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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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dass solche Dinger schwer entflammbar sind.«
    Beinahe hatten sie die Kuppe des Hügels erreicht. Colin blieb so stoisch und unansprechbar wie Abraham, der sich auf Befehl des Herrn zur Schlachtung seines Sohnes anschickte. Dieser Vergleich hatte wenig Tröstliches für sie.
    »Hoffentlich hast du an die Wiener Würstchen gedacht. Ich habe die Marshmallows nämlich vergessen.« Als er immer noch nicht auf ihren Galgenhumor einging, fügte sie
hinzu: »Wirklich clever von dir, so zu tun, als ob du mich verbrennen willst! Wenn deine Leute den Rauch sehen, werden sie denken, du hättest deine Pflicht erfüllt, und ich kann mich, ohne dass es jemand merkt, heimlich auf den Weg machen.«
    Colin hob einen Kiefernast und winkte sie darunter hindurch. Eigentlich hätte sie ihn, als sie sich an ihm vorbeizwängte, berühren müssen - aber er trat eilig einen Schritt zurück. In ihrem Herzen wallte abermals Verzweiflung auf. Wenn sie ihn doch nur dazu bewegen könnte, mit ihr zu sprechen … sie anzusehen … sie zu ermutigen …
    In der Mitte der Lichtung, auf der sie plötzlich stand, nahm sie eine alte, nicht unbedingt anheimelnde Hütte wahr. Das reetgedeckte Dach sah aus wie ein mottenzerfressenes Toupet.
    »Was für eine gemütliche Unterkunft!«, sagte Tabitha, als er sie hinter sich über den von Unkraut überwucherten, verfallenen Steinweg zerrte und die Tür aufriss. »Nicht ganz so elegant wie Brisbanes Verlies, aber es scheint …« Ehe sich ihre Augen an die Dämmerung gewöhnt hatten, ließ er den Strick fallen, schob sie über die Schwelle, warf ihr die Tür vor der Nase zu und legte entschlossen von außen den Riegel vor.
    Ihre Stimme verebbte zu einem Flüstern »… als hielte man es hier vielleicht eine Zeit lang aus.«
    Von Einsamkeit überwältigt sank sie matt gegen die Tür. Es war ein großer Unterschied, ob sie zusammen mit Colin im Gefängnis saß oder ob Colin sie gefangen hielt. Sie wäre sofort in die winzige Zelle in Brisbanes Verlies zurückgekehrt, hätte sie dafür das Glück genossen, eine weitere Nacht in Colins Armen zu verbringen.
    Dann jedoch kämpfte sie gegen ihre Niedergeschlagenheit an, löste sich von der Tür und untersuchte die Hütte genauer.
Nur die allerkühnsten Sonnenstrahlen drangen durch die schmalen Ritzen der Fensterläden in den Raum und Staubflocken schwebten über ihr dahin, ließen sich nieder auf einem lange erkalteten steinernen Herd, einer Matratze mit einer fadenscheinigen Decke und zwei zur Hälfte niedergebrannten Wachskerzen. Spinnweben flatterten wie zerrissene Brautschleier von den roh behauenen Dachbalken herab, und an dem Mittelbalken baumelte ein langes Seil.
    Geistesabwesend strich Tabitha mit ihren gefesselten Händen über das Tau. Sein Ende war ausgefranst, als hätte jemand gewaltsam an ihm gerissen, und ohne Vorwarnung fielen ihr Colins Worte ein.
    Als ich schließlich zu der Hütte, in der Regan und ich uns heimlich getroffen hatten, ging, um ihr zu sagen, ich würde sie zu meiner Frau machen, war es bereits zu spät. Sie hatte sich, mein ungeborenes Kind in ihrem Leib, erhängt.
    Tabithas Hände flogen zurück, als hätte das Seil ihr plötzlich einen Schlag versetzt. Mit klopfendem Herzen drehte sie sich um. Sie brauchte keinen Zauber mehr, um in die Vergangenheit zu reisen, sondern einzig ein wenig Fantasie.
    Ein Feuer prasselte im Kamin und tauchte das von Colin bereitete Liebesnest in ein warmes, weiches Licht. Parfümierte Kerzen erfüllten die Luft mit einem angenehmen Duft. Eine saubere Decke lag auf der Matratze, die er fürsorglich mit getrockneter Heide ausgestopft hatte. Er wärmte seine Hände über dem Feuer, als die Tür aufflog und Regan, den Umhang mit Schneeflocken bedeckt, die bleichen Wangen von der Kälte hübsch gerötet, hereinstürzte.
    Colin schob ihr die Kapuze von den silbrig blonden Haaren, wobei seine Hände vor Verlangen zitterten. Seine Lippen fanden ihren Mund, sie sanken gemeinsam auf das Lager und streiften ihre Kleider in aller Eile ab - wie eben zwei
junge Menschen, die all die Freuden erforschen wollten, die ihre geschmeidigen Körper zu geben und zu nehmen in der Lage waren.
    Tabitha empfand nichts als Zärtlichkeit für den Jungen, der Colin einmal gewesen war - schlank, muskulös, mit einem faltenlosen Gesicht, glatten Wangen, leuchtenden Augen - weit entfernt von dem Mann, der er inzwischen war.
    Aber bei dem Gedanken an Regan empfand Tabitha eine ungewohnte Bitterkeit. In ihr Mitleid mit dem Mädchen mischte

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