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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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hatte sich Satan nie die Mühe gemacht, an ihn heranzutreten.
    Jedenfalls hatte die Frau das Amulett berührt, und wie von Geisterhand geführt, fällte Colins Lanze Sir Orrick.

    Durch das langsame Lächeln auf den Lippen ihres Herrn ermutigt, fragte eine der Wachen vorsichtig: »Sollen wir die restliche Garnison verständigen, damit sie sich an der Jagd auf die beiden beteiligen, Mylord?«
    »Genau«, echote der andere. »Die Hexe muss gefangen und getötet werden. Wir hatten gehofft, Ihr würdet uns als Lohn für unsere Entdeckung vielleicht gestatten, die Expedition anzuführen.«
    Die beiden Männer hechelten förmlich vor lauter Eifer, die Suche in Gang zu bringen.
    Doch Brisbane schüttelte den Kopf. Er konnte diesen Einfaltspinseln unmöglich erlauben, überall herumzulaufen und mit ihren Märchen von Hexen und dunkler Magie seine Untertanen in Panik zu versetzen.
    Er sah die beiden huldvoll an. »Ihr dürft nicht so gierig sein - und solltet euch daran erinnern, dass Tugend sich stets selbst belohnt.«
    Immer noch lächelnd warf er den beiden die Zellentür vor der Nase zu, und ohne auf ihre Schreie zu achten, legte er den Riegel vor, damit sie zusammen mit dem Leichnam des Alten verrotteten.
    Mylord schlenderte durch die feuchten Gänge und hätte angesichts der köstlichen Ironie seiner Worte beinahe laut gelacht. Seine einzige Tugend war Geduld im Übermaß. Und so besaß er auch genug Geduld, seine eigenen Hunde zurückzuhalten - wodurch die Dirne mit den schönen Zähnen Zeit bekam, Colin das Herz herauszureißen.
    Der gottesfürchtige Idiot ließe sich niemals wissentlich mit einer Hexe ein. Falls also diese Frau tatsächlich eine Tochter Satans war, dann kostete Colin seine Beziehung zu ihr sicher etwas, was er höher schätzte als sein Leben - seine unsterbliche Seele und - haha! - sein ewiges Heil.

    »Was tun Sie da?«, flüsterte Tabitha überrascht.
    »Ich bete«, antwortete Colin ohne die Augen zu öffnen, und seufzend zog sie sich auf die andere Seite des Feuers zurück.
    Colin lag seit nunmehr fast einer Stunde gesenkten Hauptes mit ausgestreckten Händen auf den Knien, und sie hatte Gelegenheit genug gehabt, ihn im flackernden Schein der Flammen von allen Seiten zu studieren. Obgleich seine Haltung der eines reuigen Sünders glich und die seidigen Halbmonde seiner schwarzen Wimpern auf den Wangen ihm das Aussehen eines Engels verliehen, zeigte sein Gesicht dennoch den Ausdruck männlichen Tatendrangs.
    Plötzlich durchdrang ein gellender Schrei die Dunkelheit. Tabitha fuhr zusammen und hüllte sich enger in ihre zerrissene Schlafanzugtunika. Beinahe bedauerte sie, Brisbanes Umhang dem hemdlosen Ritter überlassen zu haben; aber als eine Windbö die wollenen Falten des Kleidungsstückes packte und so weit nach hinten peitschte, dass sie abermals seinen muskulösen, festen Oberkörper sah, erinnerte sie sich daran, dass sie weniger um seinet- als vielmehr um ihrer selbst willen derart großmütig gewesen war.
    Mit einem Schulterzucken wandte sie sich von ihm ab. Sie hatte noch nie besonderen Gefallen gefunden an Muskelprotzen. Schon immer pflegte sie lieber Umgang mit Intellektuellen. Mit Männern, die ihr Hirn bewunderten statt ihre physischen Vorzüge. Mit Männern, die der Reichtum ihres Vaters und ihr eigener, unnahbarer Ruf derart eingeschüchtert hatte, dass sie ihr kaum jemals die Hand zu geben wagten - ganz zu schweigen von einem wenn auch noch so zurückhaltenden Kuss.
    Sie fuhr zusammen, als auf den lauten Schrei ein ersticktes Gurgeln folgte, als hätte jemand oder etwas die Stimme
eines kleinen, hilflosen Wesens für immer zum Verstummen gebracht. Colins Pferd wieherte verstört auf, und Lucy hob den Kopf von dem Fisch, den Colin mit einem Speer aus einem nahe gelegenen Bach geangelt und über dem Feuer gebraten hatte, ehe sie sich wieder ihrem Leckerbissen zuwandte.
    Tabitha blickte ängstlich in Richtung der Schatten der alten Bäume. Nächtens erschien ihr der Wald weniger verzaubert als vielmehr verflucht. In der Sicherheit ihrer behaglichen Penthouse-Wohnung hatte sie nie Probleme mit Darwin und seiner Theorie gehabt, dass stets der Stärkste überlebte; aber hier in dieser fremden Zeit, an diesem fremden Ort, lag es einfach nahe, dass ein fürchterlicher Drachen auf der Suche nach einer saftigen Jungfrau die Dunkelheit durchforstete.
    Sie schob sich dichter an Colin heran, denn sie sehnte sich geradezu verzweifelt nach menschlichem Trost. »Für wen beten Sie da gerade?«
    Er

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