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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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eingehüllt, welches die typische Farbe des sommerlichen Zentralasiens war.
    Am dritten Tag war Juliet überzeugt, daß sie nicht mehr verfolgt wurden. Dennoch kletterte Ross bei ihrer mittäglichen Rast auf einen Hügel und suchte mit seinem Fernglas die Gegend ab, ob auch wirklich niemand in der Nähe war. Sogar zu erschlagen, um zu schlafen, gesellte sich Juliet zu ihm, denn es würde ihr Entspannung bringen, ein paar Minuten mit ihrem Mann allein zu sein.
    Ross saß im Schatten eines Felsvorsprungs und starrte auf die vor Hitze flirrenden Hügel, sein Fernglas müßig in den Schoß gelegt.
    Juliet wußte, daß er am wenigsten Schlaf von allen bekommen hatte, denn während sie Rast machten, hielt er stets so gut wie möglich Wache. Nun brachte er trotzdem ein müdes Lächeln zustande, als sie sich neben ihn setzte. »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut.« Sie seufzte und löste ihren Tagelmoust, um den Wind auf ihrem Gesicht zu spüren. »Aber wenn ich zu Hause bin, werde ich in der ersten Woche nichts weiter machen, als mich vom Bett zum Hammam und wieder zurück zu schleppen.«
    Es gab nicht genug Wasser zum Rasieren, aber trotzdem war Ross immer noch der attraktivste Mann, den Juliet je gesehen hatte. In dem Bedürfnis, ihn zu berühren, legte sie ihre Hand über seine, die auf seinem Schenkel ruhte. Augenblicklich drehte er seine Hand um und verschränkte die Finger mit ihren. Frieden und Trost schienen aus ihren vereinten Hände zu strahlen, und ihr müder Verstand freute sich unendlich darüber, daß ein so simpler Kontakt so befriedigend sein konnte, wie Wasser in der Wüste erfrischend ist.
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Ross. »Die Hälfte haben wir schon.«
    Sie saßen schweigend da und genossen den Augenblick der Nähe, bis Juliet feststellte: »Es ist interessant, daß Ian der einzige von uns ist, der kräftiger statt schwächer wird. In der ersten Nacht, als du ihn auf sein Pferd binden und es führen mußtest, hatte ich Angst, daß er den Ritt nicht überleben würde.«
    »Statt dessen hat er gegessen, was er konnte, wie ein Toter geschlafen, als wir rasteten, und ist aufgewacht, um sein Pferd selbst zu lenken. Er hat unglaubliche Kraft, sonst hätte er im Schwarzen Brunnen gar nicht überlebt.« Ross zwinkerte ihr zu. »Zweifellos würde Ian behaupten, der Kerker sei eine hervorragende Vorbereitung auf eine entbehrungsreiche Reise.« Juliet drückte seine Finger. »Ich habe fast Angst, es laut auszusprechen, aber es sieht ganz so aus, als hätten wir das Unmögliche geschafft. Und so ungern, wie ich es zugebe, Mutters Intuition stimmte.«
    »Was geschieht, wenn wir Serevan erreichen?« fragte Ross vorsichtig.
    Juliets kurzes Wohlbehagen verschwand. »Ich weiß es nicht«, gab sie mit einer Stimme zu, die kaum hörbar war.
    »Ich auch nicht.« Ross ließ ihre Hand los und nahm das Fernglas, um den Horizont abzusuchen. Dann hielt er das Glas auf einmal ruhig und runzelte die Stirn.
    »Siehst du etwas?« fragte Juliet.
    »Eine Staubwolke, die mehr nach Reitern aussieht als  nach einem Sandsturm.« Er reichte ihr das Glas. »Was glaubst  du?«
    Sie ließ sich Zeit und versuchte, Details gegen die Weite des Himmels auszumachen. »Es ist eine Gruppe Reiter, vielleicht zehn oder zwölf Mann«, sagte sie schließlich. »Und sie kommen aus Richtung Buchara. Denkst du, sie sind hinter uns her?«
    »Möglich. Wenn uns jemand weit genug gefolgt ist, um zu begreifen, daß wir nach Persien wollen, aber nicht auf der üblichen Route, dann kann es durchaus sein.«
    Juliet sprang hastig auf. »Vielleicht sollten wir verschwinden.« Ross blieb sitzen und schüttelte den Kopf. »Noch nicht gleich -selbst turkmenische Pferde brauchen in dieser Hitze Ruhe, und Ian hält sich zwar erstaunlich gut, ist aber nicht aus Stahl. Ich bleibe hier und behalte die Reiter im Auge. Wenn sie näher herangekommen sind, können wir entscheiden, ob sie bedrohlich aussehen. Und du ruhst dich jetzt aus ... du bist schließlich auch nicht aus Stahl gemacht.«
    »Kann ich mich hier neben dich legen?« fragte sie ein wenig schüchtern. Sie wußte, daß Ross' Nähe sie mehr stärken würde als alles andere. »Ich verspreche, ich versuche zu schlafen.«
    Als Antwort griff er ihre Hand und zog sie zu sich hinunter, bis ihr Kopf in seinem Schoß lag. Sein Schenkel war als Kissen nicht schlecht geeignet, und zu ihrer Überraschung spürte sie, wie sie der Schlaf tatsächlich übermannte.
    Die Schatten waren schon länger geworden, als

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