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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Gefahr lag vielmehr darin, daß viele Personen darin verwickelt werden mußten, was die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers oder Verrats beträchtlich erhöhte.
    Dennoch gab es eine Chance, und er hatte mit ihr einen Handel abgemacht. Sie würden Buchara nicht verlassen, bevor sie nicht den Versuch gewagt hatten, den mysteriösen Mann im Schwarzen Brunnen zu retten.
    Vielleicht war die baraka wirklich mit ihnen, aber als er seine Massage ausdehnte und seine Hände langsam höher zu interessanteren Stellen wanderten, war der Satz, der ihm durch den Kopf ging, nicht arabisch, sondern das ironische Motto der römischen Gladiatoren: Nos morituri, te salutamus.
    Wir Todgeweihten grüßen dich.

Kapitel 22
    Als ein Schauer von silbernem und bernsteinfarbenem Licht den Himmel herunterregnete, klopfte Abdul Samut Khan seinem Gast jovial auf die Schulter. »Ein herrliches Feuerwerk, nicht wahr? Der chinesische Techniker, der es für mich gemacht hat, ist ein wahrer Meister seines Fachs.«
    »Allerdings«, stimmte Ross zu. »Euer Fest wird noch lange im Gespräch bleiben.«
    Als die letzten Raketen verglüht waren, zündeten Sklaven die Fackeln und Lampen wieder an. Die Umschreibung des Nawabs, er wolle ein kleines Fest mit ein paar Freunden abhalten, war eine schon absurde Untertreibung gewesen, denn einige hundert Menschen, viele darunter Offiziere, genossen seine  Gastfreundschaft an diesem Abend. Morgen würde die Armee unter Trommelklängen und abgefeuerten Kanonen nach Kokand ziehen, aber nun erfüllte eine Atmosphäre fiebriger Genußsucht die Gartenluft.
    Berge von Essen waren serviert worden, und Ross hatte ein paarmal Haschischrauch inhaliert, aber das Fehlen von Alkohol ließ die Menge der Gäste im Vergleich zu einem europäischen Ball gesittet bleiben. In einer Ecke spann ein Geschichtenerzähler für eine faszinierte Zuhörerschaft Legenden des großen Nasreddin Hoja, während Mimen auf einer  improvisierten Bühne ganz am anderen Ende des Grundstücks allerlei Kunststücke zeigten.
    Natürlich waren keine Frauen dabei - außer Juliet, die in den Schatten herumschlich und unauffällig beobachtete. Ross vermutete, daß die Haremsdamen des Nawab alle begierig hinter ihren Fensterläden den Festivitäten folgten.
    »Nun wird es Zeit zum Tanz«, rief Abdul Samut Khan begeistert aus. »Ihr setzt Euch zu mir nach vorne.« Er war Ross den ganzen Abend kaum von der Seite gewichen, was natürlich eine Ehre war, wohl aber auch eine Maßnahme, um sicherzustellen, daß der Ferengi sich nicht das fröhliche Durcheinander zunutze machen würde und flüchtete. Um dieses Argument zu unterstreichen, war Jawer Mahmud Shahid nie weit entfernt.
    Als der Nawab Ross durch die Menge schob, murmelte er: »Obwohl ich morgen früh die Stadt verlasse, ist es noch nicht zu spät, Eure Meinung zum Thema Flucht zu ändern. Ich flehe Euch an, Lord Kilburn, nehmt Euch meinen Rat zu Herzen, denn ich kann nicht für Eure Sicherheit garantieren, während ich fort bin. Heute nacht, da die vielen Menschen für Durcheinander sorgen, ist ein perfekter Moment, zu entwischen.«
    Sein Gastgeber war wirklich hartnäckig. Ross lächelte sanft.
    »Eure Sorge um mich ist sehr freundlich, aber Ihr seid es doch, der in den Krieg zieht. Gewiß seid ihr in größerer Gefahr als ich.« Abdul Samut Khan legte die Stirn in Falten. »Als ich heute den Emir traf, ordnete er an, Ihr dürft nicht länger Besuch empfangen. Er will nicht, daß Ihr in einen Verrat verwickelt werdet, solange er nicht hier ist.«
    »Ich verstehe.« Ross stolperte fast über eine Schildkröte, die eine kleine Öllampe auf dem Panzer trug. Ein paar der Tiere krabbelten im ruhigeren Teil der Gärten umher, um die Blumenbeete zu beleuchten. Er bückte sich, um die kleine Kreatur aus der Gefahrenzone zu heben. »Heißt das, ich muß in meinen Räumen bleiben?«
    Es gab eine längere Pause, in der der Nawab offenbar überschlug, ob es von Vorteil war, den Gefangenen noch weiter einzuschränken. »Der Emir wollte es so, aber ich konnte ihn überreden, daß er Euch zumindest die Freiheit meines Grundstücks gewährt. Natürlich werdet Ihr die ganze Zeit bewacht sein.«
    »Natürlich.«
    Sie erreichten die mit Stricken eingefaßte Fläche, wo der Tanz stattfinden sollte. Die Tänzer waren in einem Zelt an einer Seite untergebracht, aus dem glockenhelles Gekicher zu ihnen herausdrang. Musiker hatten schon eingesetzt, und die Nachtluft vibrierte von Flöten, Trommeln und Saiteninstrumenten, die Ross

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