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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sprichst du gut Persisch. Nur ein Hauch von Akzent. . . ich hielt dich für einen Belutschen aus dem Süden Afghanistans.« Sein Blick wanderte zu Saleh. »Du bist doch nicht auch ein Ferengi?«
    Saleh schüttelte seinen beturbanten Kopf. »Nein, ich bin Usbeke wie du. Die anderen Mitglieder unserer Gruppe sind ein Perser und ein Targi. Kilburn ist der einzige Ferengi.«
    Der Kafila-Bashi wandte sich wieder an Ross. »Warum hast du mir das gestanden?«
    »Die Unversehrtheit der Karawane liegt in deiner Verantwortung. Ich wollte nicht etwas verhüllen, was dir vielleicht Ärger bereiten könnte.«
    »Ein ehrbares Motiv.« Mit gerunzelter Stirn strich Abdul Wahab sich über den schwarzen Bart. »Geh nicht nach Buchara, Kilburn. Wenn du es tust, bist du ein Sohn des Todes, denn der Emir haßt alle Europäer. Wenn du ein paar Tage in Sarakhs wartest, wird eine andere Karawane kommen, die dich nach Chiwa, meiner Heimatstadt, bringt. Dies ist ein sichereres Ziel für einen Ferengi.« Die Meinungen über die Weisheit, nach Buchara zu gehen, schienen wirklich einhellig zu sein, dachte Ross entnervt.
    »Ich habe keine Wahl. Ich möchte erfahren, was aus meinem Bruder, einem britischen Offizier, geworden ist, der in offizieller Mission nach Buchara gegangen ist und dort vom Emir gefangengenommen wurde.«
    Die buschigen Augenbrauen des Karawanenführers zogen sich zusammen. »Ist er ein großer hellhaariger Mann wie du?« lans Haar war eher braun als blond, aber er hatte Ross' Größe und  sehr helle Haut. Ross nickte. »Ja.«
    »Mit eigenen Augen habe ich einen Ferengi von dieser Beschreibung gesehen, wie er vor einem Monat hinter dem Palast des Emirs enthauptet wurde. In der Menge war zu hören, daß er Soldat war.« Abdul Wahabs Miene zeigte Mitgefühl. »Ich bin untröstlich, derjenige sein zu müssen, der es dir mitteilt, aber gewiß war der Mann dein  Bruder. Sehr wenig Ferengis erreichen Buchara - noch weniger verlassen es wieder. Setz deine Reise nicht fort, denn du hast keinen Grund dazu.«
    Bei diesen Worten zog sich etwas in Ross' Brust zusammen. Trotz aller Gerüchte und gemunkelten Vermutungen war dies das erste Mal, daß er jemanden traf, der persönlich der Exekution eines Europäers beigewohnt hatte, der lan gewesen sein konnte. Die schwache Hoffnung, die er seit Konstantinopel mit sich getragen hatte, flackerte nur noch schwach und erstarb. Einen Augenblick zog er in Erwägung, den Rat aller zu befolgen und die Reise hier und jetzt zu beenden. Es wäre nicht nur weiser gewesen, sondern hätte ihm auch die qualvollen Wochen in Juliets Nähe erspart. Doch als sich der Gedanke in seinem Kopf ausgeformt hatte, wurde er sofort durch das lebhafte Abbild von Jean Camerons flehender Miene verfolgt. Bitte, Ross, ich flehe dich an. Auch jetzt konnte er nicht ganz sicher sagen, was mit Ian geschehen war, und Jean würde für immer mit der schwachen, zerstörerischen Hoffnung leben müssen.
    Und davon abgesehen mußte Ross sich mit schmerzvoller Klarheit eingestehen, daß er nicht wirklich vor dem bittersüßen Vergnügen von Juliets Anwesenheit gerettet werden wollte. »Dein Rat ist weise, Abdul Wahab, aber ich kann ohne einen Beweis nicht zurückkehren. Wenn mein Bruder tot ist, dann wird mir der Emir vielleicht erlauben, seine Leiche nach England zurückzubringen.« Der Anführer sah ihn pessimistisch an, nickte aber. »So soll es sein.«
    Ross wollte nun mehr über den Ferengi wissen. »Der Mann, den man exekutiert hat - wie war sein Zustand?«
    »Sehr schlecht. Er bestand aus kaum mehr als Haut und Knochen und hatte überall auf dem Körper schreckliche schwelende Wunden. Er wirkte wie ein alter Mann,  obwohl ich nicht glaube, daß er es war.« Abdul Wahab verzog das Gesicht. »Wußtest du, daß der Emir in seinem Kerker besonderes Ungeziefer hält, nur um die Gefangenen mehr zu quälen? Ich glaube nicht, daß ein Ferengi viel länger dort überlebt hätte. Das Schwert hat ihm zumindest das Leiden verkürzt.«
    »Mein Bruder wäre tapfer in den Tod gegangen«, erwiderte Ross mit trotzigem Unterton.
    »Aye, das ist er. Obwohl er schwach war, stand er aufrecht und schlug das Zeichen des Kreuzes über seiner Brust, wobei er in seiner eigenen Sprache etwas sagte. Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich glaube, er hat seine Seele zu dem christlichen Gott befohlen.« Der Kafila-Bashi senkte respektvoll den Kopf. »Für einen Krieger ist es richtiger, im Kampf zu sterben, aber ich kann dir versichern, daß er sich

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