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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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nicht länger verstellen. »Um die Wahrheit zu sagen: Wäre mir diese Rolle vor drei Monaten angeboten worden, wäre ich überglücklich gewesen. Aber sie kommt zu spät.«
    »Oh. Wieso?«
    »Weil ich nicht mehr Schauspielerin sein möchte.«
    »Ach ja? Und hat das irgendwas mit James zu tun?«
    »Genau. Aber er empfindet offenbar nicht dasselbe für mich wie ich für ihn. Er meint, ich sei eine als Putzfrau jobbende Schauspielerin, die zufällig Weihnachten bei ihm verbracht hat.«
    Peter warf ihr einen kurzen Blick zu. »So ist es nicht, weißt du. Aber sieh es mal aus seiner Perspektive. Was hat er dir schon zu bieten? Ein verfallenes Farmhaus, kein Geld, ein Leben ohne alle Annehmlichkeiten.«
    »Ich will keine Annehmlichkeiten.« Müdigkeit und Enttäuschung verschworen sich miteinander und trieben Sally die Tränen in die Augen. »Ich will James!«
    Peter tätschelte ihr die Hand. »Mach dir keine Sorgen, Sally. Er will dich auch. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so von einer Frau besessen war. Alles, was du brauchst, ist ein bißchen Geduld.«

Kapitel 28

    M ay folgte Hughs Blick. Und sah, was er sah. Ein Boot lag quer auf dem Kanal, unvertäut. Dann ging ihr auf, daß es die Rose Revived war. Aber es war nicht nur, daß ihre Halteleinen losgemacht worden waren. Die weißen Holzläden, die sie fest verschlossen hatte, standen offen. Einer hing schief, offenbar aus den Angeln gerissen. Fast alle Fenster waren zersplittert. Und das ganze Boot über und über mit Farbe beschmiert.
    »Oh, mein Gott ...« Mays Knochen schienen zu Wasser geworden zu sein, und sie fühlte sich, als habe ihr jemand in den Magen getreten, so daß sie sich weder rühren noch atmen konnte.
    »Bleib hier«, befahl Hugh. »Ich geh’ sie mir genauer ansehen.«
    Aber noch ehe er das Ufer erreicht hatte, hatte May wieder Verbindung zu ihrem Rückgrat aufgenommen und holte ihn ein. Gemeinsam starrten sie zum Boot hinüber. Es war eine abscheuliche Karikatur seiner selbst. Die zerbrochenen Fenster wirkten wie grotesk blinzelnde Augen, die Farbe sah aus wie Make-up, das eine Betrunkene aufgetragen hatte, die Farben grell, verfälscht von Dämmerung und dem orangefarbenen Schimmer der Straßenlaterne.
    »Oh, mein Gott«, sagte May noch einmal.
    Hugh warf ihr einen schnellen Blick zu. »Von hier aus erreichen wir sie niemals. Wir müssen ans andere Ufer. Erstaunlich, daß andere Boote überhaupt an ihr vorbeigekommen sind. Vielleicht ist nicht viel Verkehr an den Feiertagen.«
    May sprach ausdruckslos, wie aus weiter Ferne. »Nein, das ist nicht weiter schwierig. Der Kanal ist hier ziemlich breit. Wer immer vorbeiwollte, mußte die Rose nur ein bißchen beiseite stupsen.« Sie schluckte und atmete tief durch. »Ich nehme die Brücke da vorn.«
    »Ich komme mit dem Wagen nach.«
    Als Hugh sich ihr wieder anschloß, kniete May auf dem Treidelpfad und versuchte, die Bugleine aus dem Wasser zu fischen, die immer noch an ihrem Ring befestigt war. Wenigstens etwas, dachte May. Als sie Hughs Schritte hörte, wandte sie sich um. »Halt mich fest, ja? Ich komme fast dran.«
    Hugh legte die Hände um ihre Taille und gab ihr Halt, so daß sie sich die entscheidenden zwei Zentimeter weiter vorbeugen konnte. Sie bekam die Leine zu fassen, und das Boot kam zu ihr wie ein Tier. Sie hörte sich selbst leise und beruhigend auf die Rose einreden, als sie sie behutsam ans Ufer zog und die Leine an das Metallgeländer band, das den Treidelpfad säumte. Hugh, der die Heckleine aus dem Wasser geholt hatte, folgte ihrem Beispiel. Dann sprangen sie an Bord und betraten die Kajüte.
    Sie konnten nicht viel sehen, aber sie spürten und hörten Glassplitter unter ihren Schuhen. Die Bücher waren aus den Regalen gefegt worden, der Kohleneimer auf den Teppich entleert. Die Bilderrahmen waren zertrümmert, aber nicht von den Balken gerissen worden. May erkannte, daß der Schaden wesentlich größer gewesen wäre, wenn sie nicht fast ausschließlich mit Einbaumöbeln eingerichtet gewesen wäre.
    »Ich hole den Besen«, sagte sie.
    »May.« Hughs Stimme klang sachlich, fast kühl, als fürchte er, sie könne hysterisch werden. »Es ist dunkel. Und wenn wir Ordnung schaffen, ehe die Polizei hier war, vernichten wir sämtliche Spuren.«
    May war alles andere als hysterisch. Dazu war sie viel zu zornig. »Ach, hör doch auf, Hugh! Du weißt so gut wie ich, daß sie die Typen niemals kriegen, die das hier angerichtet haben, selbst wenn sie Fingerabdrücke finden. Es ist

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