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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Augenblick Chaunceys übellaunige Mähre. »Guten Morgen, Lyssandra«, sagte sie fröhlich, öffnete die Tür der Box und zerrte den Sattel von dem Holzhaken. »Ich muss unbedingt nach Gotham zurück. Wenn Sie vielleicht meinem Vetter ausrichten könnten …«
    »Er ist nicht Euer Vetter.«
    Tabitha ließ den Sattel sinken und drehte sich langsam zu dem Mädchen um. Sie war ihr die Wahrheit schuldig. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe gehört, wie er Euch letzte Nacht angeschrien hat.« Ein müdes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Mich schreit er nie an. Mir begegnet er stets mit gleichbleibender Höflichkeit.«
    »Es liegt auf der Hand, was Sie denken. Aber letzte Nacht ist nichts zwischen uns beiden vorgefallen.«
    »Nur, weil Ihr ihn fortgeschickt habt.«
    Gerne hätte Tabitha es geleugnet, aber sie hatte diesem freundlichen, gütigen Mädchen nichts zu bieten außer Aufrichtigkeit. »Er wird Sie trotzdem heiraten. Sobald Sie achtzehn sind.« Beinahe wäre sie an den folgenden Worten erstickt: »Und er wird Ihnen ein guter Gatte sein.«
    »Ja.« Lyssandras Augen wurden dunkel vor Verbitterung, sodass sie plötzlich nicht mehr wirkte wie ein junges Mädchen, sondern wie eine erwachsene Frau. »Er wird mich auf die Wange küssen und mir zum Abendessen köstliche Dinge servieren. Meine Kinder wird er in seinen Armen wiegen und mich dafür loben, wie gut ich wirtschaften kann. Aber wenn er in mondhellen Nächten aus dem Fenster blickt, wird er nicht an mich denken, sondern an Euch.«
    Die Ältere schüttelte den Kopf. »Männer vergessen schnell.«

    »Ich bete zu Gott, dass er es tut.« Dann flüsterte Lyssandra, als schäme sie sich ihres Gefühlausbruchs: »Wohin wollt Ihr?«
    Tabitha war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Durch den Verzicht auf ihr Amulett gab sie vielleicht ihre einzige Chance zur Rückkehr in das einundzwanzigste Jahrhundert auf. Aber bliebe sie an diesem Ort und sähe Colin noch einmal, hätte sie vielleicht nicht mehr die Kraft, von ihm fortzugehen. Dann endete sie womöglich auf dieser Burg in den Bergen und wäre gezwungen, ihn heimlich im Dunkel zu lieben statt im hellen Sonnenschein. Sie würde alt und verbittert werden, während sie darauf wartete, dass er diese Frau verließ und zu ihr kam.
    Da das leider für keinen von ihnen jemals reichen würde, sagte sie leise: »Ich werde so weit fortgehen, dass er mich niemals findet.«
    Erleichtert wies Lyssandra auf ein schlankes graues Pferd in einer nicht weit entfernten Box. »Ihr könnt meinen Sturmvogel nehmen, wenn Ihr wollt. Colin hat ihn mir zu meinem zehnten Geburtstag geschenkt. Er ist sanft, aber schnell wie der Wind.«
    Tabitha beäugte das elegante Ross argwöhnisch. »Nein, danke. Ich nehme lieber Chaunceys Gaul. Zumindest ist der mir vertraut.« Sie schwang den Sattel auf dessen Rücken, um fort zu sein, ehe der Mut sie verließ.
    Nachdem sie eine Weile beobachtet hatte, wie unbeholfen Tabitha mit dem Zaumzeug herumfuhrwerkte, trat Lyssandra neben sie und zog die Lederriemen mit geübten Griffen fest.
    Als die blonde Lady das Tier in den Hof führte, folgte das Mädchen ihr. Tabitha kniff die Augen zusammen, blickte in die Ferne und merkte, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte,
welche Richtung für sie in Frage kam. Sie hätte sich leicht auf Brisbanes Burg wünschen können; aber angesichts der unvorhersehbaren Ergebnisse, die sie ohne das Amulett mit ihren Wünschen oft erzielte, fürchtete sie, vielleicht in seinem Verlies oder auf einem der todbringenden, von den Burgmauern aufragenden Spießen zu landen.
    Sie erschauerte. »Ich habe noch etwas zu erledigen. Könnten Sie mir freundlicherweise sagen, in welcher Richtung England liegt?«
    Lyssandra runzelte die Stirn, wies nach links, nach rechts und dann wieder nach links. Ehe Tabitha aufstieg, zog das Mädchen seinen Umhang aus und gab ihn ihr. »Kein gutes Wetter für eine Reise«, sagte sie.
    Tabitha schlang den warmen Wollstoff fest um ihren Leib und kletterte mühsam in den Sattel. Einzig sicher wusste sie, dass sie in Richtung des Kopfs und nicht des Schwanzes der Bestie blicken musste, wenn sie ritt. Als sie die Kapuze über ihre Haare zog, fielen bereits die ersten Regentropfen.
    Das Burgfräulein umfasste ihren Knöchel. »Gebt gut auf Euch Acht, Mylady! Und angesichts ihrer besorgten Miene erkannte Tabitha, dass sie es tatsächlich ernst meinte.
    Sie hätte gern gelächelt, aber alles, was sie zustande brachte, war ein feierliches Nicken, als sie

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