selbst dann wollte er nur verraten, dass es Mallorca war”, fügte Liam hinzu. “Ich musste noch Stunden telefonieren, bis mir klar wurde, dass du tatsächlich hierhergekommen warst. Du hattest gewusst, dass dies der letzte Ort sein würde, an dem ich nach dir suchen würde!”
Sie sah Liam stirnrunzelnd an. “Warum hast du überhaupt nach mir gesucht?” Sie klang verwirrt. “Ich dachte, wir hätten alles gesagt, was gesagt werden musste.”
“Ich hatte das gesagt, was ich glaubte sagen zu müssen”, gab er selbstkritisch zu. “Gott, Juliet …” Er brach ab, als sie einen Schritt zurückging, während er auf sie zutrat. “Ich würde dir nie wehtun.” Er seufzte. “Du bist schon genug verletzt worden!”
Sie befeuchtete ihre Lippen. “Warum bist du dann hier?”
“Verstehst du nicht, Juliet?” Er fuhr sich mit einer Hand durch sein volles Haar. “Ich habe dir nie wehtun wollen. Oh, ich weiß, dass ich das habe!” gab er zu, als er ihre skeptische Miene bemerkte. “Dass ich verdammt grausam zu dir war. Aber was sollte ich tun? Ich hatte mich ausgerechnet in die Frau auf Erden verliebt, von der ich es zuallerletzt erwartet hätte.”
Sie schluckte schwer, war sich sicher, ihn missverstanden zu haben. Liam konnte unmöglich gesagt haben, dass er sie liebte.
Er schaute sie ungeduldig an. “Juliet, können wir nicht irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind?” sagte er.
Sie war noch immer durcheinander von dem, was er eine Minute zuvor gesagt hatte. Liam liebte sie?
“Juliet?” forschte er unsicher, als sie ihm nicht antwortete.
Natürlich
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