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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nicht identifizieren konnte. Es war eine leidenschaftliche Musik, unter der leisere klagende Töne mit tiefen, erdgebundenen Klängen verwoben waren.
    Abdul Samut Kahn geleitete seinen Gast zu einer Seite des Tanzbodens, an der Teppiche und Kissen für die wichtigeren Gäste auf Podesten ausgelegt worden waren. An den anderen Seiten des Karrees sammelten sich nun die Zuschauer, und Ross bemerkte, daß Juliet sich einen Platz direkt gegenüber von ihm aussuchte. In ihrem Schweigen und den dunklen Schleiern schien sie wie eine Mahnung auf diesem Fest, wie eine Erinnerung daran, daß die fröhliche Ungezwungenheit bald vorüber sein würde.
    Er hoffte, daß sie sich unter ihrem Tagelmoust dennoch amüsierte. Es war wirklich ein nettes Fest, wenn man über die Tatsache hinwegsehen konnte, daß dieser Abend vielleicht ihr letzter gemeinsamer war. Nur knappe vierund-zwanzig Stunden später wollten sie ihren waghalsigen Fluchtversuch unternehmen, und wenn irgend etwas schiefging, dann erlebten sie vielleicht nicht einmal mehr die folgende Dämmerung.
    Ross riß seinen Blick von ihr los; plötzlich konnte er es kaum mehr erwarten, mit ihr allein zu sein. Er würde dem Tanz lange genug zusehen, um seinen Gastgeber zufriedenzustellen, und sich dann entschuldigen.
    Ein Ruf ging durch die Menge, als sechs Tänzer auf einmal auf die Tanzfläche wirbelten, mit den Fingern schnippten und die Glöckchen an den Fingern klingeln ließen. Gewöhnlich waren es tanzende Jünglinge, doch hier traten Frauen auf - geschmeidige, üppig gebaute Frauen, deren Körper Bewegungen einstudiert hatten, die die Phantasie jedes Mannes erregen sollten. Ihre farbenfrohen Kostüme ließen sehr viel nackte Haut frei, doch ihre Gesichter waren mit durchscheinenden Schleiern verhüllt, unter denen man vage weiche Gesichtszüge erkennen konnte. Für eine orientalische Zuschauerschaft war diese Offenherzigkeit so provozierend wie für ein europäisches Publikum eine hauchdünn verschleierte Brust.
    Der erste Tanz war langsam, jeder der folgte, bekam mehr Tempo. Die wirbelnden Röcke und sich wiegenden Hüften bedeuteten eine Einladung, die so alt war wie die Zeit selbst, und bald klatschte die Menge im Rhythmus der Musik, was der Nacht eine seltsam drängende, fiebrige Note verlieh. Beim vierten Tanz änderte sich die Musik, und die erste Tänzerin ließ sich auf die Knie fallen. Mit verführerisch zuckenden Hüften ließ sie ihren glänzenden Körper zurückfallen, bis ihr Haar über den Boden strich.
    Die Darbietung und die Musik hatten eine ursprüngliche Macht bekommen, die den Kopf ausließ und direkt ins Blut ging. Ross, dessen Atem sich beschleunigte, sah zu Juliet hinüber. Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment, bevor zwei Tänzerinnen zwischen sie traten. Ross wollte das primitive Versprechen des Tanzes einlösen, doch nur Juliet konnte den Hunger in seinen Adern stillen.
    Als die Tänzerin wieder auf die Füße sprang, winkte Abdul Samut Khan sie heran. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Truppe, dann ließ sie sich vor dem Nawab in eine Haltung tiefster Unterwerfung fallen. Sie war nun kaum einen Meter von Ross entfernt, so daß er ihren schweißglänzenden, kurvenreichen Körper hätte berühren können. »Ja, Herr?« sagte sie mit rauher Stimme.
    Der Nawab deutete auf Ross. »Hier ist der Mann, von dem ich dir schon erzählt habe.«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung verlagerte sie ihren Körper, so daß sie nun vor Ross lag. Sie atmete immer noch schwer von der Darbietung, und ihre vollen Brüste schienen das winzige Mieder sprengen zu wollen. Mit klimpernden goldenen Armreifen schnurrte sie: »Sagt mir, was Ihr begehrt, o Herr von den Ferengis.«
    Eine Hitzewelle durchlief Ross' Körper, denn die Frau war die verkörperte Sinnlichkeit und schien direkt aus den Tiefen der Männerphantasien entsprungen zu sein. Es war unmöglich, sich dieser Ausstrahlung zu entziehen, und er schluckte hart, bevor er herausbrachte: »Du tanzt sehr gut.« »Zahra ist mein Geschenk für Euch in dieser Nacht, Lord Kilburn.« Abdul Samut Khan stieß Ross verschwörerisch einen Ellenbogen in die Rippen. »Mir ist klar, daß Euch bisher versagt blieb, was ein Mann für seine Gesundheit und sein Glück braucht, also nehmt sie heute nacht mit in Euer Zimmer und tanzt mit ihr, bis Euer Herz zufrieden ist.«
    Zahra glitt vor und hob ihren Schleier, damit Ross ihr Gesicht sehen konnte. Obwohl die Bewegung schüchtern wirkte, war die Einladung so eindeutig, als hätte

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