Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
besingt‹?« Und auch wenn ich deine Liebe durchaus erwidere, gibt es für uns beide keine Chance. Vielleicht schreibt man eines Tages ja eine Ballade über uns.«
    »Du bist klüger und gnadenloser, als ich dachte.«
    Nur dank seiner übergroßen Selbstbeherrschung schaffte er es, auf dem Absatz kehrtzumachen und sich zur Tür zu wenden. Doch als er dort angekommen war, zögerte er kurz, und in Tabithas Herzen wallte ferne Hoffnung auf.
    Als er sich indessen zu ihr umdrehte, wurde diese Hoffnung durch seinen entschlossenen Gesichtsausdruck zunichte gemacht. »Gib mir die Kette, Mädel! Ich lasse nicht zu, dass du losstürzt und Brisbane herausforderst. Noch nie habe ich mich hinter den Röcken einer Frau versteckt.«
    Tabitha war erschüttert, weil er sie so genau durchschaut hatte. »Wenn du Lyssandra heiratest, damit ihr Vater an deiner Seite kämpft, tust du auch nichts anderes.«
    Colin ließ sich nicht beirren. Mit ausgestreckter Hand kam er zu ihr zurück. »Ich lasse nicht zu, dass du dich noch einmal in Gefahr begibst. Brisbane ist ein gefährlicher Mann.«

    Tabitha hielt die Kette in die Luft. »Und hiermit bin ich eine gefährliche Frau?«
    »Gefährlicher für dich selbst, als für irgendjemand anderen. Ob du nun dein Leben mit mir verbringen willst«, er musste schlucken, ehe er weitersprach, »oder wo auch immer, möchte ich, dass es lang und glücklich wird. Das ist der Grund, weshalb ich die Kette behalten werde, bis du wieder bei Sinnen bist.«
    Seine Faust legte sich um das Amulett und machte ihr deutlich, dass er es sich auch gegen ihren Willen nähme.
    »Ich vertraute dir genug, dass ich es dir schon einmal übergab. Kannst du mir nicht genug vertrauen und es mir lassen?«, fragte sie erstickt.
    Obgleich seine Miene Bedauern verriet, entriss er ihr das dünne Goldkettchen, steckte es samt Smaragd in seine Tasche, verließ eilig den Raum und warf die Tür hinter sich zu.
    Tabitha sank schluchzend auf die Knie und vergrub ihr Gesicht unter der Bettdecke.
     
    Einige Stunden später eilte sie über den menschenleeren Hof, wobei sie sich immer wieder nach möglichen Verfolgern umblickte. Abgesehen von dem gelben Jagdhund, der ihr ein Stückchen nachgelaufen war, ehe er gelangweilt kehrtgemacht hatte, schien niemand auf der Burg zu merken, dass sie floh. Die Farbe des östlichen Horizonts schmolz langsam von Schwarz zu dunklem Grau, und es roch nach Regen - ein Geruch, so zeitlos und unverkennbar wie der Duft von Colins Haut.
    Sie trug wieder Magwyns geliehenes Kleid, aber immer noch fühlte sie sich seltsam nackt. Als sie die Vertiefung über ihrem Brustbein betastete, fehlte ihr die Schwere von Arians Amulett. Trotzdem ließe sie sich von Colins Starrsinn bestimmt
nicht davon abhalten, ihm ein Hochzeitsgeschenk zu machen, das ihm und seinen ungeborenen Kindern Jahre des Friedens bescheren würde.
    Sie, Tabitha Lennox, die früher einmal die Feuerwehr gerufen hatte, wenn sie in ihrem Badezimmer auf eine Spinne gestoßen war, nähme es jetzt des Mannes wegen, den sie liebte, mit einem mörderischen Irren auf. Vielleicht hatte sie nicht mehr die Kette, um ihre Zauberkraft zu lenken; aber sie hatte jede Menge Wissen aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert und ihre eigenen mächtigen, wenn auch etwas ungezügelten, magischen Kräfte, mit denen sich der Schurke sicher in die Knie zwingen ließ.
    Mit gerafften Röcken stieg sie über einen Haufen schnarchender Knappen hinweg, die den Rausch des abendlichen Festes ausschliefen. Sie hatte gehofft, Chauncey unter ihnen anzutreffen, fürchtete nun jedoch, dass er stattdessen mit seinem geliebten Milchmädchen zusammen war. Wieder blickte sie über ihre Schulter, doch der Schatten, den sie über den Hof flattern sehen hatte, musste der einer Schwalbe oder Fledermaus gewesen sein.
    Als sie lautlos den Stall betrat, wieherten die Pferde schläfrig auf. Der Heugeruch kitzelte sie in der Nase und beinahe hätte sie geniest. Auf der Suche nach einem vertrauten Gesicht ging sie von Box zu Box. Doch das Gesicht, das plötzlich vor ihr auftauchte, als eine in einen Umhang gehüllte Gestalt aus der Dunkelheit trat und die Kapuze nach hinten schob, war ein anderes als das erwartete.
    Lyssandra sah mit den tränennassen Wangen und violetten Ringen unter den Augen nicht weniger liebreizend aus als am Vorabend. Ohne ein Wort zu sagen, schlang sie die Arme um ihren Leib und bedachte Tabitha mit einem vorwurfsvollen Blick.

    Zu ihrer Erleichterung entdeckte Tabitha in diesem

Weitere Kostenlose Bücher