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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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herrschte ein kurzes nachdenkliches Schweigen.
    »Wie wär’s mit ›Second Quality Cleaners‹«, witzelte Sally.
    »Oder ›Harsalmay‹«, schlug May vor. »Eine klangvolle Kombination unserer Namen. Viele Leute leiten so die Namen für ihre Häuser oder Boote ab.«
    Harriet hatte einen furchtbaren Moment lang so ausgesehen, als zöge sie diesen Vorschlag ernsthaft in Erwägung. Doch jetzt schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich denke, ›Cleaning Undertaken‹ ist gar kein schlechter Name. Wir können uns am Telefon damit melden. Und wenn wir so richtig erfolgreich sind und mehr Partnerinnen aufnehmen wollen, brauchen wir den Namen nicht zu ändern.«
    »Bist du einverstanden, Sal?« fragte May.
    Sally nickte. »Wenn ihr nichts dagegen habt, verschwinde ich jetzt Richtung Badewanne.«
    »Hm. Jetzt wo du’s sagst, du siehst ziemlich schmuddelig aus. Was ist passiert?«
    »Oh, nichts Besonderes. Ich habe mit einem Hund im Staub rumgetollt. Ein Hund von der Größe eines Esels. Ich erzähl’s euch später.«
    Sally verspürte nicht einmal ein so großes Bedürfnis, sich vom Staub zu befreien, sondern eher von den Gedanken an James Lucas, die sich als ungewöhnlich hartnäckig erwiesen. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte James Lucas’ große, zottelige Erscheinung einfach nicht aus ihrem Gedächtnis verscheuchen.
    Sie kippte den letzten Rest ihres Floris-Badeöls ins dampfende Wasser. Das Schlimme an ihr war, daß ihr das Interesse des männlichen Geschlechts so selbstverständlich war wie anderen die Luft zum Atmen. Sie nahm nur dann Notiz davon, wenn es ausblieb. Konnte sie ihn deswegen nicht aus ihren Gedanken verbannen, weil er offensichtlich keinen zweiten an sie verschwenden würde? Das mußte der Grund sein. Denn er war ja überhaupt nicht ihr Typ.
    Sie nahm ihre Pinzette und den Handspiegel vom Wannenrand und inspizierte ihre Augenbrauen. Um James Lucas’ Brauen halbwegs in Form zu kriegen, bräuchte man vermutlich eine elektrische Heckenschere. Es war doch wirklich etwas Wahres an dem Spruch, daß die Leute mit der Zeit eine Ähnlichkeit mit ihren Hunden entwickeln. James Lucas hatte keinen Bart, und seine Augenbrauen waren nicht grau, aber in ein paar Jahren würde man ihn und Clodagh im Dunkeln kaum mehr unterscheiden können. In beider Augen leuchtete ein starker Widerschein von Sanftmut, aber kein Funken Interesse, wie Sally es eigentlich gewöhnt war.
    Sie zupfte ein Härchen aus und zuckte zusammen. Hatte sie etwa ihre Ausstrahlung verloren? Sofort schalt sie sich für ihre Eitelkeit. Wie kam sie dazu zu glauben, jeder Mann müsse sie auf den ersten Blick anziehend finden? Sie kannte die Symptome ganz genau: Die Augen verengten sich fast unmerklich, die Mundwinkel kräuselten sich, die Nasenflügel blähten sich wie bei einem Raubtier, das Witterung aufnimmt. Aber was bedeutete ihr das schon? Warum in aller Welt sollte sie Zurückweisung empfinden, wenn sie ausblieben?
    Sie legte Spiegel und Pinzette beiseite und streckte sich im heißen Wasser aus. Sie begutachtete ihren rechten Fuß. Eine kleine beulenartige Verformung am Glied des großen Zehs war das letzte Überbleibsel von drei Jahren Ballettunterricht nach der Schule. In gewisser Weise symbolisierte diese kleine Beule ihr Leben: ihre Unfähigkeit, Tänzerin zu werden, ihre Unfähigkeit, eine richtige Schauspielerin zu sein, ihre Unfähigkeit, einen großen, zotteligen Mann mit rauhen Händen anzuziehen.
    May würde sagen, sie sei wahnsinnig, so kurz nach Piers auch nur an einen anderen Mann zu denken. Aber manche Frauen brauchten einfach Männer, so sehr sie sich auch wünschten, auf sie verzichten zu können, und Sally war eine von diesen Frauen.
    »Aber nicht er«, sagte sie sich. »Der ist wirklich viel zu bodenständig. Ein echter Naturbursche. Davon abgesehen, es gibt Dutzende von wahnsinnig gutaussehenden Männern, die unheimlich scharf auf mich sind.«
    Aber ihre Gedanken kehrten unwillkürlich zu James Lucas mit seiner Tweedjacke und seinen großen Farmerhänden zurück. James Lucas, der kein bißchen scharf auf sie war.

Kapitel 12

    I ch hätte Sie sowieso entlassen müssen«, sagte Schleimbeutel. Er hatte sich ihre gestotterten Ausreden für ihre plötzliche Kündigung mit unbewegter Miene angehört. Aus einer Schublade nahm er zwei Briefumschläge, und schob je einen zu Sally und Harriet hinüber. »Es ist nicht weiter schwierig, Frauen zu finden, die etwas von dieser Arbeit verstehen.«
    »Wir verstehen etwas davon«,

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