Wilder Als Ein Traum
führte.«
»Und dein Vater?«
Sie lachte auf. »Wahrscheinlich würde er dir einen Kinnhaken verpassen. Er denkt, dass ich immer noch sein kleines Mädchen bin.«
»Klingt, als wäre er ein netter Kerl.« Colin legte seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie sanft, ihn anzusehen. »Wirst du mit der Ungewissheit leben können, nie zu wissen, ob sie sich irgendwo in der Zukunft befinden und dich vermissen - ob sie um dich trauern, wie du um ihren Verlust trauern würdest?«, fragte er in ernstem Ton.
Die Antwort kam ihr nicht so leicht über die Lippen, wie sie gehofft hatte; aber glücklicherweise wurde Colin durch das Geräusch sich nähernder Hufschläge von der Unterhaltung abgelenkt. Als das Pferd sein Tempo verlangsamte und fast an ihrem Versteck vorübertrottete, stolperten sie aus Furcht vor einem weiteren MacDuff’schen Mörder hinter einen dicken Baum. Colin griff nach seinem Schwert, aber seine Anspannung löste sich, als er eine melodische Frauenstimme und ein erbostes gälisches Knurren vernahm.
»Wenn du, wie ich gesagt habe, rechts abgebogen wärst statt links, dann wären wir bereits seit einer Stunde hier.«
»Du bist wirklich noch anstrengender als dieser fürchterliche
Gaul. Hüte deine kecke Zunge, Weib, sonst reiße ich sie dir sicher noch heraus.«
»Das darfst du gern versuchen, wenn du willst.«
Colin zerrte Tabitha in Richtung eines Durchgangs in dem dichten Blätterwerk. »Wir müssen verhindern, dass die beiden einander umbringen. Arjon und Lyssandra sind schließlich nicht unbedingt die besten Freunde - wie du ja bereits weißt.«
Ihm fiel jedoch die Kinnlade herunter, als sie aus dem Dickicht traten und er seinen besten Freund und seine Verlobte in inniger Umarmung vor sich sah. Ein gelangweilt dreinblickendes Pferd stand ein paar Meter hinter den beiden und wedelte gemächlich mit dem Schweif.
Tabitha stieß Colin in die Rippen. »Stell dir nur vor, was die beiden miteinander anstellen würden, wenn sie sich leiden könnten«, sagte sie vergnügt.
Beim Klang ihrer Stimme fuhren Arjon und Lyssandra schuldbewusst auseinander. Lyssandras für gewöhnlich milchig weiße Wangen wiesen eine hübsche Röte auf, und ihre Augen strahlten heller als die Sonne. Tabitha kannte diesen Blick. Wahrscheinlich hatte sie selbst erst vor wenigen Minuten ebenso geguckt. Sie unterdrückte ein Lächeln, als sie merkte, dass Lyssandra ihre zarten Schultern straffte und tapfer den Kopf reckte, während Arjon sie schützend in die Arme nahm.
»Hier ist deine Verlobte«, sagte er zu Colin. »Wenn du willst, kannst du mich jetzt natürlich zu einem Kampf herausfordern - aber ich muss sie einfach haben, Ravenshaw!«
Lyssandra drängte sich noch dichter an Arjon und blinzelte Colin, der sich noch immer nicht von der Überraschung erholt hatte, Verständnis heischend an.
»Es war nie meine Absicht, Euch das Herz zu brechen, Sir.
Aber nun, da ich endlich meine wahre Liebe gefunden habe, kann ich nur beten, dass Ihr den Mut finden werdet, weiter zu leben ohne mich als Eure Frau.«
Arjon betrachtete seinen Freund aus zusammengekniffenen Augen, aber Colin verstand die Botschaft nicht. Vielleicht wäre er für alle Zeit mit offenem Mund auf der Lichtung stehen geblieben, hätte Tabitha ihm nicht den Ellbogen in die Rippen gerammt.
Er hustete und räusperte sich dann. Nur Tabitha stand nahe genug, um das amüsierte Blitzen in seinen Augen wahrzunehmen, als er knurrig feststellte: »Es wird sehr schwer werden, Mädel - aber ich nehme an, dass mein gebrochenes Herz nach einer Weile wieder heilt. Nach einer langen Weile«, fügte er boshaft hinzu, ehe er über die Lichtung ging und seinem Freund die Hand reichte.
»Gratuliere, mein Lieber. Du hast eins der edelsten Wesen von ganz Schottland erobert«, sagte er, und Arjon verzog ob seines Händedrucks schmerzlich das Gesicht. »Und falls du es jemals enttäuschen solltest, bekommst du es mit mir zu tun.«
Der Normanne riss seine Hand zurück und hob sie an seine Brust. »Keine Angst! Meine Tage als Herzensbrecher sind vorüber. Das wusste ich in dem Moment, in dem ich dieses zappelnde Weib in meinen Armen hielt, während es versuchte, mich zu beißen - und ich seine Schreie mit einem Kuss zu ersticken gezwungen war. Mit all den anderen Damen habe ich mir nur die Zeit vertrieben, bis Lyssandra endlich zur Frau herangereift war.«
Lyssandra bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Zu der einzigen Frau, die du hoffentlich des Weiteren brauchen wirst.«
»Genau
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