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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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verwunderlich, dass er sie in der Höhle hatte küssen müssen? Dass er sich danach gesehnt hatte herauszufinden, ob ihr Geschmack ebenso berauschend war wie ihr
Geruch nach Sonnenschein und Honigwein an einem heißen Sommertag? Doch statt seine Neugier zu befriedigen hatte der winzige Schluck von ihrem Nektar seinen Durst noch verstärkt.
    Er murmelte einen leisen Fluch und hoffte, dass der Herr ihm seine Blasphemie verzieh.
    In den ägyptischen Bordellen hatte er zahllose in der Kunst der Verführung geschulte Frauen kennen gelernt. Ihre vollen, rot bemalten Lippen und ihre schwarz geschminkten Augen hatten ihm Freuden versprochen, die die Vorstellungskraft eines gewöhnlichen Mannes überstiegen; und er hatte tapfere Ritter gesehen, die Eheverträge brachen und die ewige Verdammnis riskierten für das flüchtige Glück einer Nacht voller Ekstase mit einem nach Jasmin duftenden Weib.
    Doch diese seltsame Person mit ihrer kühnen Sprache und dem eigenartig abgehackten Haar erregte ihn stärker als je eine der exotischen Schönheiten, denen er während des Kreuzzuges begegnet war.
    Mit zitternden Fingern hob er einen Zipfel ihres Umhangs hoch. Er hatte keinen Grund mehr, fleischlichen Verlockungen zu widerstehen. Sein Kreuzzug war beendet, sein Versprechen erfüllt, seine Schuld beglichen. Bestimmt würde sie nicht protestieren, falls er den Umhang von ihr nähme und sie mit seinem Körper wärmte. Er wäre sicher weder der erste noch der letzte Fremde, der sich zwischen ihre milchig weißen Schenkel legte. Komödianten sagte man nach, dass sie ihre Frauen wie Weinkrüge herumreichten, damit jeder sich an ihrer Süße laben konnte.
    Aber dann zögerte er doch, auch wenn ihm sein Zögern noch unerklärlicher als seine Lust erschien. Ihr unschuldiger Schlummer mochte eine ebensolche Illusion sein wie das Verzeihen, das sie ihm gewährt hatte; aber trotzdem schob
er, statt seinem Verlangen nachzugeben, den Umhang wieder über sie. Lautlos zog er sich auf seine Seite des Feuers zurück und legte sich mit dem Gedanken, dass Flammen außer leidenschaftlicher Hitze auch Zerstörung bringen konnten, wieder hin.

10
    Als Tabitha am nächsten Morgen erwachte, war das Feuer erloschen und ihr Ritter fort.
    In blinder Panik fuhr sie auf und warf den warmen Umhang von sich. Ein Nebelschleier hing über der Lichtung und verlieh ihr den anheimelnden Charme eines Friedhofs an Halloween um Mitternacht. Das dämmrige Licht, das zwischen den verwobenen Zweigen der hohen Bäume hing, machte es unmöglich zu erkennen, ob noch früher Morgen oder vielleicht bereits Mittag war.
    Nicht weit von ihr entfernt ragte ein schlanker Kopf zwischen den Bäumen hervor.
    Schnell hielt Tabitha sich die Hand vor den Mund und unterdrückte einen Schrei, ehe sie erleichtert in die Knie ging. Es mochte sein, dass Colin sie verließ; aber aufgrund seines liebevollen Umgangs mit seinem Hengst wusste sie, dass er sich von ihm niemals trennen würde.
    Das Tier bedachte sie mit einem sanften Blick aus seinen großen braunen Augen, ehe es den Kopf neigte und an einem Büschel Moos zupfte. Während Tabitha die wollenen Falten ihres Umhangs befingerte und sich fragte, wie sie an das Kleidungsstück gelangt war, kam Lucy angetrottet und schmiegte sich in ihren Schoß.

    Sie kraulte das Kätzchen unter dem Kinn und fragte spöttisch: »Hat der Schwarze Prinz dich verlassen? Oder befindet er sich auf der Suche nach einer Schale süßer Sahne und einer Dose Katzenfutter für seinen kleinen Schatz?«
    Die morgendliche Stille machte ihr eine überraschende Erkenntnis bewusst. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in dieser vermaledeiten Zeit war sie vollkommen allein. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Wenn sie diese Chance nicht nutzte, bekäme sie vielleicht nicht noch einmal die Gelegenheit, sich mit ihrem Amulett zu befassen.
    Also zog sie den Smaragd unter ihrem Pyjamaoberteil hervor. Es machte sie bereits nervös, das Schmuckstück anzusehen - denn sie war es gewohnt, dass jeder ihrer Wünsche am Ende ins Gegenteil umschlug. Trotzdem sah sie sich vorsichtig um und überlegte, was Colin wohl denken würde, wenn er zurückkäme und sie wäre nicht mehr da.
    »Wahrscheinlich ist er froh, mich endlich los zu sein«, flüsterte sie und unterdrückte die Traurigkeit, die sie bei diesem Gedanken mit einem Mal empfand. Vielleicht brauchten zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Eltern sie. Ein Mann wie Colin jedoch bräuchte sie sicher niemals.
    Ehe der Mut sie verließ, drückte

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