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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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vollkommen erschöpft in sich zusammen.
    Colin rieb sich die Augen, wobei er schmutzige Striemen auf seinen Wangen hinterließ. »Das war, als hätte ich sie alle begraben«, sagte er heiser. »Meinen Vater. Blythe. Regan. Selbst meine eigene Mutter, die bereits eine halbe Ewigkeit tot ist.«
    Tabitha lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Die meisten Menschen würden unter der Last so vieler Verluste zusammenbrechen«, murmelte sie.
    Er umfasste ihr Gesicht und drehte es zu sich herum. »Nie habe ich eine derartige Trauer empfunden wie in dem Augenblick, als ich dachte, du wärst die Getroffene. Selbst als ich einen kurzen Augenblick befürchtete, Lyssa läge tot in deinen Armen, empfand ich vor allem Erleichterung darüber, dass du am Leben warst.«
    Hätte dieses Geständnis ihr nicht vollkommen den Atem geraubt, hätte sie ihn vielleicht gescholten, etwas derart Schreckliches zu äußern. So jedoch blickte sie ihn hilflos an, bis er ihre Augen durch Küsse auf beide Lider schloss.

    Seine suchenden Lippen fanden ihren Mund, er zog sie an seine Brust und trug sie durch den Wald zu einem Bett aus weichem Farn. Tabitha wusste, sie sollte empört sein, dass sie sich in diesem Moment gegenseitig die Kleider vom Leib rissen - aber sie war ebenso begierig darauf wie Colin, sich von dem neblig weichen Regen Schmutz, Blut und Tod von ihrem Körper waschen zu lassen.
    Jetzt verstand sie, weshalb Colins Leute jeweils die Freude des Augenblicks aufgriffen. In einer Welt ohne Schwangerschaftsbetreuung, Impfungen, Polizisten und Antibiotika konnte jede Stunde die Letzte sein. Obgleich es sich anfühlte, als hätten sich Colins Berührungen auf ihrem Fleisch für alle Zeiten eingebrannt, würden sie sich, ebenso wie die Momente, die sie teilten, allzu schnell verflüchtigen.
    Sie trauerten um Chaunceys Tod und feierten zugleich das Leben in seiner ursprünglichsten Form. Nicht nur Trost boten sie einander, sondern zugleich eine unaussprechlich zärtliche, unaussprechlich urtümliche Bestätigung. Tabitha vergaß jede Zurückhaltung, neigte ihren Kopf, liebte ihn mit ihrem Mund und ergötzte sich an der dunklen Macht und Leidenschaft ihrer Vereinigung. Er vergrub seine Hände in ihrem nassen Haar und stöhnte ihren Namen wie das innigste Gebet.
    Erschauernd zog er ihren Mund an seine Lippen, schob seine Zunge zwischen ihre Zähne und küsste sie, als wollte er nie mehr damit aufhören. Sie rieb ihre Brüste an seinem nackten Leib, außer sich vor Glück und auch Verwunderung, dass sich dieser wunderbare Mann mit dem stolz gereckten Kinn und den goldenen Tigeraugen ihr so willig auslieferte.
    Sie nutzte ihre Macht und glitt geschmeidiger als jemals während der Ballettstunden an ihm hinauf. Ihr gesamter
Körper bebte vor Vergnügen, als seine großen Hände ihr Hinterteil umfassten und sie auf sich herabsenkten, bis er mit seiner ganzen Männlichkeit in ihr begraben war.
    Statt Schmerzen empfand sie ungetrübtes Glück. Ein derart heißes, intensives Glück, dass es ihr frische Tränen in die Augen trieb. Doch diese Tränen waren reinigend, und noch während Colin sie von ihren Wangen küsste, begann sie, sich auf ihm zu bewegen, bis alles außer der sinnlichen Reibung ihrer Leiber zu vollkommenener Bedeutungslosigkeit verschmolz.
    Doch Colin dachte noch daran, die Finger zwischen sie zu schieben und die zarte Knospe zu liebkosen, wo ihre Körper Schauder um Schauder aufeinander trafen, bis es um sie geschehen war.
    Als sein eigener Jubel zwischen den Bäumen Richtung Himmel stieg, warf sie wild den Kopf zurück. Sie, Tabitha Lennox, die bis zu ihrem zwölften Lebensjahr mit Stützrädern gefahren war, hatte es gewagt und ritt nun wahrhaftig einen Drachen.
     
    Als Tabitha wach wurde, lag sie splitternackt auf ihrem Farnbett. Sie schirmte die Augen gegen die helle Sonne ab und überlegte, wie lange sie geschlafen hatte. Immer noch funkelten Regentropfen wie kleine Diamanten auf den Blättern der Bäume und in dem leuchtend grünen Gras. Sie richtete sich auf, tastete nach ihrem Kleid und fühlte sich wie eine verruchte Fee, die von einem Sterblichen verzaubert worden war. Dann jedoch wurde sie nachdenklich. Sicher stimmte eher das Gegenteil. Kein Mann mit Colins Kraft konnte ein normaler Mensch sein.
    Ihr feuchtes Kleid hing über einem Birkenzweig. Sie zog es sich über den Kopf, aber erst als ihre Finger über ihr
Brustbein strichen, erinnerte sie sich mit schmerzlichem Bedauern an das Amulett. Wertlos oder nicht - es konnte

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