Wilder Als Ein Traum
das habe ich gemeint«, säuselte Arjon.
Tabitha verdrehte die Augen. »Ich dachte, Sie beide könnten einander nicht ausstehen.«
»Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte Arjon sie. »Auch wenn ich mich insgeheim stets nach Lyssa verzehrt habe, wusste ich, dass sie Colin gehörte und für mich vollkommen unerreichbar war.«
»Also hat er mich eben dazu gebracht, ihn zu hassen - indem er mir Spinnen ins Bett legte, meine Puppen für seine Schießübungen benutzte und mir schreckliche Namen nachrief.«
Arjon küsste leidenschaftlich ihre Hand. »Betrachte sie als Kosenamen, meine anbetungswürdige kleine Xanthippe.«
Nun war die Reihe an Colin, die Augen zu verdrehen, ehe er fragte: »Und was treibt ihr beiden hier?«
»Wir haben euch gesucht«, erwiderte Arjon und sah Lyssandra an. »Scheint, als wären Brisbane und MacDuff bereits seit einiger Zeit Verbündete.«
Colins Miene wurde starr. »Wie lange genau?«
Da Arjon keine Mögichkeit hatte, den Schlag zu mildern, den er seinem Freund versetzen musste, sagte er wahrheitsgemäß: »Möglicherweise seit der Belagerung von Ravenshaw. Lyssa hat gestern mit angehört, wie ihr Vater und Brisbanes Mann besprachen, dich zu beseitigen und deinen Besitz unter sich aufzuteilen. Außerdem hat MacDuff bereits einen Verlobungsvertrag unterzeichnet, demzufolge Lyssa in Rogers Hände fallen soll.«
Lyssandra legte ihre Hand auf Colins Arm. »Ich wusste nichts von diesem Verrat, Colin, das schwöre ich. Hoffentlich glaubst du mir.«
Tabitha hatte ihn nie mehr geliebt als in dem Augenblick, in dem er sanft Lyssandras Hand ergriff und sie mit einem, wenn auch etwas gequälten Lächeln anblickte. »Natürlich
glaube ich dir. Dir wurde ein noch größeres Unrecht angetan als mir. Der Verrat deines Vaters muss dich sehr geschmerzt haben.«
Sie nickte und wischte sich eine Träne von der Wange. »Er hat die schrecklichsten Dinge gesagt.«
Arjon zog sie in seine Arme, und die Zärtlichkeit dieser Geste war Beweis, dass er es mit seiner Konvertierung zur Monogamie ernst zu meinen schien. »Wenn ich sie nicht im Gang vor dem Studierzimmer ihres Vaters abgefangen hätte, wäre das verrückte Mädchen ganz alleine losgeritten, um euch vor MacDuffs Mordbuben zu warnen.«
Plötzlich kam Tabitha jeder Schatten wie eine Bedrohung vor. »Wie viele sind es?«
Arjon legte seine Hand an den Griff seines Schwerts und grinste kalt. »Drei weniger als vorher.«
»Sagen wir vier«, verbesserte Colin ihn.
Sein Freund runzelte die Stirn. »Wir haben Chauncey auf Lyssandras Sturmvogel vorgeschickt. Habt ihr ihn irgendwo gesehen?«
Colin nickte grimmig mit dem Kopf. »Gesehen und begraben. Er wurde von einem für Tabitha bestimmten Pfeil erwischt.«
Einen Augenblick lang trauerten sie schweigend um den tapferen Jungen, doch dann wandte Lyssandra sich fragend an Tabitha: »Brisbanes Mann hat gesagt, dass sein Herr Euch lebend haben will. Er wirkte sehr ungehalten, als mein Vater ihn informierte, dass Ihr ebenfalls sterben sollt. Es war beinahe, als fürchte dieser Handlanger um sein eigenes Leben, brächte er Euch nicht zu seinem Herrn.«
Tabitha und Colin tauschten besorgte Blicke. Auf Brisbanes persönliches Interesse waren sie nicht unbedingt versessen. »Meinst du, er könnte vermuten, dass …«
Colin nickte. »Das wäre eine Möglichkeit. Roger war und ist ein schlauer Fuchs.«
Er schlenderte an den Rand der Lichtung, stemmte die Hände in die Hüften und wandte ihnen seinen Rücken zu. Tabitha wäre liebend gern zu ihm gegangen; aber sie wusste, er bräuchte etwas Zeit, um all das, was in den letzten Minuten über ihn hereingebrochen war, zu verarbeiten.
Arjon hingegen hielt das grüblerische Schweigen seines Freundes nicht so taktvoll aus. »Falls du immer noch entschlossen bist, es mit Brisbane aufzunehmen, müssen wir jetzt davon ausgehen, dass MacDuff uns keine Hilfe ist.«
Colin fuhr zu ihm herum. »Du solltest Lyssa nehmen und weiterreiten, ehe MacDuff euer Verschwinden bemerkt. Reitet, so weit ihr könnt. Dies ist nicht deine Schlacht!«
Der andere grinste. »Du weißt, ich hatte schon immer eine Schwäche für verlorene Mühen. Was meinst du wohl, weshalb ich sonst mit auf den Kreuzzug gegangen bin?« Seine Miene wurde ernst. »Wenn dies deine Angelegenheit ist, guter Freund, soll es auch die meine sein.«
»Und die meine«, fügte Lyssandra kühn hinzu und trat einen Schritt vor.
Colin sah die beiden lange an, ehe er schließlich nickte. »Dieser Kampf ist
Weitere Kostenlose Bücher