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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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ihre Macht über Harriet. All ihre gehässigen kleinen Schikanen erschienen ihr auf einmal armselig.
    »Und nun, Mr. und Mrs. Burghley-Rice«, begann Leo, nachdem sie alle einen winzigen Schluck aus ihren winzigen Gläsern getrunken hatten, »sollten wir über Matthew reden.«
    Alle versteiften sich. Harriet spürte, wie ihr auf der Kopfhaut der Schweiß ausbrach.
    »Obwohl Sie sich sowohl dumm als auch illegal verhalten haben, indem Sie Harriet daran gehindert haben, ihn zu sehen, während er im Internat ist, habe ich sie überreden können, Sie nicht zu verklagen. Vorausgesetzt, Matthew verbringt die Weihnachtsferien bei ihr.«
    Seine Worte wirkten wie eine Explosion. Harriet erwartete beinah, daß die Decke einstürzen und die Gläser zerschellen würden. Die Wirkung hätte kaum erschütternder sein können.
    »Jetzt hören Sie mal zu, Mr. ... ähm. Harriet hat sich ganz und gar ungehörig benommen. Aus reiner Herzensgüte haben wir sie und Matthew versorgt, seit sie beide zur Welt gekommen sind.« Anthony Burghley-Rice hatte die Wahrheit ein wenig abgewandelt, damit die Geschichte sich besser anhörte. Er kam auf die Füße, etwas langsamer als ihm lieb gewesen wäre, er war kein junger Mann mehr. »Matthew ist ein wunderbarer Junge«, fuhr er fort. »Er macht uns stolz. Und wir haben nicht die Absicht, ihn in irgendeiner heruntergekommenen Absteige bei seiner Mutter wohnen zu lassen«, er warf Harriet einen angewiderten Blick zu, »die ihre unerhörte Undankbarkeit gezeigt hat – ganz zu schweigen von der Verantwortungslosigkeit – indem sie das Heim verlassen hat, das wir ihr all die Jahre gegeben haben. Sie hat keinerlei Anspruch auf Matthew.«
    »Ich widerspreche Ihnen nur höchst ungern«, sagte Leo, der offensichtlich nichts lieber tat, »aber eine Mutter hat sehr wohl Anspruch darauf, ihr Kind bei sich zu haben. Sie könnte Matthew im Handumdrehen von der Schule nehmen und zu sich in ihre ›heruntergekommene Absteige‹ holen.«
    Lavinia tat einen erstickten Schrei. Harriet fragte sich, ob Leo wirklich über die juristische Lage Bescheid wußte oder all das nur erfand.
    »Natürlich wäre es für alle Beteiligten besser, vor allem für Matthew, die Sache außergerichtlich zu regeln. Es würde zwangsläufig eine sehr unschöne Publicity geben. Das wäre genau die Sorte Skandal, die die Boulevardpresse so liebt. Doch wenn Sie sich weigern, einem Kompromiß zuzustimmen, wäre das der einzige Weg, der Harriet offenbliebe.«
    Leo legte eine kurze Pause ein, um den dramatischen Effekt zu steigern. Seine Verbindung mit Lord Westwood, wer immer das sein mochte, hatte offenbar dazu geführt, daß er extrem hochnäsig und überheblich sein konnte, wenn die Situation es erforderte. Harriet konnte förmlich sehen, wie ihre Großeltern unter dem Effekt seiner adeligen Abstammung und seiner fürchterlichen Drohungen zusammenschrumpften.
    Leo fuhr fort: »Sie würde ihrem Sohn diese Erfahrung allerdings viel lieber ersparen und würde es nur tun, wenn es sich als absolut unvermeidbar erweist.«
    Anthony Burghley-Rice räusperte sich entschlossen, anscheinend der Ansicht, daß dieser Mann das Wort lange genug geführt hatte, ganz gleich, wer sein Onkel war. Aber Leo war noch nicht fertig. »Natürlich hätte sie Matthew gern während der ganzen Ferien bei sich. Dann könnte er sich einige Schulen in der Gegend ansehen, von denen er eine vermutlich bald besuchen wird. Foxmoor Conprehensive wäre vielleicht die beste Entscheidung. Matthew hätte dort Gelegenheit, die Kulturen diverser ethnischer Minderheiten kennenzulernen und bekäme Einblick in die Lebensverhältnisse von Kindern, die weniger privilegiert sind als er. Trotz ihrer sozialen Benachteiligungen und der mangelnden finanziellen Mittel der Schule erreichen doch einige der besser motivierten Schüler dort die mittlere Reife.«
    Harriet dachte, ihre Großmutter werde in Ohnmacht fallen. Fast konnte sie sie nach dem Riechsalz greifen sehen, das ihr in einer früheren Epoche zur Verfügung gestanden hätte. Und Harriet selbst wäre auch in Ohnmacht gefallen, hätte sie nicht gewußt, daß die Foxmoor Comprehensive School, falls es sie überhaupt gab, ganz sicher nicht in der Nähe von Paddington oder Chelsea lag.
    »Natürlich würde ein Junge wie Matthew, der frisch von einem privaten Elite-Internat kommt, anfangs ein paar Schwierigkeiten mit den etwas rowdyhafteren Mitschülern haben, aber ich bin überzeugt, er würde bald abhärten. Der Sohn einer

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