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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Fotokopierer. Wir könnten die Handzettel jetzt fertigmachen und die Telefonnummer hinzufügen, wenn wir sie haben.«
    »Und so hauen wir Piers und Schleimbeutel auf einen Streich übers Ohr«, bemerkte Harriet trocken.
    »Du bist diejenige, die künstlerisch veranlagt ist, Harriet«, sagte May, ohne darauf einzugehen. »Laß dir was einfallen!«
    »Ich mag künstlerisch veranlagt sein, aber ich bin außerdem todmüde.« Harriet gähnte. »Und ich habe Matthew versprochen, ihn anzurufen.«
    »Ruf ihn von hier an«, schlug Sally vor. »Und warum bleibt ihr nicht einfach beide übers Wochenende hier? Dann könnten wir die Handzettel in aller Ruhe morgen vormittag machen.«
    May konnte sehen, daß Sally Gesellschaft brauchte, aber sie hatte ein starkes Bedürfnis nach ihrer vertrauten Umgebung. »Ich könnte bleiben, wenn du wirklich willst, aber ich kann nicht mal leserlich schreiben. Ihr kämt vermutlich ohne mich viel besser zurecht.«
    »Wenn ich das Telefon benutzen darf und ein Bad nehme, werde ich so künstlerisch sein, wie du dir nur wünschen kannst«, versprach Harriet.
    May freute sich mit einemmal unbändig darauf, allein auf ihrem Boot zu sein. Sie zog ihre Jacke über. »Also überlasse ich euch beide euren Filzstiften und fahr’ nach Hause. Sag mir nur, wo ich den Vertrag finde, Harriet. Ich hab’ nämlich eine Verabredung mit einem Staranwalt. Und eine mit dem Besitzer eines Bootshafens, und dem muß ich Honig ins Ohr träufeln.«

Kapitel 9

    M ike war von Mays Neuigkeiten nicht sonderlich beeindruckt.
    »Es ist nicht so einfach, sich selbständig zu machen. Dazu gehört ein bißchen mehr, als einfach nur das Geld zu kassieren«, belehrte er sie. »Du mußt Bücher führen, Steuern zahlen, Versicherungen, Mehrwertsteuer. – Du mußt alles mögliche bedenken.«
    »Ich weiß. Aber für jemand anders zu arbeiten hat auch seine Schattenseiten, und was Schleimbeutel kann, können wir schon lange.«
    »Ihr habt überhaupt kein Kapital, damit geht es doch schon los.«
    May wollte ihm schon von den zweihundert Pfund erzählen. Gerade noch rechtzeitig ging ihr auf, daß er das Geld sofort für sich fordern würde. »Wir brauchen nicht viel. Harriet und Sally entwerfen Handzettel. Sallys Freund hat einen Kopierer.«
    May bezeichnete Piers nicht als »Exfreund«. Sie fand, Mike sollte nicht mehr als das absolut Notwendige erfahren.
    »Was hält er denn von der Idee?«
    Lügen wollte sie nun auch wieder nicht. »Er ist verreist. Aber ich bin sicher, er unterstützt so viel Eigeninitiative.« Sie stand auf, ihr selbstsicheres Lächeln verstärkte ihren koboldhaften Ausdruck noch. »Also, ich zahle dir die hundert Ende der Woche, okay?«
    »Sie waren eigentlich schon Ende letzter Woche fällig. Das kann nicht immer so weitergehen. Wenn du selbständig bist, wirst du feststellen, daß es die säumigen Zahler sind, die dir das meiste Kopfzerbrechen verursachen.«
    »Es ist eben alles eine Frage der Umstände. Aber jetzt muß ich wirklich los. Unser Anwalt kommt gleich zu einem Beratungsgespräch.«
    »Immerhin etwas. Aber ich hoffe, du weißt, daß ich nur so geduldig bin, weil du es bist, May.«
    »Was meinst du damit, weil ich es bin?«
    Er zögerte lange. »Eine Menge Leute hier haben dich sehr gern. Aber es wird dich nicht ewig schützen, daß du hier der Problemlöser für alle Fälle bist.«
    May lachte und machte sich auf den Rückweg zu ihrem Boot. Sie war keineswegs so von ihrem Plan überzeugt, wie sie vorgegeben hatte. Es mußte schwierig sein, ein Unternehmen zu gründen. Und wenn sie Mike die Hälfte ihres Kapitals geben mußte, war ihre Kapitaldecke von Anfang an viel zu dünn. Und mochte sie auch den besten Ruf als lokaler Problemlöser genießen, so ging es dabei entweder um Sachen, Holz oder Werkzeuge zum Beispiel, oder aber um Menschen. Für alles, was auch nur ein Mindestmaß an mathematischen Kenntnissen voraussetzte, war sie hoffnungslos unbegabt. Na ja. Harriet wußte bestimmt, wie man Bücher führt.
    Sie war entschlossen, Harriets und Sallys Ersparnisse nach Möglichkeit aus ihrer Geschäftsgründung herauszuhalten. Immerhin war es ihr Boot, das auf dem Spiel stand. Der Gedanke, Geld von ihren Eltern zu borgen, kam ihr in den Sinn, und sie verwarf ihn sofort wieder. Ihre Eltern waren unheilbar großzügig, hätte May mit einem Wanderzirkus auf Tour gehen wollen, hätten sie ihr vermutlich auch das finanziert. Ganz sicher würden sie ihre Geschäftsgründung sponsern. Aber sie weigerte sich,

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