Wilde Rosen: Roman (German Edition)
ein Paar von Mays Jeans und hatte die Ärmel aufgekrempelt.
Keith reichte ihr eine der Plastiktüten. »Ich habe Allzweckreiniger, Spülmittel, Toilettenreiniger und ein Paket Putztücher, was wollen Sie mehr?«
»Bleiche, Natron und Gummihandschuhe«, antwortete Harriet.
»Und unsere Overalls«, fügte Sally hinzu, ermutigt durch Harriets energisches Auftreten.
»Ach so, ja, Overalls. Ich habe sie noch nicht. Ich lasse sie anfertigen. Aber bei diesem Auftrag ist es ja egal, wie Sie aussehen, der Kunde sieht Sie ja nicht.«
»Aber wir werden unsere eigenen Sachen ruinieren«, wandte Harriet ein. »Und Sie haben uns schützende Arbeitskleidung zugesagt.«
Keith erkannte seine eigenen Worte vom Vortag mühelos wieder und verzichtete darauf zu bemerken, daß ihre Jeans und Mays Arbeitshose genau das zu sein schienen.
»Ich sag’ Ihnen was: Ich zahle Ihnen eine kleine Sondervergütung, damit Sie Ihre eigene Kleidung reinigen lassen können.«
»Und die Gummihandschuhe?« fragte Harriet. »Dieses Haus ist in einem sehr schlechten Zustand. Wenn Sie wollen, daß wir es putzen, müssen Sie uns schon das nötige Putzzeug dafür geben.«
Keith, der inzwischen vielleicht nicht gerade ängstlich, aber auf jeden Fall doch so wirkte, als müsse er sich jetzt dringend seinen anderen Verpflichtungen zuwenden, zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche und holte zwei Zehnpfundscheine heraus.
»Ich sag’ Ihnen was: An der Ecke ist ein Laden. Kaufen Sie einfach alles, was Sie brauchen. Ich komme gegen vier vorbei, um zu sehen, wie Sie zurechtkommen.«
Tatsächlich war es fünf, als er wiederkam, und inzwischen waren die Mädchen erschöpft und schmutzig. Das Haus hingegen war sehr viel sauberer. Noch ein Tag, schätzte Harriet, dann sollten sie fertig sein.
»Das haben Sie gut gemacht«, bekundete Keith, nachdem er mit dem Finger über einen Bilderrahmen gefahren war wie eine Operetten-Schwiegermutter. »Das muß man Ihnen lassen.«
»Aber unsere Sachen sind total ruiniert«, sagte May.
»Ganz zu schweigen von unseren Händen«, murmelte Sally. Trotz der Handschuhe hatte sie sich mehrere Nägel abgebrochen.
»Natürlich brauchen wir wenigstens noch einen Tag, bis wir fertig sind«, sagte Harriet.
Keith sah sie entgeistert an. »Was? Meine Güte, wie lange brauchen drei Frauen, um ein Haus zu putzen?« fragte er sarkastisch.
»Das hängt vom Zustand des Hauses ab«, gab Harriet zurück, die emotional mehr und mehr auf die Füße kam. »Dieses hier schaffen wir in zwei Tagen. Die meisten anderen bräuchten viel länger.«
Keith betrachtete die drei Frauen, die seinen Blick so kühl und gelassen erwiderten, und er fragte sich, ob es wirklich eine so glänzende Idee gewesen war, Leute mit einer vornehmen Aussprache einzustellen. Offenbar gingen mit der Aussprache eine ganze Menge Höhere-Töchter-Allüren einher. Zu seinem Glück war Sally Expertin im Interpretieren von Körpersprache. Außerdem hatte man sie vom Tage ihrer Geburt an darauf programmiert, sich bei Männern einzuschmeicheln und beliebt zu machen. Sie fand es schwierig, diese Gewohnheit abzulegen. Abgesehen davon hatte sie nicht die geringste Lust, noch einen Tag in Tufnell Park zu verbringen und eine Hautschicht nach der anderen und zahllose Fingernägel in endlosen Eimern mit heißem Wasser einzubüßen.
»Sie sind der Boß«, erklärte sie mit einem Lächeln, das ebenso einstudiert war wie Keith’, aber sehr viel sympathischer. »Wenn Sie finden, daß es gut genug ist ...«
Keith warf ihr einen erleichterten Blick zu und erkannte sie als »echte Frau« unter diesen tollwütigen Emanzen. »Genau ... äh ... Sarah?«
»Sally.«
»Genau, Sally. Ich finde, Sie haben hier ordentliche Arbeit geleistet, und für morgen habe ich Sie anderweitig eingeplant.«
»Anders gesagt«, flüsterte May Harriet zu, »ab morgen hat er zahlende Kunden und muß uns nicht aus der eigenen Tasche entlohnen.«
Er förderte drei zartrosa Bögen mit Büttenrand zum Vorschein. Oben auf jeder Seite stand »Quality Cleaners« gedruckt. »Regeln Sie untereinander, wer wohin geht. Aber ich werd’ die Kunden fragen, ob sie zufrieden waren, also keine Schlampereien.«
Harriets Gesicht nahm den gleichen Ausdruck an wie das ihrer Großmutter, wenn die Katze auf den Wohnzimmerteppich erbrochen hatte.
Keith erkannte gerade noch rechtzeitig, daß es in seinem eigenen Interesse lag, die Strategie schnellstens zu ändern. »Nicht daß ich irgendwelche Probleme erwarte, Mädels. Ich bin
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