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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ein Bett teilten, das zwar zu klein, aber dennoch die einzige Schlafmöglichkeit war.
    »Also gut«, gab er endlich nach. »Wenn du unbedingt die Heldin spielen willst, dann soll es so sein. Doch nun zu etwas anderem: Was wird uns im Zollhaus von Buchara erwarten? Ich möchte wissen, ob wir unsere Waffen mit in die Stadt nehmen können.« »Mit den Pistolen dürfte es keine Schwierigkeiten geben«, antwortete Murad nachdenklich. »Aber wenn du versuchst, die beiden herrlichen Gewehre einzuschleusen, wird man sie bestimmt beschlagnahmen.«
    »Vielleicht sollten wir sie einwickeln und außerhalb der Stadt verstecken«, schlug Saleh vor. »Mein Bruder bewohnt noch unser Familienanwesen, und es liegt nahe der Karawanenstraße. Ich denke, eure Waffen könnten in einem der Außengebäude sicher gelagert werden.«
    Die Männer begannen, die Möglichkeit detaillierter zu besprechen, doch Juliet zog sich aus dem Gespräch zurück. Sie hatte das intensive Gefühl, daß sie richtig entschieden hatte. Und sie war ebenso davon überzeugt daß es ihr und Ross fürchterliche Schwierigkeiten bereiten würde.

Kapitel 14
    Die steile Sanddüne brachte Juliets Kamele in eine derartig hinterhältige Schräglage, daß sie abstieg und die beiden Tiere am Zügel den Hang hinunterführte.
    Am Fuß der Düne stieg Juliet wieder auf und gönnte sich einen winzigen Schluck Wasser. Sie befeuchtete ihre Lippen damit und hielt das Wasser dann so lange wie möglich im Mund, bevor sie es schluckte. Obwohl es warm und durch den Wasserschlauch ölig war, schmeckte es ihr immer noch wie Nektar, denn die Hitze verriet schon eher den Sommer.
    Nach Merw waren sie drei Tage durch einen Wüstenstreifen gezogen, in dem es keine Oasen gegeben hatte. Erst in Ratifak konnten sie wieder ihre Schläuche füllen, aber erst nachdem sie zwei Brunnen ausgegraben hatten, die plündernde Turkmenen  mit Sand und Steinen zugeschüttet hatten.
    Müde rieb Juliet sich ihre Stirn und dachte daran, wie schön es wäre, den Wind in ihrem Gesicht zu spüren . . . sie hatte es von ganzem Herzen satt, von Kopf bis Fuß eingehüllt zu sein. Aber ganz abgesehen von der Notwendigkeit der Verkleidung machte die Hitze in der Wüste es unabdingbar, mehrere Lagen Stoff zu tragen, damit der Körper nicht zu viel Flüssigkeit verlor.
    Während sie sich ihren Weg zwischen den Dünen bahnten, wirbelte der Sand unter den Kamelhufen auf und wurde vom Wind davongetragen. Die Karakum wäre im Sommer unpassierbar, wenn es nicht das gegeben hätte, was die Turkmenen so poetisch den »Wind der hundert Tage« nannten. Er kam aus dem Norden und blies manchmal sanft, meistens heftig, flaute aber niemals ab. In der Ferne erkannte Juliet einen Staubteufel, eine Windhose, die feinen Sand hoch in die Luft wirbelte. Man konnte solche Erscheinungen hier oft beobachten; einmal hatte sie sechs Staubteufel zur gleichen Zeit gesehen. Seufzend verstaute sie ihren Wasserschlauch wieder. Weniger als eine Woche noch bis Buchara. Dann würde der Ärger richtig losgehen.
    Die Karawane erreichte am Nachmittag das Wasserloch und schlug das Lager auf, da der nächste Brunnen zwei Tagesritte entfernt war. Da sie so früh angehalten hatten, war es noch hell, als Juliet und ihre Gefährten ihr karges Mahl aus Fladenbrot, Safranreis und Datteln verzehrten. Danach entschuldigte Ross sich und ging fort, vermutlich, um mit einem seiner vielen Freunde zu sprechen, die er inzwischen gewonnen hatte. Murad und Saleh legten sich in den Schatten einer Decke, die sie zwischen zwei Körbe gespannt hatten, zu einem Nickerchen nieder, und die Kamele rupften zufrieden an Büschen. Nur Juliet fand trotz ihrer Erschöpfung keine rechte Ruhe. Sie beschloß, daß es angenehm wäre, eine Weile allein zu sein, und stand auf, um etwas spazierenzugehen.
    Sie wandte sich in östliche Richtung in ein Gebiet gut sechzig Meter hoch aufragender Sanddünen, die die Karawane umgangen hatte. Als sie genug gelaufen war und gerade zum Lager zurückkehren wollte, entdeckte sie zu ihrer Überraschung hinter der nächsten Düne Ross im Sand sitzen, der geistesabwesend in die Wildnis starrte.
    Sie wollte schon wieder kehrtmachen, als er ihre leisen Schritte hörte und plötzlich wachsam aufsah. Als er sie erkannte, entspannte er sich sichtlich. »Du konntest dich also auch noch nicht hinlegen. Komm doch zu mir.«
    Nach einem kurzen Zögern kam Juliet seiner Aufforderung nach. Weil sie es so wollte, hatten sie seit Merw kaum miteinander gesprochen. Und

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