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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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getroffen hatten, ging, um ihr zu sagen, ich würde sie zu meiner Frau machen, war es bereits zu spät. Sie hatte sich, mein ungeborenes Kind in ihrem Leib, erhängt.« Er zuckte mit den Schultern. »Die Wahrheit lautet: Regan hat mich geliebt, und ich habe sie umgebracht.«
    »Das hat sie selbst getan. Es ist nicht fair, wenn ihr Bruder Ihnen die Schuld an ihrem Tod zuschiebt oder wenn Sie sich deshalb Vorwürfe machen«, sagte Tabitha leise und bedachte ihn mit einem teilnehmenden Blick.
    Während eines flüchtigen Augenblickes schwankte das Schild von seiner Seele, sodass sie seine alte Wunde und seine bittersüße Wehmut sah. »Es ist sehr bedauerlich, Mylady«, antwortete er, »dass Euch nicht zusteht, den Menschen ihre Sünden zu verzeihen.« Er legte sich rücklings auf die Erde und deckte sich mit dem Umhang zu. »Am besten schauen wir, dass wir noch etwas Schlaf kriegen. Morgen früh reiten wir dann weiter zu meiner Burg.«
    Diese Worte riefen neues Entsetzen in Tabitha wach. »Wird Ihre Burg nicht der erste Ort sein, an dem Brisbane nach Ihnen sucht?«
    Während er die Augen schloss, umspielte seinen Mund ein beinahe hoffnungsfrohes Lächeln. »So der Himmel will, wird er genau das tun.«
    Tabitha legte sich auf die Seite und schob ihre Hände unter ihren Kopf. Das Knistern und Prasseln des Feuers schuf eine geradezu entwaffnende Atmosphäre von Intimität.

    »Weshalb sind Sie noch mal zurückgekommen und haben mich geholt?«, wagte sie endlich, die zweite Frage zu stellen, die sie seit ihrer wilden Flucht von Brisbanes Territorium beschäftigte.
    Colin zögerte nicht lange. »Das war ein Gebot der Ehre!«
    »Oh, natürlich. Ein Gebot der Ehre. Alles klar.«
    Da sie plötzlich fröstelte, hoffte sie, dass seine kostbare Ehre ihm ebenfalls gebot, ihr den Umhang zum Schlafen zurückzugeben. Trotz des Hochsommers war der Waldboden unangenehm kühl.
    Sein Schnarchen zeigte, dass ihre Bequemlichkeit sein Ehrgefühl anscheinend nicht belastete. Also nahm sie seufzend Lucys warmen, weichen Körper in die Arme; doch noch ehe sie die Augen schließen konnte, hatte sich das Kätzchen ihrem Griff entwunden, huschte hinüber zu Sir Colin und schmiegte sich behaglich unter den Falten des wollenen Umhangs an seine nackte Brust. Ihr vernehmliches Schnurren erinnerte Tabitha an ihren eigenen seligen Schlummer vorige Nacht.
    »Verräterin«, flüsterte sie empört und hoffte, dass sich ihre Eifersucht nicht auf die Katze, sondern auf den Mann bezog.
     
    Sir Ravenshaw hockte neben dem Feuer und hüllte die schlafende Frau fest in den warmen Umhang ein. Sie hatte sich zusammengerollt und sah trotz ihrer ungewöhnlichen Körpergröße plötzlich klein und ungemein verletzlich aus. Die Erschöpfung hatte sie ihres erstaunlichen Muts beraubt. Mit den traurig herabgezogenen Mundwinkeln und den violetten Ringen unter den Augen wirkte sie verloren wie ein in einem fremden Wald verirrtes Kind.
    Eine Haarsträhne war ihr in die Stirn gefallen und er strich sie vorsichtig zurück. Die Frau schmiegte sich wohlig in den
Umhang, drehte ihr Gesicht und berührte unabsichtlich mit ihren Lippen sein Handgelenk. Colin riss seine Hand zurück, denn sie war kein Kind, sondern eine Frau, eine gefährliche - wenn auch köstliche - Vertreterin des schwächeren Geschlechts.
    Seit Jahren schon hatte er sich nicht mehr erlaubt, einer Frau über die Haare zu fahren oder sie an seine Brust zu ziehen, wenn sie fror. Seit Jahren schon hatte er nicht mehr die verführerische Weichheit eines Frauenkörpers an seinem Leib gespürt.
    An oder gar unter ihm.
    Er runzelte die Stirn, denn unversehens wallte verräterisches Verlangen in ihm auf. Nie zuvor hatte er eine Frau wie diese gekannt. Regan war ein ätherisches Geschöpf gewesen, mit rosiger Haut und silbrig weichem Haar, leicht zu fangen, aber unmöglich zu halten. Sie war wie warmer Sommerregen durch seine Hände geronnen, bis sie sich am Schluss verflüchtigt hatte.
    Dieses Wesen jedoch machte nicht die geringsten Anstalten, ihn zu verlassen. Sie war warm, lebendig und überraschend zäh.
    Er hatte sich daran gewöhnt, auf elegante Damen hinabzublicken, die ihre Häupter züchtig gesenkt und sich die Hände vor den Mund hielten, damit er weder ihr schüchternes Lächeln noch ihre schlechten Zähne bemerkte.
    Doch während dieses gesamten anstrengenden Tages hatte er immer nur den Kopf zu drehen brauchen, um einen Atemzug von sich entfernt Tabithas perlweiße Zähne blitzen zu sehen.
    War es da

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