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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Schatten zu schleichen, und auch Juliet nahm ihren Tagelmoust ab. Sie trug darunter ebenfalls einen weißen Turban.
    Nachdem sie die Stoffe und das Seil in den Satteltaschen verstaut hatten, saßen sie auf und ritten die letzte halbe Meile zum Gefängnis, welches als massives Gebäude mit hohen Mauern hinter dem Palast aufragte. Nun war es aus mit den Heimlichkeiten - jetzt würden sie nur Frechheit und drohendes  Auftreten zum Erfolg bringen.
    Der Eingang zum Gefängnis war mit einem schweren Tor verschlossen, in das eine kleinere Tür eingelassen war. Als ihre Gruppe sie erreichte, zog Ross die Pistole heraus und hämmerte mit dem Lauf gegen das Holz.
    Eine Stimme erklang aus dem Wachhäuschen: »Wer ist da?«
    Ross holte tief Atem. Nun gab es kein Zurück mehr. In Usbekisch antwortete er: »Saadi Khan mit Befehlen des Emir.«
    »Saadi Khan?« fragte die Wache zweifelnd nach.
    »Ich bin ein makhram, ein königlicher Kämmerer, Narr. Laß mich ein!«
    Der Befehlston zog, und die Wache signalisierte einem seiner Kumpanen, die Tür zu öffnen. Sie war gerade groß genug, um einen Mann auf einem Pferd hindurchzulassen. Ross trabte in den Hof, gefolgt von Murad und Juliet, die das vierte Pferd führte.
    Sobald sie drinnen waren, befahl Ross: »Bringt mich zum wachhabenden Offizier.«
    »Ja, Herr«, antwortete der Soldat mit dem höchsten Rang, der in etwa mit einem Corpora! zu vergleichen war. Er geleitete die Neuankömmlinge zum Hauptgebäude.
    Dort stiegen Murad und Ross ab und ließen Juliet mit den Pferden zurück. Ihr Turban und der Schnurrbart würden sie im dunklen Hof als jungen Mann durchgehen lassen.
    Mit einer Arroganz, die er Shahid Mahmud abgeguckt hatte, schritt Ross, gefolgt von Murad, die Treppe hinauf. Der Soldat übergab sie einem anderen Wachmann, der die Besucher in die Kammer des befehlshabenden Offiziers führte.
    Dieser sah auf, als sie eintraten, und musterte sie mit einem herablassenden Blick. Wenn Hafiz' Informationen stimmten, so war der Mann auf dem Posten neu und würde wahrscheinlich nicht bemerken, daß Ross kein echter Offizieller aus dem Palast war. Außerdem war er der Typ, der seine Untergebenen triezte und vor Höhergestellten buckelte, was ihn zu einem idealen Kandidaten für Drohungen machte.
    Der Offizier strich sich mißfallend über den Bart. »Der Emir ist doch nicht in der Stadt. Was kann es so Wichtiges geben, das nicht bis morgen früh warten kann?«
    »Das.« Ross zog ein Dokument aus der Innenseite seiner Jacke, dann versuchte er unbeteiligt auszusehen, während der Soldat das Papier untersuchte. Der Befehl war eine Fälschung, im üblichen Stil aufgesetzt und versehen mit einem königlichen Siegel, das vorsichtig von einem offiziellen Dokument gelöst worden war.
    Die Fälschung kam aus dem Haus Ephraim ben Abrahams, und Ross und Juliet hatten  überlegt, wozu wohl eine solche Fingerfertigkeit gelernt werden mußte, aber sie waren klug genug, nicht nachzufragen.
    Ross hielt den Atem an, als der Leutnant die Stirn runzelte. »Ich verstehe nicht«, sagte er.
    Erleichtert, daß das Problem inhaltlicher und nicht formaler Art war, antwortete Ross mit einstudierter Ungeduld: »Du sollst auch nicht verstehen. Deine Aufgabe ist es, uns den Ferengi-Gefangenen auszuliefern, nicht, meine Zeit mit dummen Fragen zu vergeuden.«
    »Aber warum jetzt, da Seine Majestät fort ist?«
    »Eben weil er fort ist, du Dummkopf! Ein ausländischer Spion ist eine diplomatische Peinlichkeit, gefährlich gefangenzuhalten und gefährlich zu töten. Probleme dieser Art werden am besten gelöst, während der Emir mit wichtigeren Dingen beschäftigt ist. Wirst du nun dem Befehl gehorchen, oder willst du ein Teil des Problems werden?«
    »Ich bin nicht befugt, Gefangene freizulassen«, entgegnete der Leutnant sturköpfig, aber sein Selbstvertrauen schwand im Angesicht von Ross' großkotzigem Auftreten.
    »Das Dokument ist alles an Befugnis, was du brauchst.« Ross war nicht umsonst der Sohn eines Dukes - wenn er es wollte, konnte er fürchterlich arrogant und offiziell wirken. Er verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen und betonte damit seine Größe, die die anderen überragte. Dann wurde seine Stimme leiser, tiefer und drohender. »Ich habe jetzt genug von deiner Dummheit. Saadi Khan ist es nicht gewohnt, warten zu müssen. Bring mich sofort zu dem Gefangenen.«
    Noch bevor Ross ausgesprochen hatte, änderte sich die Miene des Leutnants zu serviler Dienstbarkeit. Er kam stolpernd auf die Füße

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